Hattingen. . Inhabergeführte Geschäfte fühlen sich von großen Ketten unter Druck gesetzt. Sie reduzieren Einzelstücke, um Platz in den Lagern zu schaffen.
- Breite Rabatte gewähren vor allem große Modehäuser zum inoffiziellen Start des Schlussverkaufs
- Inhabergeführte Geschäfte können da oft nicht mithalten und stehen unter Druck
- Rabatt-Aktionen gehen oft am Kunden vorbei, meinen heimische Händler
Es ist Sommerschlussverkauf und Rabattschilder locken Kunden in die Geschäfte – eigentlich. Denn einerseits sind Schlussverkäufe seit Jahren nicht mehr gesetzlich geregelt. Die Händler dürfen das ganze Jahr über reduzierte Ware anbieten. Andrerseits sind die Rabattaktionen entlang der Fußgängerzonen eher übersichtlich.
Dabei gilt: Je größer die Kette, desto größer die Schilder, die mit modern klingenden Lehnwörtern die Schnäppchenjäger ansprechen wollen: Sale, Midsummer Sale, End of Season Sale. Der klassische Begriff Sommerschlussverkauf findet zumindest in der Werbung nicht mehr statt. Die heimischen Händler reduzieren im Gegensatz zu Filialisten vermehrt Einzelstücke.
Es wird viel zu viel reduziert
„Sie legen mit ihren Rabatten vor, wir müssen nachziehen“, erklärt Dorothee Funke vom Modehaus Beck ihre Preispolitik mit Blick auf die großen Modeketten. „Doch eigentlich bieten wir das ganze Jahr über reduzierte Stücke an.“ Früher sei das alles schöner gewesen. Es habe die Schlussverkäufe gegeben und den langen Samstag. Auf die Termine konnten sich die Kunden freuen. „Sie waren richtig in Kauflaune.“ Heute gebe es dagegen ein Überangebot. Der Reiz des Besonderen sei längst verflogen.
„Es wird viel zu viel reduziert“, findet auch Jacqueline Bruder, die in ihrem Geschäft Mode für Damen und Herren anbietet. Das Hin und Her bei den Preisen bringe Unruhe in den Markt. Schlimmer noch: „Der Kunde fühlt sich nicht mehr ernst genommen, wenn das Poloshirt, das er gekauft hat, nur eine Woche später für die Hälfte des Preises im Schaufenster liegt“, sagt sie. Daher vermisse sie die Schlussverkäufe auch nicht.
Erlebnischarakter der Schlussverkäufe
Manuela Thiemann, Inhaberin des Wäschestübchens, mochte dagegen ihren Erlebnischarakter. „Da bin ich altmodisch“, sagt sie und lacht. Wenn die Händler damals ihre Schaufenster verhüllten und erst zum Startschuss des Abverkaufs wieder freigaben, habe das seinen Reiz gehabt. „Doch man muss mit der Zeit gehen und darf nicht stehen bleiben.“ Daher bietet auch sie zurzeit reduzierte Einzelstücke an. „Rabatte gibt es aber nur auf Stücke aus der aktuellen Saison, um Platz für Neues zu schaffen“, sagt sie.
Auf einen Nachteil der Rabattaktionen, die immer früher kommen, macht Markus Lesmeister vom gleichnamigen Modegeschäft aufmerksam: „Die Händler verkaufen dadurch an den Kunden vorbei“, sagt er. Er gibt ein Beispiel: Männer, sagt er aus Erfahrung, besorgen sich erst kurze Hosen, wenn es warm ist. „Durch die Rabattaktionen liegen dann viele Sachen nicht mehr in den Regalen.“