Hattingen. Experte erläutert Bürgern Ist-Zustand und Entwicklungsperspektiven des Hattinger Einzelhandels. Händler sehen aktuelle Probleme nicht angesprochen

  • Den Entwurf zum Masterplan Einzelhandel stellte ein Experte am Dienstagabend im Rathaus Bürgern vor
  • Händler hatten auf Vorschläge zur Lösung aktueller Probleme des Einzelhandels gehofft: den Leerstand und den Müll.
  • Doch diese sind im Masterplan-Entwurf kein Thema. Dafür sieht Experte Nachholbedarf bei der Digitalisierung

„Masterplan Einzelhandel“: Das Thema, zu dem die Stadtverwaltung für Dienstagabend zu einer Bürger-Informationsveranstaltung ins Rathaus eingeladen hatte, weckte bei manchem Besucher große Erwartungen. Auf Vorschläge, wie die aktuellen Probleme des Einzelhandels im Zentrum konkret angegangen werden können, hatten insbesondere dort ansässige Händler gehofft. Doch die sind im Masterplan-Entwurf kein Thema.

In dem Entwurf, den Jörg Lehnerdt vom Gutachterbüro BBE Handelsberatung aus Köln den rund 20 Anwesenden vorstellte, ging es vielmehr darum, die Ist-Situation des Einzelhandels in der Stadt und dessen Entwicklungsperspektiven im großen Rahmen zu beleuchten: Welche Handelsbranchen gibt es hier? Wie viel Verkaufsfläche haben sie, wie viel Umsatz und Wachstumspotenzial? Wo kommen die Kunden her? Und wie sieht es mit der fußläufigen Nahversorgung aus? Eine solche Bestandsaufnahme sei ein wichtiges Steuerungsinstrument, betonte Lehnerdt. Denn: „Wenn sie sagen, wir lassen den Handel sich einfach entwickeln, kann es sein, dass sie Strukturen bekommen, die sie so nicht gewollt haben“.

Einzelhandel ist gut für die Zukunft aufgestellt

Hattingens Einzelhandel sei unterm Strich „recht gut aufgestellt für die Zukunft“ lautete nach Auswertung aller Fakten Lehnerdts Fazit. Insbesondere für Geschäfte in der Innenstadt sehe es – gerade aufgrund des Flairs und der vielen Gastronomie-Betriebe – gut aus, diese Mischung sei „eine Art Lebensversicherung für die Zukunft“.

Aber der Experte benannte auch Schwachpunkte des Hattinger Einzelhandels aus seiner Sicht – etwa den, dass in Winz-Baak die fußläufige Nahversorgung „nicht so toll ist, wie man es sich für einen Stadtteil dieser Größenordnung wünschen würde“. Und bei der fürs Überleben immer wichtiger werdenden Digitalisierung (eigener Onlineauftritt, Internethandel, etc.) hätten viele Händler noch großen Nachholbedarf. Stadtmarketing-Chef Georg Hartmann verriet daraufhin, man sei am Thema dran. Ziel sei es, eine gemeinsame Internet-Plattform für die Händler zu erarbeiten.

Dass Fazit der Anwesenden zum Masterplan? Fiel gemischt aus. Den Ist-Zustand des Hattinger Einzelhandels zu erfassen, „macht schon Sinn“, sagte etwa Rainer Schröter, Inhaber der Weinhandlung „Vom Fass“ auf der Großen Weilstraße. Aber: „Unsere aktuellen Probleme werden im Plan gar nicht angesprochen.“ Der Leerstand auf der oberen Heggerstraße, das Sorgenquartier Kleine Weil­straße, das ungepflegte Grün in der Fußgängerzone, die teils weit von den Läden entfernten Parkplätze.

Ähnlich urteilten andere, so auch Jürgen Schwiese. „Für mich“, so der Inhaber des Dessousgeschäfts „Hautnah“ im Steinhagen, „bleibt der Leerstand das Hauptthema. Hätte ich vorher gewusst, was mich hier erwartet, wäre ich womöglich gar nicht gekommen.“