Hattingen. Ans Rechtsfahren haben sich Maaya Padit und Claire-Louise Murray nicht gewöhnt. Sie mögen die Arbeit mit Behinderten, Marmelade und Kirchplatz.

  • Im Studiengang lernen Praktikantinnen Umgang mit behinderten Menschen
  • Auf der falschen Seite in Hattingen zu fahren, finden sie komisch
  • Am Anfang des Einsatzes bei der Lebenshilfe sprachen sie kein Wort Deutsch

In einem eierschalenfarbenen Auto mit dem Aufdruck der Lebenshilfe Hattingen parken Maaya Padit (21) und Claire-Louise Murray (22) an der Oststraße. Ans Autofahren auf deutschen Straßen haben sich die Londoner Studentinnen auch nach vier Wochen noch nicht gewöhnt. „Es ist komisch, auf der falschen Seite zu fahren“, sagt Claire, die hinter dem Steuer sitzt. „Und ich öffne ständig die falsche Tür“, ergänzt Maaya.

Seit Mitte Juni absolvieren die beiden Studentinnen ein Praktikum bei der Hattinger Lebenshilfe. Claire kommt aus Irland, Maaya aus Bristol. Für das Studium an der South Bank University sind beide nach London gezogen. In ihrem Studiengang lernen sie mit behinderten Menschen umzugehen und sie zu pflegen – „learning disability nursing“ heißt das auf Englisch.

Mit der Sprache hatten sie zu kämpfen

Um etwas anderes zu sehen, haben sie sich für das Auslandspraktikum in Deutschland entschieden – obwohl sie vorher überhaupt kein Deutsch konnten. „Damit hatten wir am Anfang wirklich zu kämpfen“, sagt Claire. Mittlerweile verstehen sie die Sprache, wenn Schlüsselwörter wie zum Beispiel „Duschen“ im Satz vorkommen. Zurück in London wollen die Studentinnen versuchen, noch mehr Deutsch zu lernen als die einfachen Wörter, die sie schon können.

Hattingen gefällt den Londonerinnen gut. „Es ist viel kleiner und sauberer“, sagt Maaya. Besonders toll finden sie den Kirchplatz und die Ruhr. Und einen Lieblingsladen in der Innenstadt haben sie auch – Rewe. „Die Marmelade ist da so gut“, sagt Maaya und lacht. Erdbeere sei ihr Favorit. Davon würden sie wohl auch ein paar Gläser mit nach London nehmen.

Das Beste an dem Austausch – abgesehen von der Marmelade – sei gewesen, die Menschen individuell kennen zu lernen. Mit den behinderten Menschen waren sie im Burgers Zoo in den Niederlanden, haben Pizza gemacht und gebacken. „Das war toll, alle haben es genossen“, erzählt Maaya. Auch die Menschen mit Behinderung hätten viel Spaß an dem Austausch gehabt, sagt Uwe Tillmann, Geschäftsführer der Lebenshilfe. „Einige sagen gar nicht mehr ,Guten Morgen’ sondern nur noch ,Good Morning’“, erzählt er lachend.

Selbst gemalte Bilder als Abschiedsgeschenk

Mit dem Praktikum schließen Claire und Maaya ihr dreijähriges Studium ab. Freizeit wartet zu Hause trotzdem nicht. „Für mich geht es direkt wieder ans Arbeiten“, sagt Claire, die in einem Pflegeheim arbeitet. Bevor es zurück nach London geht, nutzen die Britinnen das Wochenende für einen Trip nach Düsseldorf. „Und am Sonntag gibt es eine Party“, verrät Maaya. Zum Abschied haben sie selbst gemalte Bilder von den Menschen, die sie betreut haben, bekommen. „Die Zeit ist schnell vorbei gegangen“, sagt Maaya. „Zu schnell“, ergänzt Claire. Eigentlich würden sie gerne noch länger bleiben und mehr Zeit mit den Menschen verbringen. Zu Besuch wollen sie auf jeden Fall noch einmal kommen.