Hattingen/Witten. Ausstellung im Rahmen des Kunstpreises Ennepe-Ruhr im Industriemuseum Henrichshütte. Installation von Philipp Valenta sorgt für Irritationen.
- Künstler stellen ihre Werke im Rahmen des vierten Kunstpreises Ennepe-Ruhr aus
- Mit ihren Kunstinstallationen verleihen sie ihren Gedanken zum Thema „Freiheit“ Ausdruck
- Ausstellung ist bis zum 1. September im Industriemuseum an der Werksstraße zu sehen
An nackten Mauerwänden und zwischen Spinnweben hängen Fotografien und Skulpturen. Beamer projizieren Videos an die Wände des Kellers des Industriemuseums Henrichshütte. 20 Künstler stellen ihre Werke hier im Rahmen des vierten Kunstpreises Ennepe-Ruhr aus. Mit ihren Kunstinstallationen verleihen sie ihren Gedanken zum Thema „Freiheit“ Ausdruck.
Im Durchgang vor dem Hauptraum segeln den Besuchern Metallfiguren auf Booten entgegen. „Soul surfer“ heißt diese Installation von Andrea Hüsken. Gegenüber hängt an der groben Mauerwand ein Gemälde, Eitempera-Öl auf Leinwand. Der grün-braune „Boden“ reicht genau bis zur Mitte der Leinwand und trifft dort auf weiß-blauen „Himmel“. Perfekt ausgemessen verlaufen lange schwarze Stäbe vom Vorder- in den Hintergrund und teilen die konstruierte Landschaft. Es sieht aus wie Zaunpfähle ohne Drahtnetz dazwischen. „Poles“ heißt das Bild, wie das kleine weiße Schild daneben verrät.
Gemalt hat es Tanja Bremer (48). Die gebürtige Baden-Württembergerin lebt in Hattingen und studiert im achten Semester Freie Kunst in Essen. Zu dem Werk hat sie ihr künstlerisches Vorbild Walter de Maria inspiriert. „Ich möchte es dem Betrachter frei überlassen was er sieht“, sagt Bremer. Sie wolle, dass sich jeder seine eigene Meinung bilden könne. „Ich möchte, dass die Leute anhalten und schauen“, sagt sie. Das tue man heute viel zu wenig. Bei dem Bild habe sie sich mit der Freiheit der Künstler auseinander gesetzt. „Ich habe mich gefragt, wie frei wir in unserem Schaffen überhaupt sind.“
Ein Absperrband ist um einige der Säulen gebunden und hindert die Besucher daran, sich ganz frei zu bewegen. Und das hat System. Denn was einige mit leichtem Ärger einfach hinnehmen und für die Hinterlassenschaft der letzten Bauarbeiten halten, ist eine Rauminstallation des Künstlers Philipp Valenta. „Limited Access“ heißt das Werk – also beschränkter Zugang auf Deutsch. „Ich habe mich gewundert, dass es überhaupt genommen wurde“, sagt er lachend. Die Rauminstallation hat er schon öfter ausgestellt. Deshalb hat er sich nun etwas Neues ausgedacht: Während der Zeit der Ausstellung soll das Band immer wieder andere Bereiche absperren und so auch die Sichtachsen auf die anderen Kunstwerke verändern.
Das Absperrband ist aus Seide. „Seide steht für Exklusivität“, erklärt er. Exklusiv kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ausschließen. Besonders gefällt Valenta, dass die Besucher es erst nicht als solches wahrnehmen. Das Absperrband rufe Irritation und Ärger hervor. Und: „Wenn man in seiner Freiheit eingeschränkt wird, hat man das gleiche Gefühl.“