Hattingen. So viel Bayern mit Dirndl, Lederhose und Kniestrümpfen gab es selten im Ruhrgebiet. Freitagabend wurde im Henrichs das Oktoberfest gefeiert.
- Robert Laube, Direktor des Industriemuseums, will eine Veranstaltung zum Tanzen präsentieren
- Überraschend viel junges Volk ist in der Gebläsehalle zu finden, schunkelt, tanzt und singt mit
- Für viele ist es eine Herausforderung, sich in steife Lederhosen oder enge Dirndl zu zwängen
Busen, Blauweißes und Blaskapelle gab’s am Freitagabend in der Henrichshütte reichlich. G’stand’ne Mannsbilder im Krachledernen mit Kniestrümpfen und hübsche Frauen mit Dirndl und Blütenkränzchen im Haar – das sieht man in unseren Breitengraden nicht ganz so oft. Oktoberfeststimmung an der Ruhr. Und dann die Hände zum Himmel, kommt lass uns fröhlich sein. . . Es wurde geschunkelt, gefeiert, getanzt bis in die Morgenstunden.
Dass es irgendwann in Hattingen so richtig bayrisch werden musste, war abzusehen. Schließlich ist Jens Liebetanz, Vorsitzender von TuS Blankenstein, seit ewigen Zeiten Bayernfan. Von 1992 bis 2002 hatte er sein Feriendomizil in Bayern aufgeschlagen. „Ich finde die Menschen einfach klasse, die sind immer gut drauf, die Landschaft ist toll und die Sprache super.“
Los Spektakoloss heizen ein
Der 47-Jährige macht aus seiner Leidenschaft keinen Hehl. Die bezieht sich allerdings nicht auf den süddeutschen Fußball. Da schlägt sein Herz allerdings für einen Verein, der deutlich nördlich des Weißwurstäquators angesiedelt ist.
Robert Laube, Leiter der Henrichshütte, ist an dem Freitagabend natürlich auch stilecht in Lederhose anzutreffen. „Wir machen das ganze Jahr über Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen. Wir wollten auch mal einen Abend bieten, an dem man richtig tanzen kann.“ Das Konzept scheint aufzugehen.
Es sind erstaunlich viele junge Menschen da, die einfach nur Spaß haben wollen. Um die 250 Besucher sind gegen 21 Uhr im „Festsaal“, Tendenz steigend. 300 sind es schließlich, die ausgelassen feiern.
Schnell ist die Tanzfläche voll
Ungefähr 80 Prozent haben sich tatsächlich in Lederhose, beziehungsweise Dirndl gezwängt. „Meine Frau hatte doch einige Mühe, in das ungewohnte Kleidungsstück zu kommen. Da bin ich lieber solange mit dem Hund spazieren gegangen“, sagt ein Pseudo-Bayer und lacht sich schlapp. Stefan Mohr (47) vom TuS Blankenstein sitzt quasi verkleidet an der Kasse und hofft darauf, irgendwann abgelöst zu werden, damit er auch mitschunkeln kann. Die Lederhose, ergattert bei e-bay, sei noch sehr steif und deshalb nicht gerade bequem, gibt er zu. „Aber lustig ist’s schon.“
Seine Frau Slavica hat für das Fest genauso gearbeitet wie er, sie hat die von der Volksbank erst möglich gemachte Veranstaltung mit organisiert. Los Spektakoloss mit aberwitzigen Seppelhüten sorgen von Anfang an für Stimmung und heizen gut ein. Noch bevor die Band Partyinferno auftritt, ist die Tanzfläche voll und die Stimmung kaum noch zu steigern. Nicole Sonnenschein (48) und Bea Hiller (45) schmeißen sich in Pose für den Fotografen und finden die Veranstaltung nur klasse. Offensichtlich hatte dieses Event im Ruhrpott gerade noch gefehlt.