Hattingen. . Die Hattinger Imker fürchten kein Bienensterben in ihren Stöcken. Ursache für den Tod von Völkern sei oft, dass sie nicht richtig geführt werden.

  • Riesige Agrarfläche ohne blühende Pflanzen sind für Bienen ein Problem
  • Imker müssen ihre Bienenvölker auf den Winter vorbereiten – auch mit einer Behandlung gegen Milben
  • Wildbienen sind tatsächlich bedroht, weil der Lebensraum für sie fehlt

„Ein Bienenvolk muss nicht sterben, wenn es richtig vom Imker geführt wird“, weiß Susanne Staab. Sie ist selbst Imkerin und hat sich auf die Bienenvermehrung spezialisiert. Gerade jetzt, wo die Imker ihre Tiere auf den Winter vorbereiten, kann viel schief gehen. Sollten die Bienen im nächsten Frühjahr nicht wieder ausfliegen können, lag der Fehler beim Imker. Das Sterben der Honigbienen ist, mit richtiger Haltung, vermeidbar.

Riesige Agrarflächen, auf denen nicht mal eine Mohnblume wächst, sind das Problem. In solchen Gebieten finden die Honigbienen wenig Futter. „Das haben wir in Hattingen nicht. Eine Mischlandschaft ist super und deshalb eignet sich die Stadt perfekt zum Imkern“, erklärt Staab.

Landwirte gehen moderat mit Pestiziden um

Außerdem beobachtet Imker-Kollege Horst Schmerbeck, dessen Bienen am Zippe stehen, dass die Landwirte hier deutlich moderater mit Pestiziden umgehen. Die sind zwar ein Problem – vor allen Dingen bei großen Agrarflächen. „Es gibt bestimmte Regeln, an die sich die Bauern halten müssen. Das klappt eigentlich ganz gut“, erklärt er, „manchmal mähen die Bauern nur so schnell die Felder, dass kaum eine Blume nachwachsen kann.“

Nun sammeln Horst Schmerbecks Bienen nur noch für sich. Das Zuckerwasser lagern sie als Vorrat in den Waben ein.
Nun sammeln Horst Schmerbecks Bienen nur noch für sich. Das Zuckerwasser lagern sie als Vorrat in den Waben ein. © Fischer

Geschadet hat das den Bienen des Imkers nicht. Sie halten sich normalerwiese nicht mit einzelnen Blümchen auf. „Honigbienen sammeln in Massen. Sie freuen sich über eine Linde mit voller Blütenpracht. „Es gibt immer einen Scout. Der fliegt los und guckt, wo es etwas zu holen gibt“, beschreibt Schmerbeck. Wieder zurück im Stock gibt dieser den fleißigen Bienchen dann bescheid und sie machen sich auf den Weg. „Bienen sind aber nicht wählerisch und nehmen fast alles“, weiß der Imker.

Imkerverein hat 60 Mitglieder

Rund 60 Mitglieder hat der Hattinger Imkerverein. Zum ende des Jahres 2016 gab es in Hattingen 247 Bienenvölker. Manche Imker haben nur ein Volk. Andere wie Horst Schmerbeck starten mit zwölf Völkern in eine Saison. Zu Beginn des Jahres besteht ein solcher Hofstaat aus 10 000 Bienen, bis Juni werden es 30 000.

Einige von ihnen werden es allerdings nicht aus der Winterruhe schaffen. „Kluge Imker nehmen immer ein Volk zu viel mit in den Winter“, rät Schmerbeck, „ich habe zwölf. Sollten es nach der Ruhezeit weniger als zehn sein, habe ich etwas falsch gemacht.“

Wildbienen sind gefährdet

Wenn es um das Sterben der Honigbiene geht, ist auch immer der Imker in der Verantwortung. Gegen die Varroa-Milbe kann ein Volk zum Beispiel behandelt werden, sodass es fit in kalte Tage startet und die Parasiten im Stock nicht überleben. „Sommerbienen leben nur rund drei Wochen. Dann werden sie durch andere Arbeiterinnen ersetzt. Winterbienen müssen hingegen fünf Monate überleben“, so Staab.

Die Extra-Behandlung bekommen wildlebende Bienen nicht. Viele Arten sind gefährdet, weil der Lebensraum fehlt. Sie leben nicht in Stöcken, sondern auf blütenreichen Wiesen und Felden. Selbst vor den städtischen Grünflächen machen sie nicht Halt. „Dort geht es ihnen gut, weil alles blüht“, freut sich Susanne Staab über das Hattinger Blumenmeer jenseits der Innenstadt.