Hattingen. . Den Freimaurern wurde ihre Gemeinnützigkeit aberkannt, weil sie nur Männer aufnehmen. In Hattingen gibt es kaum reine Frauen- oder Männervereine.

  • Das Urteil des Bundesfinanzhofs verschreckt viele Vereine, die Hattinger reagieren gelassen
  • Selbst im Männergesangsverein sind Frauen willkommen – sie dürfen dann nur nicht mitsingen
  • Rotarier stellten ihre Satzung bereits vor zehn Jahren um und werden aktuell von einer Frau geführt

Ein Urteil des Bundesfinanzhofs verschreckt zurzeit viele Vereine. Es besagt, dass die Freimaurerloge keine Gemeinnützigkeit mehr anerkannt bekommt, weil diese nur Männer als Mitglieder aufnimmt. Auch in Hattingen gibt es noch reine Männer- und Frauenvereine.

Der Klassiker: Männergesangvereine. Friedel Stratmann, Vorsitzender des MGV Liederfreund, hat von seinem Dachverband bisher noch nichts zum Thema gehört. „Aber bei einem Männerchor liegt das doch in der Natur der Sache, das ist doch Tradition.“ Allerdings könnten Frauen Mitglied werden, sie dürfen nur nicht mitsingen. Der Verein habe sogar eine Menge weiblicher Mitglieder.

Gemeinnützigkeit des Damenchors erneuert

Auch der Damenchor Hattingen-Welper ist erstaunt über so ein Urteil. „Unsere Gemeinnützigkeit wurde erst 2016 für drei Jahre verlängert“, sagt die erste Vorsitzende Sonja Bellmann. „Wir sind ein reiner Frauenchor, das schlägt sich ja auch in der Partitur nieder. Aber wir schließen per se niemanden aus. Mitglieder werden dürfen auch Männer.“

„Als wenn wir sonst keine Probleme hätten“, ärgert sich Uli Müllers, Vorsitzender des Männerchors Deutsche Eiche Hammertal. „Ich halte die ganze Angelegenheit für Kokolores.“ Man nehme natürlich Frauen als Vereinsmitglieder auf, nur singen dürften sie nicht. Früher, sagt Müllers, habe der Verein sogar Geld von der Stadt bekommen, „weil wir Kulturschaffende sind. Heute muss der Verein Geld für Räume bezahlen, rechtlich werden wir doch sowieso drangsaliert“. 160 Mitglieder habe der Verein, 35 seien aktive Sänger. Ohne die Frauen des Vereins komme man ohnehin nicht klar. „Die machen das, was Frauen wirklich besser können als Männer: für Kaffee und Kuchen sorgen.“

Wandel im Laufe der Jahrzehnte

Rosemarie Nonhoff von der KfD St. Peter und Paul sieht das Urteil gelassen, fragt aber, ob es sonst keine Probleme gebe. Sie ist seit Jahrzehnten ehrenamtlich bei der Caritas aktiv, hilft beim Sommerfest von St. Josef und beim Besuchsdienst. „Die KfD hat sich in den Jahrzehnten so oft gewandelt, das wird sie auch dieses Mal tun, wenn es nötig ist.“ Früher habe es Mütterverein geheißen, dann wurden auch Frauen ohne Kinder aufgenommen und schließlich auch nicht verheiratete Frauen. „Warum sollten wir keine Männer aufnehmen?“

Jörg Schönenborn, Präsident der Lions Hattingen-Ruhr, kannte das Urteil bereits. „Wir haben ein Rundschreiben bekommen, dass das Urteil juristisch geprüft wird. Zurzeit sei es noch ein reiner Männerverein, was auch daher komme, dass es in der Umgebung auch reine Lions-Frauenclubs gebe. „Es ist so organisiert, dass unser Lionsclub zurzeit ein reiner Männerclub ist, der Förderverein allerdings gemeinnützig ist. Ich hätte aber auch überhaupt keine Probleme, Frauen aufzunehmen“, betont er.

Rotarier haben sich längt für Frauen geöffnet

Thomas Degener, Clubpräsident der Rotarier Hattingen für das vergangene Jahr, sieht dem Urteil des Bundesfinanzhofs völlig gelassen entgegen. „Die Rotarier international haben schon vor Jahren angeregt, die Satzung zu ändern und die Mitgliedschaft für Frauen zu öffnen. Die Idee haben die Rotarier in Hattingen schon vor zehn Jahren umgesetzt. Wir haben aktuell mit Manuela Mertens sogar eine Präsidentin an der Spitze.“