Hattingen. Wahl zwischen Gottes- und Gemeindehaus in Niederbonsfeld und Winz-Baak. Pfarrversammlung: Peter und Paul steuert auf 3,8 Millionen Schulden zu.
- Pfarrversammlung will Mut auf Zukunft machen und Heimatgefühl durch Menschen vermitteln
- Gut besuchte Veranstaltung im Restaurant Novo Style an der Ruhr-Allee
- Katholische Kirche hat keine Rücklagen für ihre Immobilien gebildet
Die Kirche St. Mariä Empfängnis in Bredenscheid könnte die erste sein, die im Rahmen des Pfarrei-Entwicklungsprozesses in Hattingen schließt. Zwei weitere katholische Kirchen stehen auf der Kippe: in Winz-Baak und Niederbonsfeld. Hier muss entschieden werden, ob die Kirche oder das Gemeindehaus bleiben. Auch Ökumene strebt die Stadtpfarrei St. Peter und Paul an. Das ist das Ergebnis der Pfarrversammlung. Würde die siebtgrößte von 32 Pfarreien im Bistum Essen nicht die Notbremse ziehen, säße sie im Jahr 2030 auf einem Berg von 3,8 Millionen Euro Schulden.
Präsenz an allen Standorten
Dr. Markus Oles, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands und Mitglied des Koordinierungsausschusses, fiel die Aufgabe zu, Hunderte Besucher mit den finanziellen Tatsachen zu konfrontieren, damit im Herbst eine tragfähige Entscheidung getroffen werden kann. Voraussetzung dafür ist, die Fakten zu kennen. Doch Fakt ist für Pfarrer Winfried Langendonk auch: „Wir bleiben an allen Standorten präsent. Eine schöne Botschaft.“
Und Pastor Mirco Quint, seinem Stellvertreter, war „ein Perspektivwechsel in der pastoralen Arbeit“ wichtig, der nicht nur notwendig, sondern auch gewollt sei. Denn alles, so Oles, wird nicht zu halten sein. Und selbst wenn Kirche oder Gemeindehaus zu einer flexibel nutzbaren Immobilie für Gottesdienste und gesellschaftliche Anlässe umgebaut wird, ist das nicht ohne Fördervereine zu schaffen.
Prozess hat im Jahr 2014 begonnen
Doch schlechte Stimmung wollten die Verantwortlichen nicht verbreiten, sondern Mut zum Aufbruch machen. Und verdeutlichen, dass jetzt die Weichen noch gestellt werden können. In Hattingen hat der Prozess „Pfarrei neu gestalten“ schon im Jahr 2014 begonnen, ehe das Bistum den Pfarreientwicklungsprozess (PEP) in die Wege geleitet hat.
Die Hälfte des Geldes, das vor Ort zur Verfügung steht, fließt in Gottesdienste. Dass es weniger geworden ist liegt auch daran, dass die Kirche nicht, wie der private Häuslebauer, Rücklagen gebildet hat. „Wir leben davon, unsere Immobilien nicht so zu pflegen, wie wir müssten“, verdeutlicht Oles.
Die Botschaft an die Versammlung: Nicht jeden Sonntag muss mit einem Priester Gottesdienst gefeiert werden. Und dieser muss nicht unbedingt in der Kirche stattfinden. Quint: „Im Duisburger Norden gibt es eine Gemeinde, die Ehrenamtliche leiten. Das können unsere Leute in Hattingen auch.“ Heimatgefühl soll trotzdem vermittelt werden. Nicht durch Gebäude, sondern durch gemeinsame Aktivitäten von Menschen.