Hattingen. . Der Wechsel vom vertrauten Fachwerk-H zum schlankeren Werbeauftritt sorgte 2007 im Rathaus und auf der Straße für lange und hitzige Diskusionen.

  • Der Wechsel vom vertrauten Fachwerk-H zum schlankeren Werbeauftritt sorgte 2007 für hitzige Diskusionen
  • Der CDU passte die ganze neue Marketing-Richtung nicht
  • Sie warf Bürgermeisterin Dagmar Goch „feudalherrschaftlichen Führungsstil“ vor

Braucht die Stadt ein neues Logo? Und wenn ja: Muss es dieses sein? Das Thema war Stadtgespräch und politischer Spaltpilz im Hattinger Herbst 2007. Über Wochen hinweg beherrschte das Gerangel um den neuen Werbeauftritt der Stadtverwaltung das öffentliche Leben und füllte Leserbriefspalten und Onlineforen der WAZ.

Was war passiert? Die Stadtspitze hatte beschlossen, das „Grafische Erscheinungsbild der Stadt Hattingen“ neu aufzustellen. Kernpunkt des 60 Seiten starken Konzeptes aus der Feder des Grafikbüros Serres-Design war der Austausch des alten Logos gegen ein neues. Das alte war das markante Fachwerk-H mit seiner Verbeugung vor der historischen Altstadt. Das neue kam leichter und filigraner daher und sollte nicht nur flotter wirken, sondern künftig auf allen Druckwerken und Publikationen, bei allen Tourismus- und Werbemaßnahmen für ein einheitliches Erscheinungsbild sorgen.

Dagmar Goch in der Schusslinie

Als „Krankenhaus-Betten“ verspotteten die Kritiker den neuen Werbeträger. Und überhaupt: Der CDU passte die ganze neue Marketing-Richtung nicht. Zu modern, wo bleibt denn da die Tradition, riefen die Christdemokraten. Direkt in der Schusslinie: Bürgermeisterin Dagmar Goch. Seit 2004 im Amt, sah sich die Sozialdemokraten massiven Vorwürfen an ihrem „feudalherrschaftlichen Führungsstil“ ausgesetzt.

Ein Logo für die ganze Stadt: Der Werbeträger ist heute überall zu sehen – auf Briefköpfen ebenso wie auf Autos.
Ein Logo für die ganze Stadt: Der Werbeträger ist heute überall zu sehen – auf Briefköpfen ebenso wie auf Autos. © Fischer

„Die Diskussion war sehr aufgeregt, teilweise unfair“, erinnert sich Thomas Griesohn-Pflieger, damals wie heute Stadtsprecher. „Dagmar Goch war großen Anfeindungen ausgesetzt, die Logo-Diskussion war auch eine politische. Aus der Rückschau ist es wohl gut, dass bei diesem Thema Porzellan zerschlagen wurde, da konnten dann später andere, wichtigere Dinge ruhiger diskutiert werden.“

Fast unverändertes Schnäppchen

Was mit 15 760 Euro als teuer kritisiert wurde, sei ein Schnäppchen gewesen, meint Griesohn-Pflieger, „weil Serres gute Arbeit geleistet hat. Das Logo ist bis heute fast unverändert im Einsatz, nur für Facebook und Banner waren Anpassungen vorzunehmen“.

Gerhard Nörenberg hat die Debatte „so scharf gar nicht mehr in Erinnerung“. Ja, wir wollten das alte Logo behalten, sagt der CDU-Partei- und Fraktionschef. Das habe etwas mit Tradition zu tun, nicht automatisch sei alles Neue gut. Heute ist das Logo für ihn kein Ärgernis mehr. „Ich weiß aber, dass viele Hattinger dem alten Logo immer noch nachtrauern“, berichtet Nörenberg. Zudem würde heute ja noch massiver mit der Altstadt geworben als vor zehn Jahren.

„Das neue Logo war der richtige Weg“, sagt Georg Hartmann, Geschäftsführer von Hattingen Marketing. „Corporate Identity war das Gebot der Stunde. Das Logo prangt auf allen Briefköpfen, E-Mails, Fahrzeugen, Tafeln und Plakaten. Heute fällt das Auge darauf und man nimmt es als vertraut wahr – das ist unsere Stadt.“