Hattingen. Revierförster Thomas Jansen spricht über den Zustand des Hattinger Waldes. Eschen werde es beispielsweise bald gar keine mehr geben, vermutet er.
- Der Zustand des Waldes sei stabil – „allerdings auf besorgniserregendem Niveau“, so der Revierförster
- Thomas Jansen ist zuständig für rund 3300 Hektar Wald in Hattingen und Sprockhövel
- Viele Buchen sind infolge der extrem niederschlagsarmen und heißen Monate Mai und Juni vertrocknet
Wer von Revierförster Thomas Jansen kurz gefasst wissen möchte, wie es um den hiesigen Wald bestellt ist, erhältlich zur Antwort: „Sein Zustand ist stabil – allerdings auf besorgniserregendem Niveau.“
Zwar wird der Gesundheitszustand der Wälder in Hattingen weder von ihm noch vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW mittels eigener Erhebung dokumentiert. Aber Jansen, zuständig für rund 3300 Hektar Wald in Hattingen und Sprockhövel, sieht auch so, dass der Zustand „in etwa den Landestrend abbildet: Ein Viertel der Bäume ist gesund, ein Viertel schwer krank. Der Rest ist „leicht bis mittelstark geschädigt“.
Thomas Jansen sagt, Förster und Waldbesitzer könnten etwa mehr Bodenschutzkalkungen vornehmen – damit das Erdreich nicht noch weiter versauere. Auch auf eine regelmäßige Verjüngung der Baumbestände gelte es zu achten. Entweder durch Kahlschlag und Neuaufforstung. Oder aber durch die Verjüngung einer Waldfläche unter Schirm, bei der junge Bäume im Schutz der Kronen von alten Bäumen heranwachsen.
Viele Buchen sind vertrocknet
Dem Zustand des Waldes zum Trotz: Unterm Strich sei das Jahr aus seiner Perspektive als Förster bislang „kein besonderes gewesen“, betont Jansen. Einzig, dass auf den Hügelkuppen in seinem Revier viele der stark wasserbedürftigen Buchen infolge der extrem niederschlagsarmen und heißen Monate Mai und Juni vertrocknet sind, hat er in einer 19-jährigen Dienstzeit „so noch nicht erlebt“.
Die Eichen seien derweil „relativ gesund“, ein kleiner Teil der Fichten von Borkenkäfern befallen – „aber das haben wir hier fast jedes Jahr“. Und selbst, dass immer mehr Eschen von einer europaweit grassierenden Pilzerkrankung befallen werden, bedeute für Hattingens Wälder aufgrund der Seltenheit dieser Baumart hier „kein Problem – höchstens für die Besitzer“. Müssten sie kranke Bäume doch gegebenenfalls frühzeitig fällen. Und so finanzielle Verluste in Kauf nehmen. „Eschen“, vermutet Jansen, „wird es irgendwann in unserer Region gar keine mehr geben.“
„Naturverjüngung“ durch den Orkan Kyrill
Anders ist das bei den Fichten, deren Bestand der Orkan Kyrill vor zehn Jahren Jansens Revier um die Hälfte – 100 Hektar – reduzierte. Die zerstörten Nadelholzwälder haben sich inzwischen aber weitestgehend erholt, sagt der Förster. Zudem seien die Flächen gerade auch durch die „Naturverjüngung“ – also ohne Eingreifen des Menschen – vielfältiger geworden. Heißt: Während in den Nadelholzwäldern vor Kyrill Fichten deutlich dominierten, finden sich an jenen Stellen heute zu fast gleichen Teilen Fichten, Lärchen und Birken. „Und das bringt viel mehr Leben.“