hattingen. . Architekt Wolfgang Rauh informierte sich über innovative Grundrissformen in den USA. Die moderne Architektur des EvK findet heute noch Zuspruch.
- Selbst in denspäten 60er Jahren waren auf der Geburtsabteilung noch Patientenzimmer mit acht Betten ganz normaler Standard
- Mit dem Neubau wurde sowohl architektonisch als auch inhaltlich eine völlig neue Ausrichtung des Krankenhauses erreicht
- Die durchschnittliche Verweildauer der stationären Patienten betrug damals noch 14,6 Tage - heute sind es gerade mal sechs
Vor 50 Jahren war es ganz normal, dass acht Frauen in der Geburtsabteilung des Evangelischen Krankenhauses zusammen in einem Zimmer lagen. Was für ein Fortschritt, als vor 50 Jahren der Neubau fertig war und nur vier Frauen in einem Raum untergebracht wurden. Das betont der damalige Pfarrer Hans Frederking (89). „50-jähriges Bestehen, das ist doch ein Anlass, um an die Einweihung des Krankenhausneubaus am 21. Juli 1967 zu erinnern“, erklärt der damalige Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Hattingen.
1963 wurde der Grundstein für das Hochhaus gelegt
„Damals gab es noch nicht so große Konkurrenz wie heute“, sagt er. Die Bauleitung hatte der Hattinger Architekt Wolfgang Rauh. Damit verbunden war auch eine ganz erhebliche inhaltliche Ausrichtung. Frederking: „Bis dahin saß bei Operationen eine Krankenschwester am Kopf des Patienten und träufelte während des Eingriffs Narkosemittel. Nachdem der Neubau eingeweiht war, gab es einen Chefarzt, der für den Anästhesiebereich zuständig war, das war ein großer Fortschritt.“ Es sei ein Hochgefühl gewesen, als das Haus endlich fertig war. Vier Jahre hatte es gedauert, bis das Krankenhaus und angeschlossene Wohnheime eingeweiht werden konnten. 1963 wurde der Grundstein für das Hochhaus gelegt. Das Motto war: Heilen, helfen, trösten. „Der Neubau war nötig geworden, weil das alte Krankenhaus von 1901 stark sanierungsbedürftig wurde und es nur für Neubauten staatliche Zuschüsse gab.“ Also entschloss sich die Evangelische Kirche auf Initiative des Arztes Dr. Wilhelm Giesen zu bauen.
23,4 Mio. Mark kostet damals der Neubau
Es sei eine „geglückte Geschichte“ gewesen, ein neues Gebäude mit 350 Betten zu errichten. 23,4 Mio Deutsche Mark kostete damals der Neubau. 1968 wurde das alte Haus abgerissen. In den 1970er Jahren gab es 125 Schwestern und Pfleger, die sich um 7835 stationäre Patienten kümmerten. Die Verweildauer im Krankenhaus lag damals bei 14,6 Tagen. Heute gibt es 277 Mitarbeiter, die sich um 11 000 stationäre Patienten kümmern, die Verweildauer beträgt mittlerweile nur noch sechs Tage.
„Die Planung des Neubaus fiel in eine Zeit der stürmischen Entwicklung des Krankenhauwesens in aller Welt“, erinnert sich Architekt Peter M.H. Damm. Die besondere Problematik in Hattingen lag in der Notwendigkeit, neben dem alten Krankenhaus auf verhältnismäßig geringer Fläche das neue 350-Betten-Haus zu erstellen. Der für die Planung verantwortliche Architekt Wolfgang Rauh informierte sich durch eine längere Studienreise durch die USA über innovative Grundrissformen.
100 Baumaßnahmen bei laufendem Betrieb
Immer wieder passte sich der Bau dem Zeitgeist an, betont das Krankenhaus. So wurde 1987 die Physiotherapie eröffnet. Im gleichen Jahr auch die Abteilung für Gefäßchirurgie. Zwei Jahre später wurden die Operationssäle und der Eingangsbereich saniert. Im gleichen Jahr entstand auch der Anbau der Patienten- und Besuchercaféteria sowie der Neubau Westflügel. Insgesamt gab es im Laufe der Jahre mehr als 100 Baumaßnahmen bei laufendem Betrieb.
1994 ging das EvK in eine gemeinnützige GmbH über, 1999 entstand das Parkhaus, 2001 baute das Architektenbüro Rauh, Damm, Stiller, Partner das ambulante Zentrum, damit nahm die engere Verzahnung von stationärer und ambulanter Pflege Fahrt auf.