Hattingen. . Dr. Klaus Müller und Dr. Stefan Fey informieren beim Altstadtgespräch über Diagnose, Verlauf und Behandlung rheumatischer Erkrankungen.

  • Rheuma gibt es in verschiedensten Ausprägungen und Schweregraden
  • Beim Altstadtgespräch in der Klinik Blankenstein wurden die Grenzen der Therapie mit Schmerzmitteln aufgezeigt
  • Thema waren auch naturheilkundliche Ansätze, die allerdings Zeit brauchen, um ihre Wirkung zu zeigen

Angefangen bei einem Ziehen bis hin zu stark geschädigten Gelenken gibt es Rheuma in verschiedenen Ausprägungen, die alle eins gemein haben: chronische Entzündungen durch Störungen des Immunsystems. Beim Altstadtgespräch des Netzwerks „Med in Hattingen“ und der WAZ in der Klinik Blankenstein informierten Dr. Klaus Müller (Rheumatologie) und Dr. Stefan Fey (Naturheilkunde) über Diagnose, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten.

Eine rheumatische Erkrankung wird über eine Liste von sieben Symptomen diagnostiziert, von denen vier zutreffen müssen. Dazu gehören Morgensteifigkeit, Rheumaknoten – die Müller nicht zwingend entfernen würde –, Veränderung der Hände. Auch wenn es andere Diagnoseformen gibt, schätze Müller dieses einfache System.

Rheuma ist nicht so häufig wie Diabetes

Wenngleich Rheuma nicht so häufig wie Diabetes ist, wird jährlich bei 35 bis 65 von 100 000 Menschen mittleren Alters, vor allem Frauen, Rheuma diagnostiziert. Der genaue Auslöser ist nicht bekannt. Genetische Einflüsse scheinen eine Rolle zu spielen. Rheuma ist vererbbar, „kann aber Generationen überspringen.“

Müller rät dazu, die Gelenkentzündungen möglichst schnell zu behandeln, beispielsweise durch eine Injektion. Bei der Einnahme von Medikamenten dagegen – Schmerz- und Entzündungshemmern – müssen Patienten auf lange Sicht nicht nur auf ihr Bauchgefühl hören. Denn dass hierbei der Magen leide, sei vielen bewusst. „Doch schlägt diese Sub­stanzgruppe auch auf die Nieren.“ Die Einnahme müsse daher nach Tagen, spätestens nach wenigen Wochen reduziert oder gestoppt werden. Der Rheumatologe arbeite bei der Behandlung auch eng mit Fachleuten für die Niere zusammen. Ähnlich wie bei Schmerzmittel verhalte es sich bei der Behandlung mit Cortison. „Es ist besser, anfangs hoch zu dosieren und dann runterzugehen.“ Doch ganz ohne Cortison gehe es nicht.

Naturheilkunde umfasst Kneipp-Anwendungen

Müllers Kollege Stefan Fey setzt auf die Naturheilkunde. „In ihr ruht die Genialität der Einfachheit“, beschreibt er es. Denn: Viele der Methoden können von den Patienten auch selbst angewandt werden. Die Naturheilkunde umfasst klassische Kneipp-Anwendungen, Ernährungs-, Ordnungs- oder Bewegungstherapien sowie die Phytotherapie – die Pflanzenheilkunde.

Ein Lavendeltee hilft beim Einschlafen, Johanniskraut wirkt gegen Verstimmungen, denn der stetige Schmerz verändere den Menschen. Eine psychologische Betreuung sei daher zusätzlich ratsam. Für die Behandlung mit der Naturheilkunde brauche der Patient einen langen Atem. Welche Behandlung hilft, müsse individuell bestimmt werden.