Hattingen. . 500 Besucher lassen im 8000-Quadratmeter-Park von Familie Sattler die Seele baumeln. Obstbäume, Kräuter, alte Pflanzensorten und Teich bezaubern.

  • Besucher treibt die Frage um, wie man so einen zauberhaften Märchengarten anlegt
  • Kurzurlaub für die Seele auf einer Insel der Schönheit an der Nierenhofer Straße
  • Christa Sattler kauft gern auf Trödelmärkten Neues für ihre riesige Anlage im Grünen

Schlichtweg überwältigt waren die meisten Besucher, die im Rahmen der Offenen Gartenpforte den Park von Christa und Georg Sattler an der Nierenhofer Straße 109 genießen durften. Die meisten wollten gar nicht mehr weg, nur die Ruhe spüren, die Schönheit erleben und die Düfte einatmen.

Wie schafft man es denn, einen so bezaubernden und märchenhaften Garten anzulegen? Diese Frage trieb die Besucher um. Und Christa Sattler, knallrote Haare und hellblaue Augen, kann darauf beim besten Willen keine Antwort geben. Sie hat viele Ideen im Kopf, liebt Kunst und Kitsch, wie sie sagt, aber „das meiste mach ich aus dem Bauch heraus.“ Nicht gerade eine befriedigende Antwort für die Blumen- und Gartenfreunde. Glücklich waren die Besucher trotzdem. Genießen, gucken, Anregungen holen – das alles war am vergangenen Wochenende möglich. Ein Kurzurlaub für die Seele.

Naturnahe Rückzugsorte

Dieser terrassenförmige Park mit plätschernden Brunnen, einem riesigen Teich, mit vielen alten Pflanzensorten, Obstbäumen, Kräutern und Farbtupfern – er ist eine Insel der Schönheit, ein Hochgenuss für alle Sinne. Verwitterte Figuren, jede Ecke eine Überraschung. Christa Sattler hat in der Pflege des Areals Unterstützung von allen Familienmitgliedern. Und trotzdem kommen die Besucher aus dem Staunen nicht heraus. Wie hält man so eine riesige Anlage in Schuss?

Alles sieht absolut gepflegt, aber nicht künstlich aus. Naturnahe, kleine Rückzugsorte, bewegte Wege, nichts ist gerade, alles immer wieder anders und optisch in Bewegung. Hier ein riesiger, alter Baumbestand, da hübsch angelegte Beete. Integriert in die Natur sind die Relikte des alten Herrenhauses. Alte Arbeitsgeräte, die wie in die Landschaft gegossene Kunst wirken. Alles ist stimmig. „In den kleinsten Dingen zeigt die Natur die allergrößten Wunder.“ Carl von Linné steht auf einem kleinen Schieferherz, das an einer Fachwerkwand befestigt ist.

Lavendel und Kräuter
Lavendel und Kräuter © Volker Speckenwirth

„Es muss nicht alles teuer sein, was man für einen schönen Garten braucht“, sagt Christa Sattler. „Ich gehe auch auf Trödelmärkte.“ Manchmal steht das Neuerworbene dann erst einmal tagelang in der Ecke, bis die zündende Idee kommt. Und dann weiß die Gartenbesitzerin: Genau an diesem Fleck wird die Pflanze, die Figur, der Zaun sein neues Plätzchen finden.

Bärbel Willmanns (76) ist mit Tochter Kristine und Enkelin Victoria zum ersten Mal an der Nierenhofer Straße 109 dabei. „Es ist unfassbar schön hier, das vermutet man überhaupt nicht, wenn man an der Straße herfährt“, sagt sie.

Langsam, ganz langsam schlendern die drei Damen durch den Zaubergarten, haben vor allem die offene Scheune genossen, die mit goldenen, roten und orange­farbenen Tüchern ausgekleidet ist. Tausendundeinenacht. Goldene Kugeln, Kränze, Teppiche, Tee­lichter in allen Farben laden zum Verweilen ein. Das Angebot nehmen die Gäste gerne in Anspruch. Keiner hat eine Motivation, nach Hause zu gehen.

Ein Blick in Sattlers Garten.
Ein Blick in Sattlers Garten. © Volker Speckenwirth

Auch Martina Wickenburg-Hubrig nicht, sie ist fasziniert. „Das sieht hier alles so verwunschen und romantisch aus“, sagt die Floristmeisterin aus Burgaltendorf. Sie hat auch Bienen zuhause in ihrem Garten, genau wie die Parkbesitzerin und holt sich Anregungen. So könnte sie zum Beispiel alte Kräutersorten besorgen, wie sie dort im Park wachsen: Belladonna, Rattenschwanzradieschen, Meisterwurz und guter Heinrich. „Pflanzen, die es schon im Mittelalter gab“, erklärt Christa Sattler. Am Wochenende kamen wieder 400 bis 500 Besucher und ließen im 8000-Quadratmeter-Garten die Seele baumeln.