Hattingen. . Die evangelische Kirchengemeinde Winz-Baak feiert ein rundes Jubiläum. Ihre Pfarrer sehen den Wandel von Gruppen zu Projekten gut gestaltet.
- Gemeinde Winz-Baak feiert am zweiten Oktoberwochenende das 50-jährige Bestehen
- Herausforderungen in dieser Zeit seien groß, aber immer spannend gewesen
- Engagement in Gruppen und Kreisen lässt nach, dafür gibt es mehr Projekte
„Wir haben eine liebe Gemeinde, tolle Leute, es gibt Lust auf ein Miteinander“, schwärmt Pfarrer Bodo Steinhauer. Seine Gemeinde Winz-Baak feiert am zweiten Oktoberwochenende das 50-jährige Bestehen. „Jede Woche hat eine andere Farbe“, sagt Steinhauer und ist auch nach 31 Jahren glücklich mit allen, die sich verbunden fühlen. Und das seien längst nicht nur gläubige Christen.
Früher – da gab es in Hattingen eine Gemeinde. Und die hieß St. Georg. Mit den Jahren wuchs die Stadt und mit ihr auch die Evangelische Christengemeinde. Das war der Grund, warum in einzelnen Stadtteilen eigene Gemeinden entstanden. So auch die Gemeinde Winz-Baak, die zwei Pfarrerstellen hatte. Bodo Steinhauer, Birgit Crone und deren Mann Uwe schufen ein Solidarmodell. Sie teilten sich zu dritt die beiden Stellen.
Große Herausforderungen für die Gemeinde
In den Folgejahren gab es immer wieder personelle Veränderungen. Steinhauer und Birgit Crone blieben in Winz-Baak, Uwe Crone arbeitet in der Gemeinde Welper-Blankenstein. Die Herausforderungen seien groß, aber immer spannend. Verschiebungen in den Anforderungen gibt es in jedem Jahr. Und immer sind sie anders. In manchen Jahren sind es die finanziellen Rahmenbedingungen, denen man sich stellen müsse, dann wiederum änderten sich die Profile der Gottesdienste, in anderen Zeiten seien es bauliche Veränderungen, die die ganze Kraft fordern, dann wieder lägen die Akzente auf der seelsorgerischen Arbeit.
Aber genau in dem Wechsel liegt für Bodo Steinhauer der Reiz. Er liebt seine Arbeit und die Menschen. Die Aufgaben und vor allem die Gemeinschaft machen ihn glücklich. Verändert hat sich vieles in den Jahren. Zum Beispiel die Art und Weise, wie Menschen leben, wie sie ihren Alltag bestreiten, hat sich immens gewandelt. „Die Gemeinde ist nicht mehr so stark in Gruppen und Kreisen. Mittlerweile geht es mehr um Projekte, in denen sich die Menschen wiederfinden wollen. Anders als früher gibt es nicht mehr die Kreise von Älteren, jeder hat jetzt sein eigenes Gefüge.“ Das heiße auch, dass man mehr Angebote machen müsse, es sei alles komplexer geworden, um eine Botschaft zu transportieren. Man müsse immer sehen, welches Angebot ist für wen richtig.
Zerfaserung der Angebote
Für Pfarrer Steinhauer hängt dieses Zerfasern auf der einen Seite mit dem riesigen Medienangebot zusammen. Auf der anderen mit den über 330 gemeinnützigen Einrichtungen, die es allein in Hattingen gebe. „Ich finde das toll, dass das so ist, aber es hat natürlich Konsequenzen für das gesellschaftliche Zusammenleben. Es ist alles kein Selbstläufer mehr wie früher. Das Private verselbstständigt sich.“
Hinzu komme, dass die Familien nicht mehr zusammenlebten. „Die Kinder ziehen weg und leben häufig nicht mehr in der Nähe der Eltern. Welches Kind wohnt denn noch im Umfeld der Großeltern“, fragt der Pfarrer. Diese drastischen Veränderungen deprimieren ihn aber nicht. Sie spornen ihn an, Neues anzubieten, um die Gemeinde zusammenzuhalten. „Und das gelingt uns auch. In Winz-Baak ist der Gemeinschaftsgeist immer noch stark ausgeprägt.“
Einstellung zur Kirche verändert sich
Dabei verkennt Steinhauer nicht, dass sich die Einstellung vieler Menschen zur Kirche verändert hat. 8000 Einwohner hat Winz-Baak und 3000 Gemeindeglieder. Viele Muslime seien in den vergangenen Jahren ins Rauendahl gezogen, gleichzeitig habe auch durch den demografischen Wandel eine normale „christliche Bevölkerungsreduktion“ stattgefunden.
„Aber auch die Konfessionslosen gehören ohne Wenn und Aber zu uns, wenn sie das wollen, sie sind jederzeit willkommen. Und, wir erfinden uns immer wieder neu. Die Herausforderung macht Freude“, sagt Bodo Steinhauer fröhlich. Viele begrüßen die Offenheit der Winz-Baaker Kirche. Sie sind längst Teil der Gemeinde geworden, auch wenn sie mit Kirche nichts zu tun haben.
>> Das Programm zum Jubiläum
Die Evangelische Kirchengemeinde Winz-Baak feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Dazu haben sich die vielen Aktiven einiges einfallen lassen. Den Auftakt macht am Freitag, 6. Oktober, das Duo Taktlos and Friends. Acki Löbbecke (Gitarre und Gesang) und Carsten Stollmann (Klavier und Gesang) spielen Oldies und aktuelle Songs. Seit 1990 spielen die beiden bereits zusammen und sind bei Auftritten in ganz Deutschland sowie im angrenzenden Ausland unterwegs.
Jeder Auftritt ist anders, hat „sein eigenes unbekümmertes Flair“, heißt es. Klar, dass sich gute Laune auch aufs Publikum überträgt. Das Zusammenspiel mit Gästen ist eingeübte Praxis. Am Freitag sind mit dabei: Schorsch Koener (Akustiksologitarre), Gunter Asbeck (Bass und Gesang), Max Klaas (Schlagzeug) und Francesca Reyter (Violine). Karten gibt’s im Vorverkauf im Gemeindebüro, Schützstraße 2a, oder über andreasloebbecke@yahoo.de. Im Vorverkauf sind die Karten für 15 Euro zu haben, an der Abendkasse für 17 Euro. Einlass ist um 18.30 Uhr, Konzertbeginn um 20 Uhr.
Am Sonntag, 8. Oktober, wird der besondere Geburtstag dann ab 10.30 Uhr mit einem Familiengottesdienst zum Erntedanktag gefeiert. Mit dabei ist der Winz-Baaker Kinderchor, der evangelische Kindergarten, die Chorgemeinschaft und die Band Taktvoll. Anschließend gibt es Pfannengerichte, auch vegetarisch, heiße und kalte Getränke. Ein Kinderflohmarkt wird um 10 Uhr aufgebaut und es gibt Kinderspielaktionen mit den Erzieherinnen des evangelischen Kindergartens.
Auf ein ganz besonderes Highlight weist Pfarrer Steinhauer hin. Um 14 Uhr wird das Publikum mit einer richtigen Modenschau mit Kindern, Frauen und Männern unterhalten. „Die Models kommen natürlich aus unserer Gemeinde“, sagt der Pfarrer stolz.
Ab 15 Uhr geht es musikalisch weiter mit der Big Blast Company, einer Bigband, die Funk, Pop, Soul und Jazz spielt.