Hattingen. Präsident Schröder will Chancengleichheit im Kampf um junge Köpfe. Er sagt aber auch, dass Unternehmen sich umstellen und digitalisieren müssen.
- Handwerkskammer-Präsident nimmt den Nachwuchs, aber auch die Unternehmen in die Pflicht
- „Junge Menschen müssen mehr Flexibilität zeigen“, sagt er im Pressegespräch
- „Und Unternehmer müssen verstehen, dass sie in zukünftige gute Mitarbeiter investieren müssen.“
Der Druck auf dem Ausbildungsmarkt wird größer. Das bestätigt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, zu der die Hattinger Betriebe gehören. Er zielt auf beide Gruppen: „Junge Menschen müssen mehr Flexibilität zeigen. Und Unternehmer müssen verstehen, dass sie in zukünftige gute Mitarbeiter investieren müssen.“ Dabei spiele auch die Digitalisierung eine wichtige Rolle, die zweite große Herausforderung der nächsten Jahre.
Um flexibel zu sein, müssen junge Menschen mobil sein. Und in diesem Punkt vermisst Schröder Chancengleichheit auf dem Markt. „Für Schüler gibt es das Schoko-Ticket, für Studenten das Studi-Ticket – und was gibt es für Azubis?“ Der 56-Jährige setzt nun auf die neue Landesregierung, die zugesagt habe, „stärker als bisher in die berufliche Bildung zu investieren“. Dazu gehört aus Sicht der Handwerkskammer die Einführung eines Azubi-Tickets. „Es wäre ein wichtiger Impuls für mehr Mobilität. Deshalb kann es nur richtig sein, wenn vom Land die nötigen Mittel bereitgestellt werden“, sagt Schröder im Pressegespräch.
Jeder dritte Auszubildende pendelt zur Arbeit
Schätzungen der Kammer zufolge pendelt zurzeit jeder Dritte der fast 10 000 Auszubildenden, die im Handwerksbezirk lernen, zu seinem Arbeitsplatz.
„Und bei den Unternehmen wird der Druck auf dem Kessel größer“, stellt der Kammer-Präsident dar. Nachwuchs fehlt, künftige Führungskräfte ebenso. „Die Unternehmen müssen ein Stück weit umdenken – es gibt viele Instrumente, die genutzt werden müssen, um das moderne Handwerk bekannter und attraktiver für den Nachwuchs zu machen“, sagt er.
Er zählt auf: bundesweite Image-Kampagne, Ausbildungsmessen, zum Teil schon direkt vor Ort in den Schulen, Beratungen für angehende Abiturienten, aber auch für Flüchtlinge und andere Gruppen. Und: Praktika. „Aus meiner Erfahrung sind die ganz wichtig“, sagt Kerstin Feix, Vize-Präsidentin der Handwerkskammer. „Wer keine guten Noten hat, kann trotzdem ein guter Handwerker sein – wir haben da nur gute Erfahrungen gemacht. Und wer in diesen zwei, drei Wochen erste Erfolgserlebnisse hat, den packt’s oftmals richtig.“
Geschäftsmodelle unter Druck
Neben dem Nachwuchs sehen die Handwerker ihre zweite große Aufgabe in der zunehmenden Digitalisierung. „Bestehende Geschäftsmodelle sind erheblich unter Druck gesetzt“, berichtet Schröder. „Alles und jeder müssen rund um die Uhr verfügbar sein. Das ist schwierig. Aber dass Kunden vier Wochen auf ein Angebot warten, wird es künftig nicht mehr geben.“