Hattingen. . Eine Badeanstalt an der Ruhr wäre kaum umsetzbar. Ein Investor müsste ein Konzept vorlegen. Der tote Ruhrarm scheidet als Standort aus.
- Im EN-Kreis drängt keine Kommune nach vorn als Betreiber einer Flussbadeanstalt
- Für DLRG müssten die Rahmenbedingungen stimmen für ein Projekt an der Ruhr
- Ruhrverband verweist auf Frühwarnsystem mit mindestens zweijährigem Vorlauf
Als Kind ist Frank Mielke nicht bei Stolle baden gegangen. Dafür ist der Kämmerer zu jung. Durch die Ruhrverlegung 1959 wurde der von Julius Stolle 1898 eröffneten Badeanstalt nach über 60 Jahren das Wasser abgegraben. Mit einem Bekenntnis, wie toll eine Flussbadeanstalt an der Ruhr wäre, greift Mielke die Idee von damals auf.
Als Betreiber bringt sich die Stadt nicht ins Gespräch. Dem Ruhrverband ist im EN-Kreis keine Kommune bekannt, die nach vorn drängt bei einer Flussbadeanstalt. Der tote Ruhrarm in Hattingen verbietet sich laut Bezirksregierung Arnsberg, weil es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, sagt Theresa Frigger. Dort sei zwar eine Freizeitnutzung nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Mit Blick auf die Schutzziele könnte er nur für ruhigere Erholungsmöglichkeiten wie Spaziergänge genutzt werden, ein Badebetrieb sei nicht möglich.
Ratsgremien müssten Anstoß geben
Laut Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger wäre das Thema Sache der Ratsgremien, die eine Badeanstalt an der Ruhr anstoßen müssten. Nötig sei ein Investor mit einem Konzept. Er kann nicht beurteilen, ob eine Badeanstalt am heutigen Campingplatz Stolle möglich wäre, hält ein Bad an der Ruhr aber für schwer umsetzbar.
Jutta Stolle, Urenkelin des damaligen Badbetreibers Julius Stolle, will sich nicht nur nicht dazu äußern, ob sie selbst Interesse hätte an einem Freibad an der Ruhr. Sie möchte zum gesamten Thema an sich nichts sagen.
DLRG: Sicherheitsvorkehrungen sind nötig
Julian Diße, Vorsitzender der DLRG Hattingen-Blankenstein, kann sich durchaus vorstellen, dass die Bevölkerung Interesse an einer solchen Einrichtung hätte. Die Umsetzung hält er allerdings für schwierig. Sicherheitsvorkehrungen müssten getroffen, Strömungen berücksichtigt, die Wasserpest Elodea im Auge behalten werden. „Am toten Ruhrarm bekäme man Probleme mit dem Naturschutz“, ist ihm bekannt. Seiner Meinung nach „müssen die Rahmenbedingungen stimmen“, um so ein Projekt anzugehen.
Interessenten ist der Ruhrverband gern behilflich, versichert stellvertretende Pressesprecherin Britta Balt. Die Initiative muss aber von einem Investor ausgehen, der ein Konzept für eine bestimmte Stelle vorlegt.
Ruhrgütebericht ist kein Freifahrtschein
Der Ruhrgütebericht ist dabei kein Freifahrtschein. Die Qualität des Ruhrwassers ist zwar besser geworden. Für einen Badbetrieb müssen aber die Bedingungen an Ort und Stelle durch ein Frühwarnsystem untersucht werden. Der Vorlauf beträgt mindestens zwei Jahre. Am Baldeneysee in Essen hat das System dazu geführt, dass der Start bei schönstem Sommerwetter verschoben werden musste.