Hattingen. . Das Insekt mit einer Spannweite von acht Millimetern hat einen unstillbaren Appetit. Hattinger Rosskastanien sind nicht vor den Raupen sicher.

  • Rosskastanien im Stadtgebiet sind von Miniermotten befallen und verlieren bereits jetzt fast all ihr Laub
  • Die kahlen Bäume können weniger Nährstoffe für den Winter sammeln und werden dadruch geschwächt
  • Das Laub sollte so schnell wie möglich eingesammelt werden, weil in ihm für einige Tage die Motten leben

Tütenweise kommen Kinder derzeit mit Kastanien nach Hause. Die runden Kugeln werden zum Basteln gebraucht. Doch neben den Nussfrüchten landet viel braunes, vertrocknetes Laub auf dem Boden. Die Miniermotten sind daran Schuld, dass die Kastanien schon zu Beginn des Herbstes ihre Blätter abwerfen.

Wird das Laub nicht frühzeitig aufgesammelt, kommen die Insekten im nächsten Sommer wieder und fressen sich an den Rosskastanien in Hattingen satt.

An gleich mehreren Stellen im Stadtgebiet sind weißblühende Rosskastanien zu finden und sie alle hatten in diesem Jahr einen gemeinsamen Feind. „Die Miniermotte ist noch ein recht junges Problem. Seit Anfang 2000 gibt es sie flächendeckend hier bei uns. Vorher hat sie sich vom Balkan über Österreich ausgebreitet“, weiß Förster Thomas Jansen.

Seither fressen die Raupen der kleinen Falterart sich mit Vorliebe durch Rosskastanienblätter. Unterbrechen lässt sich das Festmahl meist nicht. „Es sei denn, man würde Gift einsetzen. Aber dieses tötet nicht nur die Miniermotte, sondern auch andere Baumbewohner“, erklärt Jansen, „deshalb ist genau abzuwägen, ob sich der Einsatz lohnt. Gerade im städtischen Bereich.“

Diese Rosskastanie muss gefällt werden.
Diese Rosskastanie muss gefällt werden. © Fischer

Auch die Kastanien an der Thingstraße hat es erwischt. Ihre Blätter sind von braunen Flecken überzogen – ein klares Zeichen für den Befall durch die Miniermotte. Die grünen Blätter sterben rund um den Fraßkanal, die sogenannte Mine, nämlich ab. Über das Blattwerk sammeln die Kastanien mit Hilfe von Photosynthese im Herbst noch Nährstoffe für den Winter.

Diese speichern sie als Vorrat, um im nächsten Jahr einen neuen Wachstumsschub starten zu können. Und genau hier liegt das Problem. „Die Bäume werden nicht gleich nach einmaligem Befall durch die Miniermotte sterben. Aber sie werden geschwächt und wachsen nicht.“ Jansen vergleicht das mit einem Menschen, dem plötzlich über die Hälfte seiner täglichen Kalorien gestrichen werden.

Im schlimmsten Fall hilfe nur noch das Fällen

Wie die Langzeitfolgen dieser Krankheit aussehen, kann selbst der Förster nicht abschätzen. Werden die Kastanien aber in jedem Jahr aufs neue geschwächt, leiden sie darunter. „Die Kastanien können marode werden. Dann stellen sie in der Stadt ein Sicherheitsrisiko dar und es hilft nur noch, sie zu fällen.“ Außerdem seien sie anfälliger für andere Krankheiten.

Betroffen sind allerdings meist nur weißblühende Rosskastanien. „Gibt es für die Motten zu wenig Kastanien, können diese auf einige andere Bäume übergehen. Aber das ist selten“, sagt Jansen. Rotblühende Kastanien bleiben übrigens von der Motte verschont. Die Insekten sterben bei einem Befall ab.

Austreiben werden die Rosskastanien aber auch im kommenden Jahr wieder. Sie sind durch die Miniermotte jedoch geschwächt.
Austreiben werden die Rosskastanien aber auch im kommenden Jahr wieder. Sie sind durch die Miniermotte jedoch geschwächt. © Fischer

Damit die Kastanien im kommenden Jahr nicht wieder von so vielen Motten befallen werden, kann gerade im Herbst etwas getan werden. Die Insekten fallen gemeinsam mit den Blättern zu Boden und leben für kurze Zeit im Laub, ehe sie sich zum Überwintern einbuddeln. „Man muss das Laub eigentlich täglich einsammeln. Aber gerade bei den städtischen Kastanien ist das nicht machbar. Selbst im privaten Bereich ist das schwer“, weiß Jansen.

Klebefalle für Motten im Frühjahr

Die eingesammelten Blätter sollten zur Grünannahmestelle gebracht werden. Wer sie im heimischen Komposthaufen entsorgt, sollte sie mit einer zehn Zentimeter dicken Schicht Erde abdecken. So kommen die Motten im nächsten Jahr nicht wieder. Das Falterproblem dadurch in den Griff zu bekommen, hält Jansen angesichts des Arbeitsaufwandes allerdings für unwahrscheinlich.

Eine andere Maßnahme kann im Frühjahr ergriffen werden, wenn die Motten wieder aus dem Boden in den Baum krabbeln. „Man kann dann einen Leimring um den Stamm ziehen“, sagt Jansen, „die Tiere bleiben dann an diesem kleben.“