Hattingen. . Vor 40 Jahren waren Männer keine Kosmetik-Muffel mehr. Heute werden Kosmetikprodukte gekauft, obwohl viele Herren auf Wasser und Seife schwören.
- In einer stichprobenartigen Umfrage wollen die meisten Männer von Kosmetik nichts wissen
- Die Verkäufer in Drogerien beobachten aber durchaus den Trend zum Pflegeprodukt
- Unisex-Produkte mit Zitrusduft stehen auch bei Männern hoch im Kurs
Vor vierzig Jahren titelte die WAZ, dass Männer keine „Kosmetik-Muffel“ mehr seien. Ob Pflegecremes oder Badezusätze, in Sachen Pflege habe sich die Emanzipation bei Männern durchgesetzt. 1977 ergab eine Stichproben-Umfrage in der Innenstadt, dass viele Männer Deodorants, Haarwasser und Badezusätze benutzen. Und wie steht die Männerwelt im Jahr 2017 zu diesem Thema?
Heute scheint der Trend, verlässt man sich auf die stichprobenartige Umfrage unter Hattinger Männern, umgekehrt. Nur Wasser und Seife lassen die Herren an ihre Haut. „Mehr brauche ich nicht“, sagt David Bollmann, 33 Jahre.
Schaut man sich die riesige Produktpalette in Drogerien und Parfümerien an, kommt man ins Grübeln angesichts der verhaltenen Antworten. Von Bartpflegeprodukten, die das störrische Gesichtshaar weicher machen, über Anti-Falten-Cremes bis hin zu Masken – es bleiben keine Wünsche unerfüllt. Bei der Umfrage meinen aber die meisten Männer, dass sie solche Produkte nicht benutzen.
Bartpflege, aber ohne spezielle Produkte
Alwin Bottmer, 24, benutzt Bartpflegeprodukte aus Überzeugung nicht. Er habe viele Friseure in seinem Freundeskreis und die raten von Ölen und speziellen Shampoos ab. „Ich benutze alle drei bis vier Tage die Pflegespülung, die zu Hause in der Dusche steht“, meint er. Auch Deniz Cagler, 28, trägt Bart. Wie Bottmer hält er sein Gesichtshaar eigenständig in Form. Trotzdem sucht der Filialleiter einmal pro Woche seinen Friseur auf. „Ich weiß, ich bin da etwas speziell“, gibt Cagler zu. Die Kanten und den Nacken lässt er sich nachschneiden, „damit es sauber aussieht“. Auch die Bartkonturen lasse er sich hin und wieder vom Profi nachschneiden.
Der 28-Jährige ist schließlich auch der einzige Mann in der stichprobenartigen Befragung, der offen zugibt, Gesichtspflegeprodukte zu verwenden. „Morgens und abends benutze ich eine spezielle Waschcreme“, erzählt er. Die besorgt er sich in der Drogerie.
Gesichtspflege für den Mann ist relativ neu
Douglas-Filialleiterin Marion Strelow, 49, verkauft beinahe schon drei Jahrzehnte Kosmetik- und Pflegeprodukte. Körperpflege für Männer gebe es schon länger, erzählt sie, aber Gesichtspflege, das sei relativ neu. „Männer sind in den letzten Jahren deutlich pflegebewusster geworden und im positiven Sinne eitel“, beurteilt Strelow die Entwicklung. Der Trend gehe klar zu Gesichtspflege ohne Duft. „Damit der sich nicht mit dem Eau de Toilette mischt“, erklärt die 49-Jährige. Zwar kauften auch hin und wieder die „Klassiker“ im Laden ein und suchten nach einem After-Shave mit Alkohol, das nach der Rasur brennt, aber in der Regel verlangen Männer Balsam für die Gesichtshaut.
Auch sehr beliebt seien Uni-Sex-Produkte bei Männern. Diesen Trend beobachtet Filialleiterin Pakize Bertran der Parfümerie Pieper. „Zitronig frische Düfte in Bodylotion und Gesichtscreme werden sowohl von Frauen als auch von Männern gekauft“, erzählt sie. Täglich berate sie ein bis zwei Männer in puncto Körperpflege. Meistens seien es aber Männer, die schon vorher Pflegeprodukte aus Drogerien benutzt hätten. „Einsteiger kommen seltener zu uns“, meint sie.