Hattingen. . Vor Ort gab es mehr Spender als woanders – diese lösen aber den Engpass nicht. Krankenhaus will nicht unbedingt notwendige Operation verschieben.

  • Die üblichen Vorräte für drei bis vier Tage kann Blutbank nicht mehr vorhalten
  • Klinik nutzt Kooperationen und reagiert flexibel auf Versorgungslage im Sommer
  • Für jeden Altspender, der ausfällt, werden drei neue junge Spender gebraucht

„Hattingen ist ein schöner Ausreißer“, freut sich Pressesprecher Stephan David Küpper: Hier verzeichnete der Blutspendedienst West mit 1377 Spendern für das Rote Kreuz im Vorjahr zwei Prozent mehr als 2015. Das generelle Versorgungsproblem löst der kleine Anstieg aber nicht. Lagerten sonst Blutvorräte für drei Tage, sind die Regale derzeit leergefegt. Der Blutspendedienst lebt im wahrsten Sinn des Wortes von der Hand in den Mund.

Angst machen will Küpper nicht. Wer als Notfallpatient in einer Klinik Blut braucht oder als Krebspatient in der Onkologie ein Blutpräparat, bekommt es, sagt er – „die Therapie läuft ja auch in den Ferien weiter“. Insgesamt ist der Versorgungsanzug derzeit aber besonders eng genäht.

Kooperationen von Kliniken

Das Evangelische Krankenhaus an der Bredenscheider Straße hat noch kein Versorgungsproblem. „Aber das wird kommen Anfang nächster Woche“, sagt Dr. Gerhard Karl Schlosser, Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin am EvK. Das sei kein besonderes Problem, sondern eines, das in den Ferien auftritt. „Man muss flexibel reagieren“, sagt er. Unter Um­ständen eine nicht unbedingt notwendige Operation verschieben. Das sei allerdings eine absolute Ausnahme. Vielmehr würden Kooperationen mit anderen Kliniken genutzt oder andere Blutspendebanken kontaktiert. Ein Austausch zwischen Kliniken sei allerdings nicht möglich, sondern nur über den Blutspendedienst.

Unterschiedliche Haltbarkeit

Der Blutspendedienst West bekommt täglich 3000 Blutspenden . Diese aufzuarbeiten, dauert bis zu eineinhalb Tage. Der Anspruch besteht, so Pressesprecher Küpper, einen Vorrat für drei bis vier Tage zu haben. Und es gebe auch einen Versorgungsauftrag. „Im Moment haben wir aber nichts auf Lager.“ Ist zu wenig da, allen Bestellungen nachzukommen, werden die Lieferungen reduziert.

Die Haltbarkeit ist unterschiedlich. Am kürzesten ist sie bei den Blutplättchen. Bei roten Blutkörperchen sind es 42 Tage, Plasma ist eingefroren lange haltbar.

Antibiotika verhindern Blutspende

Der Blutspendedienst versucht gegenzusteuern, indem er neue Spender gewinnt. Ein 1:1-Ersatz reicht dabei nicht aus. „Für jeden Altspender, der nicht mehr spenden darf, brauchen wir drei junge neue Spender“, sagt Küpper. Ältere kämen statistisch 3,5 Mal im Jahr zur Blutspende. Junge Leute lassen sich im Mittel 1,5 Mal blicken.

Hinzu kommt, dass nicht alle Spender, die zu einem Termin kommen, ihr Blut auch abgeben können. Ein gewisser Prozentsatz müsse jeweils nach Hause geschickt werden, so Küpper. Etwa weil sie Antibiotika genommen haben.