Hattingen. Zehnjährige machen mit bei der U-18-Wahl der Katholischen jungen Gemeinde. Politikunterricht hilft Kindern und Jugendlichen bei der Meinungsbildung
- Zehnjährige machen mit bei der U-18-Wahl der Katholischen jungen Gemeinde
- Politikunterricht hilft Kindern und Jugendlichen bei der Meinungsbildung
- Aber auch Zeitungen und Fernsehen bieten Informationen
Vor dem Pastor-Schoppmeier-Haus parkt Ben seinen Cityroller. Extra für die U18-Wahl ist der Zehnjährige zum Wahllokal der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) gefahren. „Cool wäre, wenn ich richtig wählen könnte“, sagt Ben. Er bekommt einen Wahlzettel und verschwindet in der aufgebauten Wahlkabine. Schließlich soll die Wahl ja möglicht realitätsnah ablaufen, auch wenn die Stimmen nicht für die Bundestagswahl am 24. September zählen.
Wahlzettel auf DIN-A-4 geschrumpft
Selbst der Wahlzettel sieht fast so aus wie der echte. Allerdings ist bei der U18-Wahl nur die Zweitstimme auf dem Wahlbogen, auch auf den Wahlzetteln in der KjG ist nur die Zweitstimme zu finden. „Der Wahlzettel war trotzdem ein bisschen überfordernd“, sagt Ben. Und das, obwohl man ihn auf DIN-A-4 geschrumpft hat.
Der Zehnjährige hat sein Kreuz gemacht und versenkt den gefalteten Wahlzettel in der verschlossenen Urne. Ein besonderes Gefühl war das nicht, obwohl er zum ersten Mal „gewählt“ hat. Die Partei, für die er sich entschieden hat, setzt sich für Demokratie und Flüchtlinge ein. Das sind genau die Themen, die Ben wichtig sind. „Angenommen, wir müssten fliehen – dann wäre es ja doof, wenn wir nicht irgendwo hin könnten.“
Informationen aus der Zeitung
An den Wänden im Wahlraum hängen Plakate mit Fragen wie „Wie sieht gute Bildung für euch aus und wie wollt ihr das erreichen?“ oder „Was macht ihr für die Jugend außerhalb der Schule?“ Darunter stehen die Antworten der Parteien, die die Fragen speziell für die U18-Wahl beantwortet haben. In den Gruppenstunden haben die KjG-Betreuer mit den Kinder die Plakate besprochen und erklärt, wofür die unterschiedlichen Parteien sonst noch stehen. Ben informiert sich außerdem in der Zeitung und im Fernsehen über die Themen. Warum das Wahlalter bei 18 liegt versteht er nicht. „Warum denn nicht bei 20 oder 15?“
Diese Meinung teilt auch Svenja. Die 14-Jährige findet, die Teilnahmen an der Bundestagswahl sollte schon ab 16 möglich sein. Sie selbst sei aber noch zu jung dafür: „Ich kenne mich mit den Parteien nicht aus und weiß überhaupt nicht, ob ein Thema wichtig ist oder nicht.“ Einige Themen, wie etwa der Zustand der Straßen, würden total überbewertet. Trotzdem sei es schon cool zu wählen, auch wenn man wisse, dass es nicht richtig ist.
Bein Wählen geht’s um Themen
Ihre Stimme hat sie der FDP gegeben. „Ich finde gut, dass sie sich für die Digitalisierung und die Bildung einsetzt“, sagt die 14-Jährige. Eigentlich habe sie sich gar nicht zwischen SPD und FDP entscheiden können. An der SPD gefalle ihr, dass sie sich auch für die Mittelschicht einsetze. Wofür sich die Parteien engagieren, lernt Svenja im Politikunterricht in der Schule. Deswegen geht es ihr beim Wählen auch eher um die Themen und nicht um die Spitzenkandidaten: „Die kenne ich kaum.“
Der Wahl-O-Mat hat Svenja übrigens eine ganz andere Partei vorgeschlagen: die V-Partei. Warum sie die nicht gewählt hat? „Ich weiß ja nicht, was die machen.“