Hattingen. . Viel hat sich im Arbeitsleben von Nicola Pongracz, geborene Radtke, verändert. Heute bietet sie in der Metzgerei Radtke viel Mittagstisch.
- Die Leidenschaft für den Beruf hat die Blankensteinerin Nicola Pongracz nie verloren
- Die Metzgerei Radtke bietet heute vermehrt Mittagstisch und Partyservice an
- Für den elterlichen Betrieb steht die Metzgermeisterin um 3.30 Uhr auf
Die Leidenschaft für ihren Beruf ist immer noch da. Aber nach dreißig Jahren harter Arbeit sind die Zwischentöne nicht mehr zu überhören. „Ja, meinen Beruf als Fleischermeisterin finde ich nach wie vor toll. Aber, ob ich ihn heute noch einmal ergreifen würde, ich weiß es nicht“, sagt Nicola Pongracz. Zu viel hat sich in den 30 Jahren verändert.
Gerade mal 19 Jahre jung war die Blankensteinerin, als sie in der Berufsschule alleine als junge Frau mit 30 männlichen Auszubildenden den Beruf der Fleischerin ergriff. Das war der WAZ Hattingen am 15. August 1987 einen großen Artikel wert. Nicola Radtke, wie sie damals noch hieß, beließ es nicht bei der Gesellenprüfung. Sie machte ihren Meister und stieg in den elterlichen Betrieb ein. Obwohl sie ursprünglich Kindergärtnerin werden oder „irgendetwas mit Pferden machen wollte“.
Mehr Mittagstisch-Angebote
Verändert hat sich seitdem sehr viel. „Wir machen jetzt mehr Mittagstische, weil es viele Ältere gibt, die entweder nicht mehr jeden Tag kochen wollen, häufig aber auch nicht mehr das Vermögen haben. Sie freuen sich, wenn sie sich hier etwas Leckeres zu essen holen können“, sagt sie. „Und natürlich haben wir noch den Partyservice.“ Harte Arbeit für die jetzt 49-Jährige und ihre Eltern, die noch immer im Betrieb arbeiten, der ihnen auch gehört.
„Mit 77 Jahren steht meine Mutter jeden Tag noch im Laden, mein Vater, der 77 Jahre alt wird, ist auch noch den ganzen Tag fürs Geschäft aktiv.“ Der Arbeitstag endet für die Geschäftsfrau normalerweise mit dem Schließen des Ladens am Abend. „Wenn wir Partyservice haben, wird es natürlich deutlich später“, sagt sie.
Ein Jahr lang Fachverkäuferin gesucht
Ein ganzes Jahr lang suchte die Fleischermeisterin eine Fachverkäuferin, jetzt endlich hat sie Unterstützung gefunden. „Wir haben es über alle Wege versucht und fanden erst niemanden“, stellt sie ratlos fest.
Der Arbeitsalltag der 49-Jährigen ist hart. Der Wecker klingelt um 3.30 Uhr, dann macht sie „die Sachen für den Laden fertig“. Das heißt: 50 Frikadellen braten, Fleischkäse vorbereiten, 15 Hähnchenkeulen in der Pfanne schmoren, Schnitzel, Mett- und Bratwürste für den Verkauf fertig machen. „Es ist alles durchgetaktet. Wenn man mit der Selbstständigkeit anfängt, dann muss man das auch durchziehen.“
Urlaub ist für die 49-Jährige ein Fremdwort
Bei der Frage, wohin sie denn in Urlaub fährt, muss Nicola Pongracz lange nachdenken. Urlaub machen, das scheint eher ein Fremdwort für sie zu sein. Was sie drückt, kann sie viel schneller und konkreter beantworten. „Die haben das ganze Dorf hier tot gemacht. Erst die Umgehungsstraße, dann das große Einkaufsgeschäft in unmittelbarer Nähe. Auch Parkplätze sind bei uns ja kaum zu bekommen. Das ist eine Katastrophe hier“, resümiert sie. „Und die Leute sind bequem. Wenn sie unten parken, gehen sie nicht noch ins Dorf hoch.“
Das alles hat Spuren hinterlassen. Ihrer heute 23-jährigen Tochter hat sie geraten, einen Beruf zu ergreifen, der auch mal Zeit für Privates und zum Durchatmen lässt.
Den Rat hat die junge Frau befolgt und ist medizinisch-technische Assistentin geworden. Eine Leidenschaft verbindet Mutter und Tochter seit Jahren: Die Liebe zu Pferden. Geritten ist die Fleischermeistern in ihrer Jugend lange Zeit. Die Tochter hat sogar ein eigenes Pferd und ist sehr begeistert von der Reiterei.