Hattingen. . Kita-Verbund des Evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten sucht Paten, die mit Kindern musizieren. „Canto elementar“ heißt ein erfolgreiches Projekt
- Kita-Verbund des Evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten sucht Paten, die mit Kindern musizieren
- „Canto elementar“ heißt ein erfolgreiches Projekt
- Wer im Kita-Alter Freude am Singen kennenlernt, behält sie in der Regel sein ganzes Leben lang
Die Freude am Gesang ist uns in die Wiege gelegt – das glaubt der Hattinger Soziologe und Musikpsychologe Karl Adamek. Er hat in seinen Studien herausgefunden, dass Singen für die gesunde Entwicklung von Kindern unverzichtbar ist. Darum will er die Freude am Singen so früh wie möglich fördern – und bereitet derzeit gemeinsam mit den ev. Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Hattingen-Witten das Projekt „Canto elementar“ vor. Gesucht werden Menschen, die ihre Freude am Singen ehrenamtlich an Kinder weiterschenken möchten.
Welche Idee steckt hinter dem Projekt „Canto elementar“?
Karl Adamek: Kindergartenkinder, die einfach und leistungsfrei singen, entwickeln sich wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge auf allen Ebenen besser, besonders ihre Sprachkompetenz und emotionale Intelligenz. Singen ist Kraftfutter für Kinderhirne, aber auch bis ins hohe Alter, wie der Neurobiologe Gerald Hüther feststellt.
Wird denn in den Familien nicht mehr gesungen?
Nur noch selten. Auch deshalb, weil das einfache Singen gesellschaftlich unterschätzt wurde und seit fast 40 Jahren bundesweit aus den Ausbildungsrichtlinien für Erzieherinnen und Grundschullehrer gestrichen wurde. Erfreulicherweise steht die Wiederaufnahme in die Ausbildungsrichtlinien im neuen Koalitionsvertrag NRW, worum ich mich seit vielen Jahren mit unserem Netzwerk „Il canto del mondo“ bemühe.
Rudelsingen, Talentshows und der ständige Knopf im Ohr – Musik ist offenbar aus dem Leben auch junger Leute nicht wegzudenken. Warum setzt das Konzept denn schon im Kindergartenalter an?
Bis zum siebten Lebensjahr erfolgen die entscheidenden Prägungen eines Menschen. Es wäre deshalb sinnvoll, viel mehr Aufmerksamkeit und Geld in diese Lebensphase zu investieren. und hat eine Kraftquelle bis ins Alter.
Wie läuft „Canto elementar“ konkret in den Kitas ab?
Die Idee, dass Singpaten mit Kindern singen, hat sich bundesweit jetzt schon 15 Jahre lang bewährt. Denn Kinder lernen am besten von Menschen, die selbst gerne singen. Bei den meisten Älteren ist das einfache Singen noch selbstverständlich. Etwa zehn Singpaten singen wöchentlich gemeinsam mit den Kindern in einer Kita. Das tut den Singpaten natürlich genauso gut wie den Kindern, die begeistert sind. Die meisten Singpaten sagen, dass das gemeinsame Singen der schönste Termin in der Woche geworden ist. Deshalb sind die bisherigen Singpatengruppen in anderen Städten schon mehr als zehn Jahre stabil und erneuern sich immer wieder selbstständig.
Gesungen werden sollen ja vor allem deutsche Volkslieder. Ist das nicht unzeitgemäß?
Das kommt uns Deutschen oft so vor. In anderen Ländern wie Irland, England, den skandinavischen Ländern oder in Osteuropa wäre das noch nicht einmal eine Frage. Wir haben seit dem Missbrauch des Singens in der Nazizeit noch immer ein gebrochenes Verhältnis zum einfachen Singen. Wenn man weiß, dass Singen wissenschaftlich erwiesen unsere Gesundheit fördert und vor allem unsere Potenziale der Mitmenschlichkeit, dann ahnt man, was uns verloren zu gehen droht.
Wer kann Singpate werden?
Jede oder jeder, die oder der von Herzen gerne singt und das gerne an unsere Kindergartenkinder weitergeben möchte.