Hattingen. . WAZ-Volontärin Kirsten Gnoth war als Geocacherin unterwegs. In Holthausen versprach die Schnitzeljagd Erfolg, in Blankenstein Verzweiflung.
- Geocaching ist eine Art moderne Schatzsuche, bei der Spaziergang-Muffel mit Erfolgen motiviert werden
- Manche Schätze sind so klein wie ein Zahnbürstenkopf, andere beheimaten sogar Tauschgegenstände
- Eine handgezeichnete Karte brauchen Cacher nicht, es funktioniert alles mit Hilfe von Apps auf dem Handy
Den Arm in die Luft gestreckt, das Handy in den Fingerspitzen balancierend stehe ich mitten im Blankensteiner Wald. Das, was nach einer Art modernem Yoga aussieht, ist aber in Wirklichkeit eine Schnitzeljagd.
Geocaching nennt sich die Suche nach den kleinen Schätzen – und die macht selbst müde Spaziergang-Muffel munter. Zum Welt-Geocaching-Tag habe ich mich in Hattingen einmal umgesehen. Wo genau sich diese Caches befinden, verrate ich nicht.
Wer glaubt, dass Caches immer nur tief im Wald verborgen sind, täuscht sich gewaltig. Während ich gebannt auf den digitalen Kompass in meinem Handy schaue, rauschen immer wieder Lkw an mir vorbei. Auch sie sind, auf der Suche nach ihrem Zielort, im Gewerbegebiet Henrichshütte unterwegs. An meinem erwartet mich allerdings ein kleiner Schatz -- gut versteckt in einer Filmdose oder ähnlichem.
In solche kleinen Logbücher tragen sich die Cacher ein. Geocachen erfordert Geduld
Caches in dieser Größe sind häufig, doch es geht auch anders. Manchmal sind die Behälter nur so klein wie ein Zahnbürstenkopf und kleben unter Sitzbänken oder hängen an Verkehrsschildern. Bei meiner nächsten Anlaufstelle in Holthausen erwartet mich das genaue Gegenteil. Eine handgezeichnete Schatzkarte brauche ich übrigens nicht. Das geht alles über eine Datenautobahn im Internet. Habe ich mir einen der Schätze ausgesucht, muss nur noch der Kompass angeschmissen werden.
Und gerade zeigt mir das Gerät an, dass ich nun doch ins Unterholz muss. Auf einem ausgetreten Weg schlängle ich mich durch den Wald und laufe glatt am Versteck vorbei. Ich fange an, die Bäume abzuklappern, alle Löcher, Gabelungen und Wurzeln unter die Lupe zu nehmen. Nichts. Anscheinend sehe ich den Schatz vor lauter Bäumen nicht, dabei liegt er mir praktisch schon zu Füßen.
Endlich stoße ich mit meinem Schuh gegen die Dose und kann sie bergen. Sie ist so groß, dass nicht nur das Logbuch bequem darin Platz findet. Es purzeln mir auch allerlei Spielzeuge entgegen. Zwei Diamanten lachen mich an. Aus Plastik versteht sich und zum Tauschen gedacht. Wenn ein Cacher sich am Schatz bedient, muss er dafür einen gleichwertigen Gegenstand in die Dose legen.
Mir reicht für heute das so genannte Logbuch. In dieses wird das Funddatum, die Uhrzeit und der eigene Schatzsucher-Kosename eingetragen. Nach einem erfolgreichen Fund in Holthausen – wieder zurück zur Ratlosigkeit in Blankenstein. Der Kompass spielt verrückt. Ohne Anhaltspunkt kraxele ich einen Steilhang hoch. Mit der einen Hand sichere ich mich an einem Wurzelstrang, mit der anderen taste ich Felsspalten ab. Im Schneckentempo und leicht frustriert geht es wieder hinunter. Nach zwanzig Minuten stehe ich kurz vor der Kapitulation. Da fällt mir ein Loch in der Felswand auf. Ich greife beherzt hinein und ziehe ein überdimensional großes Reagenzglas heraus.
Beim Geocachen ist Geduld gefragt und gutes Schuhwerk. Gerade für Spaziergang-Muffel könnte Cachen eine Alternative sein. Auf einem Rundgang lassen sich meist mehrere Schätze ansteuern, die für die nächsten Kilometer einen Motivationsschub geben.