Hattingen. . Franz-Josef Meier berichtet aus den vergangenen Jahrzehnten. Er sagt: „2003 war ich nicht mehr bereit, diese Knebelverträge zu unterschreiben“.
- Heute gibt es in Hattingen, wie schon vor zehn Jahren, noch sechs Tankstellen
- Vor über 50 Jahren waren es fünfmal so viele Tankstellen wie aktuell
- Hochinnovative Shop-Konzepte, Design-Elemente und LED-Beleuchtung angesagt
Früher, ja früher war wirklich alles anders. Anfang der 1960er Jahre gab es in Hattingen tatsächlich mehr als 30 Dächer, die Zapfsäulen ankündigten. Dann begann das große Tankstellensterben. Übrig blieben vor zehn Jahren gerade einmal sechs. Und diese Anzahl gibt es auch heute noch in der Stadt.
„Wenn sie nach dem Krieg einen vernünftigen Werkzeugkasten hatten, also Autoreparaturen mit dem Benzinverkauf verknüpfen konnten, dann hatten sie gewonnen. Damit konnte man richtig Geld machen“, sagt Franz-Josef Meier, der ab dem Jahr 1968 die „kleine, gemütliche Aral-Tankstelle an der Nierenhofer Straße betrieb. „Unseren Betrieb brachten wir von klein auf groß“, sagt der Hattinger, bis nur 100 Meter entfernt eine Dea-Tankstelle aufmachte. „Da hatten wir mit unserer vorsintflutlichen Kleinanlage keine Chance mehr.“
Also machte Franz-Josef Meier dicht und ging zu Dea. Da ging es schon härter zur Sache, sagt er. „Die Gesellschaft diktierte, wie was zu laufen hatte, aber wir wurden zumindest noch Partner genannt.“ Am 22. März 1970 eröffnete er die erste Waschanlage in Hattingen. „Für Kunden, die 20 Liter tankten, gab es Verkaufsprämien, zum Beispiel ein Bild von Oldtimern. Das war eine lustige Zeit.“
Prämien für tankfreudige Kunden
Wenn Kunden 40 Liter tankten – und das war eine Seltenheit, weil die Tanks gar nicht so groß waren, gab es „noch höhere Prämien“. Eine Faustregel sei immer gewesen: Ein Drittel der Umsätze kommt durch den Verkauf des Benzins, ein Drittel durch Fahrzeugpflege und ein Drittel durch den Shop. „Und es war so, dass die Abzüge durch die Gesellschaft umso höher waren, je mehr Benzin man verkauft hatte.“
Aber die Zeiten seien längst vorbei. Irgendwann wurde Meier vertraglich verpflichtet, die Tankstelle 24 Stunden geöffnet zu halten. „Da habe ich oft zwei Tage und zwei Nächte durchgearbeitet, das war unheimlich hart“, erklärt er. Als 2003 Shell die Dea übernahm, hängte er – fast 64 Jahre alt – seinen Beruf an den Nagel. „Ich war nicht bereit, diese Knebelverträge zu unterschreiben.“
Aufgeräumte Wirkung Blauer Zapfsäulen
Heute sieht die Tankstellenwelt völlig anders aus. „Zum einen werden auch in einer sich wandelnden Mobilitätswelt Benzin und Diesel weiterhin gebraucht, insbesondere für die Langstrecke und den Schwerlastverkehr. Zum anderen sind die Shop-Konzepte der in Deutschland vertretenen Tankstellengesellschaften hochinnovativ. Sie tragen zunehmend zur Versorgung auch gerade im ländlichen Raum bei“, erklärt Alexander von Gersdorff, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Mineralöl Wirtschaftsverbandes (MWV).
Auch Esso blickt auf ein „hervorragendes Jahr 2016 zurück, erklärt Stephan Voigt, Pressesprecher Exxon-Mobil. „Unsere zahlreichen Investments der vergangenen Jahre zahlen sich aus und haben dazu geführt, dass wir sowohl beim Kraftstoffverkauf als auch im Shop- und Carwash-Bereich signifikant bessere Ergebnisse erzielen konnten als 2015.“
Vom Tankstellensterben könne keine Rede mehr sein. Im Gegenteil. Esso wolle in Deutschland wachsen und ein wichtiger Bestandteil der Strategie, dieses Ziel zu erreichen, sei der neue Markenauftritt namens Synergy. Mit frischen Design-Elementen, moderner LED-Beleuchtung und einem neuen Farbkonzept – Zapfsäulen in blau – sollen die Esso Stationen aufgeräumter wirken. „Die Esso Station in Hattingen, an der Martin-Luther-Straße glänzt bereits im neuen Synergy-Design.“