hattingen. . Die Beamten arbeiten am Limit, obwohl die Zahl der Verwaltungsmitarbeiter erhöht wurde. Krankheit und Pensionierungen stehen dagegen.
- Bei gleichbleibender Zahl der Polizisten werden die Anforderungen immer umfangreicher und vielfältiger
- Eine neue Arbeitszeitverordnung schreibt zwischen den Wechseldiensten deutlich längere Ruhezeiten vor
- Wenn neue Beamte ausgebildet werden, wird es mindestens drei Jahre dauern, bis sie ihren Dienst antreten
Ein ernüchterndes Fazit über mehr Personal für die Polizei zieht Tanja Wallenfels, Kreisgruppenvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Zwar halte die neue Landesregierung, was sie der Polizei und den Bürgern versprochen habe. „Aber hier bei uns kommt davon nichts an.“ Der Ennepe-Ruhr-Kreis bekomme zwar neues Personal, aber dagegen stehen Pensionierungen, Krankheit, Elternzeit und Mutterschutz. Man halte gerade die Zahl, die man immer hatte.
Die Aufgaben der Polizisten werden immer vielfältiger
Zwei Stellen habe die Kreisbehörde im polizeinahen Bereich bekommen, also Verwaltungspersonal, keine Polizisten, sondern Personen, die die Polizei zum Beispiel bei Schreibarbeiten unterstützen. Bei gleichbleibender Anzahl der Polizisten würden aber die Aufgaben immer vielfältiger, so Wallenfels. Es gebe Fortbildungen im Bereich Terror und Amokläufe, außerdem würden Schwangere sofort in geschützte Bereiche versetzt, sie müssen auf der Straße keinen Dienst mehr verrichten.
Außerdem gebe es eine neue Arbeitszeitverordnung, die eingehalten werden müsse. Im Kreis sei jetzt das 24 Stunden-Schichtdienstmodell eingeführt worden. „Wir arbeiten in drei Schichten und haben längere Ruhezeiten. Früher lagen bei einem Schichtwechsel vom Spät- auf den Frühdienst acht Stunden dazwischen, heute müssen es elf sein, um den Dienst gesünder zu machen“, sagt die GdP-Kreisgruppenvorsitzende.
Neue Mitarbeiter kamen meist in Schwerpunktbehörden
Im Jahr 2016 habe der Ennepe-Ruhr-Kreis von den 350 neuen Verwaltungsmitarbeitern, die das Land eingesetzt habe, genau zwei bekommen. „Die anderen wurden hauptsächlich in den Schwerpunktbehörden Köln, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Duisburg, Bochum und Aachen untergebracht.“ Diese neuen Mitarbeiter, es sind keine Beamten, sondern sogenannte Tarifbeschäftigte, arbeiten dem Erkennungsdienst zu, übernehmen Schriftarbeiten, kümmern sich um Fahrzeuge, Waffen und werten Lasermessungen aus.
„Die Einstellung der landesweit 350 neuen Mitarbeiter war eigentlich auf zwei Jahre befristet. Jetzt hat die Politik aber gemerkt, dass die Befristung ein Fehler war, die Stellen sollen entfristet werden“, berichtet Tanja Wallenfels. Die CDU habe angekündigt, dass weitere 500 Mitarbeiter ihre Arbeit in den Polizeibehörden aufnehmen sollen. „Ich hoffe, dass wir jetzt davon ein paar mehr bekommen.“
315 Polizisten versehen ihren Dienst in der Kreispolizeibehörde. „Bis zum Jahre 2023 gehen etwa 70 dieser Polizeikräfte in den Ruhestand“, erklärte Polizeioberrat Helmut Seelig im Mai.
„Sparmaßnahmen wirken sich jetzt negativ aus“
Es wirke sich negativ aus, dass die Politik in der Vergangenheit immer weiter Stellen abgebaut habe, sagt Wallenfels. „Selbst wenn CDU und FDP von 2018 bis 2022 jedes Jahr 2300 neue Polizisten einstellen wollen, gibt es durch die Ausbildung ohnehin einen Verzug von drei Jahren, bis neue Polizisten ihren Dienst ausüben können“, rechnet die Gewerkschaftsfrau vor. Hinzu komme eine Ausfallquote während der Ausbildung von circa zehn Prozent. „Wir sehen kein Licht am Ende des Tunnels.“