Hattingen. Verdi hat gegen den verkaufsoffenen Sonntag am 1. Oktober in Hattingen geklagt. Das Gericht lehnte ab. Pfarrer sehen Feiertags-Verkauf kritisch.
- Verwaltungsgericht Arnsberg lehnt Verdi- Klage Verdi gegen den verkaufsoffenen Sonntag am 1. Oktober ab
- Hattingens evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer kritisieren Feiertags-Ladenöffnung
- Verdi kann gegen das Urteil noch Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Münster einlegen
Das Verwaltungsgericht Arnsberg hat die Klage der Gewerkschaft Verdi gegen den verkaufsoffenen Sonntag am 1. Oktober abgelehnt. Diese Nachricht erreichte die erste Beigeordnete der Stadt Hattingen, Christine Freynik, am Dienstagnachmittag; sie habe sie „mit Freude zur Kenntnis genommen“, erklärte sie gegenüber der WAZ.
Das Gericht habe den Ratsbeschluss vom Juli zum verkaufsoffenen Sonntag im Rahmen der an diesem Freitag startenden und bis Sonntag dauernden Traditionsveranstaltungen Hattinger Herbst und Panhasfest in der Innenstadt „im Einklang“ mit den rechtlichen Bestimmungen zu Ladenöffnung und dem Schutz von Sonn- und Feiertagen gesehen, zitiert Freynik aus der Begründung des Urteils. Endgültig gesichert ist der „verkaufsoffene Sonntag“ am 1. Oktober damit aber noch nicht; Verdi kann gegen das Urteil Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Münster einlegen. Von der Gewerkschaft gab es hierzu am Dienstag bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme.
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Stellung zum Thema beziehen derweil Hattingens evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer. Auf Initiative von Martin Funda haben sie anlässlich der Ladenöffnung am 1. Oktober, an dem die Kirche Erntedankfest feiert, ein Schreiben verfasst. Auch Superintendentin Julia Holtz hat dieses unterschrieben.
Grenzen des Wachstums
Dass Sonn- und Feiertage daran erinnern, „dass auch Gott mal eine Pause gemacht hat – nach der Erschaffung der Welt“ und dass dieser „in seinen Spielregeln für den Menschen sagt, dass auch wir mal anhalten sollen in unseren Geschäften“, betonen die Geistlichen. Das Erntedankfest sei zudem „eine gute Gelegenheit darüber nachzudenken, was unsere Geschäfte füllt, woher alles kommt“. Und ob es „Grenzen des Wachstums gibt“.
In Hattingen nun solle der Feiertag Erntedank „aufgewertet“ werden durch das nebenbei laufende Herbst- und Panhasfest. „Das“, so Funda, „steigert vielleicht die Besonderheit dieses Tages. Aber ob eine Einkaufsmöglichkeit die Vertiefung der Gedanken über Produktion, fairen Handel und letztlich die Bedeutung des Menschen in der Schöpfung befeuert?“
Recht auf eine Pause
Er und seine Kollegen bezweifeln es. Alle Menschen hätten vielmehr „ein Recht auf eine Pause in ihren Alltagsgeschäften“, und das möglichst zur selben Zeit.
Nicht alle Bürger teilen diese Meinung. Heidelore Geschwentner (69) etwa sagt: Ein verkaufsoffener Sonntag biete „die Möglichkeit, einmal in Ruhe mit der Familie einkaufen zu gehen“. Sylvilin Lindemann (64) dagegen, lange im Einzelhandel tätig gewesen, hat verkaufsoffene Sonntage oft arbeitend erlebt. „Die gemeinsame Zeit mit meinem Mann, der an anderen Tagen Dienst hatte, war dadurch futsch. Was helfen mir da Freizeitausgleich und zusätzliches Geld?“
>>> INFO Verkaufsoffener Feiertag Fronleichnam gekippt
Den verkaufsoffenen Feiertag an Fronleichnam (15. Juni) hatte das Verwaltungsgericht Arnsberg noch gekippt. Begründung: Verdi sei von der Stadt nicht gehört worden, bevor die verkaufsoffenen Tage beschlossen wurden.
Darauf hörte die Stadt Verdi (neu) zum Thema an, im Juli dann fasste der Rat zu verkaufsoffenen Sonn- und Feiertagen einen neuen Beschluss.