Hattingen. Die Musikinstrumenten-Truhe in der Altstadt besteht in zweiter Generation. Jens Berger übernahm es vor drei Jahren von Vater Udo.
- Streich- und Blasinstrumente werden in der Musikinstrumenten-Truhe seit 25 Jahren verkauft, repariert, verliehen
- Die Kunden kommen von weit her, was nicht nur an der Expertise von Inhaber Jens Berger liegt
- Familiäres Ambiente des Fachgeschäftes, in dem einige Kuriositäten an der Wand hängen, überzeugt.
Randvoll mit Instrumenten ist das kleine Fachgeschäft Musikinstrumenten-Truhe an der Emschestraße 44. Das Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert, in dem der Laden untergebracht ist, trägt zum Charme bei. Streich- und Blasinstrumente werden hier seit 25 Jahren verkauft, repariert und verliehen.
In den kleinen Fenstern hängen Geigen und eine Miniharfe, sie ersetzen das fehlende Schaufenster. „Laufkundschaft haben wir kaum. Man muss schon wissen, wo man uns findet“, erzählt Inhaber Jens Berger, der das Geschäft vor drei Jahren von seinem Vater Udo übernommen hat. Im Ausstellungsraum am Kirchplatz, mit großen Schaufenstern ausgestattet, finden derweil E-Bass und E-Gitarre Platz. Die zusätzliche Fläche soll bald zudem als Probefläche für sperrigere Instrumente wie E-Pianos genutzt werden, verrät Jens Berger.
Das familiäre Ambiente überzeugt
Der 32-Jährige bildete sich nach seiner Ausbildung durch einige Praktika zum Thema Musikinstrumentenbau weiter. So kann er – wie sein Vater – einige Reparaturen in der Laden-eigenen Werkstatt schnell und fachkundig ausführen. Zum Beispiel, wenn eine Beule aus der Trompete entfernt oder ein gebrochener Gitarrenhals geleimt werden muss.
Seine Kunden übrigens kommen von weit her, was nicht nur an der Expertise des Inhabers liegt. Jens Berger vermutet: „Viele Musikgeschäfte müssen schließen, weil es keine Nachfolger gibt.“ Bei Familie Berger zeichnete sich derweil schon früh ab, dass der Junior den Laden einmal übernehmen würde.
Zu seinen Kunden hat Jens Berger ein besonderes Verhältnis. Ob Anfänger, Hobby-Musiker oder Profi: Das familiäre Ambiente, auch die Eltern des 32-Jährigen helfen noch aus, überzeugt.
Jens Bergers Lieblingsinstrument ist übrigens das Saxophon, das er auch selbst elf Jahre lang spielte, dieses nun aus Zeitgründen aber aufgegeben hat. Momentan hat er allerdings ein Saxophon für rund 4500 Euro im Geschäft, es für einen Kunden zur Probe bestellt und das aktuell teuerste Instrument im Geschäft. Das günstigste sind kleine Plastikeier, die zu den Percussion zählen. 80 Cent kostet eins der sogenannten Eggshaker.
Den besonderen Service der Musikinstrumenten-Truhe zeichnet aus, dass Kunden hier Wunschinstrumente ausprobieren können, die Berger extra ordert. „Einige Firmen schicken Instrumente zur Ansicht zu“, so der Geschäftsinhaber.
Von Miniatur-Geige bis Türharfe
Auch bei Kindern und Jugendlichen steht das Saxophon hoch im Kurs. Aber auch die Gitarre gehört zu den Wunschinstrumenten Jüngerer. Da anfangs oft schwer abzusehen ist, wie groß die Musikleidenschaft ist und die Anschaffung eines Instrumentes oft teuer, bietet Berger an, Instrumente zu leihen. „Die Leihgebühr von bis zu sechs Monaten verrechnen wir mit dem Kaufpreis, wenn das Kind sich für das Instrument entscheidet.“
Zu den Kunden gehören übrigens auch Musik- und städtische Schulen, die im Rahmen des JeKi-Projekts (Jedem Kind ein Instrument) ihr erstes Instrument auswählen. Für sie bietet Berger etwa Posaune, Klarinette und Saxophon aus Plastik an.
Sagt’s – und zeigt auf die Wand, wo einige Kuriositäten hängen. Eine Geigen-Miniaturausgabe etwa, 36 Zentimeter klein, für drei- bis vierjährige Kinderhände gebaut. Eine weitere Kuriosität hängt an der Innenseite des Eingangs: eine Türharfe. „Die hat mein Vater damals aus der DDR mitgebracht“, verrät der 32-Jährige. Udo Berger nämlich war, ehe er die Instrumenten-Truhe in Hattingen eröffnete, Leiter des innerdeutschen Handels mit der DDR für Musikinstrumente. Dann kam die Wiedervereinigung; sein Job wurde überflüssig.
Ach ja: Wer den Klang einer Klingel nicht mag, der wird die sanften Töne, die die kleinen Klöppel der Türharfe bei Bewegungen der Laden-Eingangstür verursachen, gewiss lieben.