Hattingen. Seit 90 Jahren gibt es den Angelsportverein Henrichshütte 1927 in diesem Jahr. Längst nicht mehr alles dreht sich ums Wasser und um die Fische.
- Seit 90 Jahren gibt es den Angelsportverein Henrichshütte 1927 in diesem Jahr
- Größter Unterschied zwischen damals und heute: Stand früher das Angeln im Mittelpunkt, so ist es heute der Natur- und Tierschutz
- Was die Renaturierung der Ruhr angeht, so ist das ein Thema, das die Mitglieder viel diskutieren
Seit 90 Jahren gibt es den Angelsportverein (ASV) Henrichshütte 1927 e. V. in diesem Jahr. Größter Unterschied zwischen damals und heute: Stand früher das Angeln im Mittelpunkt, so ist es heute der Natur- und Tierschutz, sagt Sprecher Walter Banhold. „Wir wollen nachhaltig fischen und aus einem gesunden Habitat ein erstklassiges Lebensmittel entnehmen.“
80 Prozent der Vereinsarbeit sind dem Naturschutz und der Landschaftspflege gewidmet. Fünf Arbeitsstunden für den Naturschutz muss jedes Mitglied jährlich leisten. „Allein bei der Aktion Saubere Ruhr kommen jedes Mal 600 Arbeitsstunden zusammen“, so Banhold. Die Aktion lief in diesem Jahr zum 42. Mal und war damals die erste, mit der der ASV als für den Naturschutz engagiert in Erscheinung trat. „Die Gemeinnützigkeit hat der Verein nicht, weil wir angeln, sondern wegen dieses Engagements, das allen dient.“
Heute geht es im Verein auch um Aufklärung, es gibt sogar Mikroskope, damit Kinder wie Erwachsene Untersuchungen machen können, der Fischbestand wird regelmäßig erhoben. Und längst dreht sich nicht mehr alles ums Wasser und um die Fische. 2016 erst haben die Vereinsmitglieder eine Obstbaumwiese am Vereinsheim am Ruhrdeich angelegt. 260 Kubikmeter Erde, „3900 Schubkarren voll“, so Banhold, wurden mit Hilfe des Landschaftsbauers Sümmermann aufgebracht. „Denn auf dem Gelände „war früher eine Sinter-Anlage, wir mussten den Boden durchlässig machen“. 22 Bäume sind auf einem 1100 Quadratmeter großen Gelände gepflanzt worden.
Angelstrecke ist 16 Kilometer lang
Die Kosten, die der Verein trägt, sind hoch. „Allein 20 000 Euro Pacht zahlen wir jährlich an die Ruhrfischerei-Genossenschaft für die etwa 16 Kilometer lange Angelstrecke zwischen der Brücke Stiepel und der Gaststätte Zum Deutschen“, erklärt Schatzmeister Jan Sowada. Hinzu kommen u. a. die Pacht fürs Gelände, für die Energieversorgung, fürs Abwasser.
Fotos von sich mit einem gefangenen Fisch zu machen, kann zum Ausschluss aus dem Verein führen. Denn: Fasst man den Fisch an, verletzt man seine Schleimhaut, er hat Schmerzen“, erörtert Banhold. Immer wieder setzen die engagierten Mitglieder auch heimische Fische in die Ruhr ein. „Manche sagen, dass wir sie nur wieder rausholen wollen. Aber wenn wir 15 000 einsetzen, angeln wir vielleicht 80.“
Sogar der Begriff „Angelsport“, von Anfang an im Vereinsnamen, ist dem Vorstand ein Dorn im Auge, denn „ein Sport ist Angeln nicht“, betont Banhold. Er erklärt, wie der Name entstand: „Damals wollte man sich von den Berufsfischern abgrenzen, das Wort Hobby gab es noch nicht.“ Dabei ist es schon sportlich, wenn die Angler manchmal bis zum Angelplatz Kilometerweit laufen – mit bis zu 30 Kilogramm Ausrüstung. „Mit dem Auto vorzufahren, das gibt es bei uns nicht“, stellt Banhold klar.
Renaturierung der Ruhr ist Thema
Was die Renaturierung der Ruhr angeht, so ist das ein Thema, das die Mitglieder viel diskutieren. Einigkeit gibt es in diesem Punkt nicht. „Wir begleiten die Renaturierungsmaßnahme kritisch-konstruktiv“, sagt Banhold. Verhindert werden soll auf jeden Fall, dass „eine wassergekühlte Grillinsel entsteht“, sagt er plakativ.
Menschen aus vielen Nationen gehören zum Verein, „das Zusammenleben klappt wunderbar“, führt Banhold aus. Mehr als 400 Mitglieder zählt der ASV inzwischen – und legt Wert auf die Jugendarbeit. Regelmäßig hält auch er Vorträge für Jugendliche: „Warum sollen wir unser Wissen mit ins Grab nehmen? Wir geben es lieber weiter.“ Damit der Verein eine Zukunft hat.
Die nähere sieht so aus: Drei Bienenstöcke sollen 2018 noch auf die Streuobstwiese gebracht werden.