Hattingen. Wenn er gebraucht wird, hilft er auch heute noch aus. Ob in der Innenstadt oder auf Gran Canaria: Er trifft Bekannte und hat etwas zu erzählen.

  • Statt über Krankheiten zu reden, mischt sich Herbert Schnabel unter Menschen
  • Langeweile kennt er nicht, auch wenn er mit 70 nur noch sporadisch arbeitet
  • Ehemaliger Marktschreier trifft gern Leute und hat selbs immer etwas zu erzählen

Er wird am heutigen Samstag 70. Ein Alter, in dem andere längst die Füße hoch und die Hände in den Schoß legen. Doch Bananen-Herbert, wie er auf dem Wochenmarkt heißt, ist immer noch am Ball – wenn er gebraucht wird. Dann springt er am Samstag in der Innenstadt ein und am Freitag in Welper. Seit einer Krankheit tritt Herbert Schnabel deutlich kürzer, achtet mehr auf seine Gesundheit.

Über Krankheiten möchte er am liebsten gar nicht reden. Das tun viele ältere Menschen seiner Meinung nach sowieso zu häufig. Was am Gesundheitszustand ja noch nichts ändert. Lieber hält er ein Schwätzchen mit Kunden, berät sie. Oder der geborene Blankensteiner erzählt von seinen Tagen als Marktschreier, wo er frisches Gemüse lautstark mit flotten Sprüchen angepriesen oder „Tausende von Nelken oder Tulpen versteigert“ hat. Da es kaum jemanden gibt, der ihn nicht kennt, mangelt es nie an Gesprächspartnern.

Unterwegs als Marktschreier

„Damals bin ich viel rumgekommen“, erinnert sich Herbert Schnabel. Und bedauert, dass es Marktschreier kaum noch gibt. Vor 30 Jahren hat er Thomas Gottschalk bei „Na sowas“ im ZDF eine Kostprobe seiner Fähigkeiten gegeben. Schon als Junge ist der 70-Jährige gern durch die Stadt gestiefelt und hat mit Menschen geredet. Daran hat sich nichts geändert. Und im Alter von sieben, acht Jahren hat er Kartoffeln abgefüllt. „Ich habe mir alles angeeignet“, sagt Herbert Schnabel, der seit Jahrzehnten zum Früchtestand Brandenstein gehört. „55 Jahre bei einer Firma“ – das soll ihm erst mal einer nachmachen.

Kunde kauft vier Stangen Spargel

Auch ohne Arbeit langweilt er sich nicht. Schließlich hat er reichlich zu erzählen. Oder sich zu wundern über das Verhalten von Kunden. Auch als Spargel-Herbert hatte er Saison. Beriet einen Mann über Qualität und Dicke der Stangen, redete sich den Mund fusselig. Und das, obwohl er das Gemüse selbst nicht gern isst. „Ich esse gerne Spargel“, hatte der Kunde ihm gesagt, der für seine Frau mit einkaufte. Am Ende nahm er vier – nicht Kilo, nicht Pfund, sondern Stangen. Mit entwaffnendem Ruhrpott-Humor fragte Schnabel: „Kriegste Besuch?“ Eine Frage, die der Mann nicht verstand.

Keine Zeit für Hobbys

Für Hobbys blieb dem Unikat während der arbeitsreichen Jahre keine Zeit. Nach China hätte er reisen können. Dazu lud ihn der Mann ein, der 10 000 D-Mark abgehoben und die Tasche am Gemüsestand vergessen hatte. Schnabel, der ehrliche Finder, ließ sich zum Essen einladen. Im Urlaub zieht es ihn nach Gran Canaria. Er hat schon überlegt, ganz dort zu bleiben. „Eigentum kann ich mir aber nicht leisten.“ Selbstredend trifft er auch dort viele Bekannte.