Hattingen. Viele haben den Schlagabtausch zwischen Merkel und Schulz verfolgt. Als Hilfe bei der politischen Meinungsbildung sehen ihn die wenigsten Bürger.
- Viele haben den Schlagabtausch zwischen Merkel und Schulz verfolgt
- Als Hilfe bei der politischen Meinungsbildung sehen ihn die wenigsten Bürger
- Stellungnahmen zur Türkei finden den größten Beifall
16,23 Millionen Menschen verfolgten das TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Martin Schulz. Auch viele Hattinger schalteten ein und bildeten sich ihre Meinung über die beiden Kontrahenten.
„Mich hat Schulz auf sachlicher Ebene überzeugt“, sagt Christian Erlemann. Merkel sei den Fragen dagegen zu oft ausgewichen. Und dass sie gemeinhin als Gewinnerin gelte, überrasche ihn schon. Doch hält er ein solches Fernsehformat nicht für geeignet, um sich eine politische Meinung zu bilden. „Die Sendung kann dafür nur ein Mosaiksteinchen sein.“ Er sei jedoch neugierig gewesen, wie Schulz sich schlägt. „Rhetorisch ist er durchaus gewandt, nur sprach er wenig akzentuiert.“
Interesse an Europa und der Flüchtlingspolitik
Auch Isabel Guillen verfolgte das Duell, obwohl sie am 24. September nicht mal wählen darf. „Ich bin Spanierin, ohne im Besitz der doppelten Staatsbürgerschaft zu sein“, erklärt sie. Doch da sie hier lebt, interessiert sie auch das Geschehen auf der politischen Bühne; vor allem in Bezug auf Europa und die Flüchtlingspolitik.
„Es war richtig, dass beide klar Stellung zur Türkei bezogen und mit den Verhandlungen aussetzen wollen“, lobt sie die Kontrahenten. Andererseits sei sie überrascht, wie Merkel während der Flüchtlingskrise handelte. „Sie gab sich sehr offen.“ Und dennoch habe Merkel das TV-Duell für sich entscheiden können. „Sie saß fester im Sattel.“
Rainer Mumme schaltete erst gar nicht ein. „Für mich war das EM-Volleyball-Finale die bessere Alternative, da ist wenigstens etwas passiert.“ Das TV-Duell ist für ihn nur konfektionierte Ware. Zu viel werde von den Parteien hineindiktiert. „Und die Bürger werden nicht mit einbezogen.“
Kreuzchen wird mit Bauch und Verstabd gemacht
Sein nächster Kritikpunkt: Inhalte rücken zurück. „An erster Stelle stehen Emotionen“, sagt er. Das gehöre durchaus dazu. „Das Kreuzchen auf dem Stimmzettel wird eben mit Bauch und Verstand gemacht.“ Doch dazu boten die Kandidaten zu wenige Ecken und Kanten. „Es soll ja eine sehr friedliche Veranstaltung gewesen sein.“
Chantal Kubitsch brauchte das TV-Duell nicht, um sich eine Meinung zu bilden. „Denn die habe ich schon längst“, sagt sie. Kubitsch wird ihr Kreuzchen bei einer kleineren Partei setzen. „Denn die beiden großen Parteien müssen erst erneut mein Vertrauen gewinnen.“
Beim Duell hatte ihrer Meinung nach Merkel klar die Nase vorne, sammelte sogar Sympathiepunkte. Wählen wird sie die Kanzlerin dennoch nicht: „Merkels Flüchtlingspolitik macht mir Sorgen.“ Auch wenn sie es grundsätzlich toll findet, wie die Menschen hier aufgenommen wurden, „oder dass ihre Familien nachkommen dürfen.“