Hattingen. . Der Förderverein zur Suchtarbeit Sprungbrett e.V. wird 20 Jahre alt, das Café Sprungbrett 15 Jahre. Für eine große Feier fehlt allerdings Geld.

  • Bescheidene Feier mit Hüpfburg, Gesprächen und Kulinarischem am Samstag, 10. Juni
  • Mischung aus Ehrenamt, Selbsthilfe und professioneller Hilfe ist dem Vorstand als Leitbild wichtig
  • Verein bietet inzwischen ambulant betreutes Wohnen und ein Projekt für suchtkranke Senioren an

Eine große Feier wird es nicht geben. Kann es nicht geben. Denn die ist finanziell einfach nicht drin. Das war bei anderen Geburtstagen noch anders. Auch wenn das bedauerlich ist, blicken die Mitglieder des Fördervereins zur Suchtarbeit Sprungbrett doch stolz darauf, dass es den Verein am 10. Juni seit 20 Jahren und das Café Sprungbrett seit 15 Jahren gibt.

Acht von Sucht Betroffene gründeten 1997 den Verein. „Der Hintergrund war, dass damals die Finanzierung von beispielsweise Kunsttherapien seitens der Krankenkassen wegfielen. Die Gruppe wollte Hilfsangebote weiterführen werden kann“, sagt Vorstandsmitglied Magdalene Georg. Vereinsvorsitzende war lange die inzwischen verstorbene Bärbel Zaplin.

Start erst mal „ohne Politik“

Gleichzeitig sah die Gruppe den Mangel an einem niederschwelligen Angebot. „Das war anfangs in den politischen Gremien gar nicht so gewünscht.“ Darum nahm der Verein 300 000 Mark Spendengelder für das Café in die Hand und startete „ohne die Politik“.

Das Café Srungbrett am Steinhagen in Hattingen, in dem 20 Ehrenamtliche mitarbeiten. An der Theke bedienen gerade Susanne Ostheide (53) und ihre Tochter Lea Ostheide (21).
Das Café Srungbrett am Steinhagen in Hattingen, in dem 20 Ehrenamtliche mitarbeiten. An der Theke bedienen gerade Susanne Ostheide (53) und ihre Tochter Lea Ostheide (21). © Volker Speckenwirth

Doch schnell waren Stadt und EN-Kreis dann mit im Boot bei dem Projekt, das anfangs auf zwei Jahre ausgelegt war, 2002 an der August-Bebel-Straße eröffnete. 2004 kaufte der Verein das Haus am Steinhagen 19, zog 2005 ein.

2007 gründeten Engagierte eine Stiftung

2007 dann wurde eine Stiftung gegründet, um die Arbeit dauerhaft zu finanzieren. In die flossen 2008 auch 750 000 Euro aus dem Zumwinkel-Prozess. „Aber das ist Geld der Stiftung, nicht des Vereins“, betont Georg. Die Zinsentwicklung gehe zurück. „Auf Mittel daraus können wir nicht bauen. Darum brauchen wir Spenden. Gut, dass Stadt und Kreis uns fördern.“ Denn was allein an Personal zu finanzieren ist, ist ein Batzen: fünf Hauptamtliche, drei 450-Euro-Kräfte.

2016 trennte sich der Verein nach einer arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzung vom langjährigen Geschäftsführer Peter Dresia. „Egal was am Ende war, er hat wertvolle Arbeit für den Verein geleistet, hat sich um die Senioren-Projekte gekümmert.“ Das Projekt für suchtkranke Senioren Amitas gibt es seit 2012 mit dem Kooperationspartner Haus Theresia.

Ambulant betreutes Wohnen für Abhängigkeitskranke

Der Verein bietet inzwischen zudem ambulant betreutes Wohnen für chronisch mehrfach Abhängigkeitskranke an. „Für sie ist das Café als Anlaufstelle gut, es gibt schon eine Frühstücks-, eine Kochgruppe hier. Sie können hier ehrenamtlich arbeiten, so ihren Alltag strukturieren“, sagt Teamleiter Thorsten Groenda, der seit 2016 im Amt ist.

Er arbeitet sich noch ein, lernt die Klienten kennen, berät und betreut auch. Amitas soll ausgebaut werden. Die Beratung im Café möchte er noch weiter verbessern und professionalisieren. Das Café, in dem 20 Ehrenamtliche helfen, punktet dadurch, dass Menschen ungezwungen kommen und sich beim Kaffee erst mal alles ansehen können, sich nicht zu erkennen geben müssen, so tun können, als ob sie für einen Bekannten fragen. „Die Mischung aus Ehrenamt, Selbsthilfe und professioneller Hilfe ist wichtig“, so Georg. Die beiden Gruppenräume im Haus sind gut ausgelastet: Selbsthilfegruppen treffen sich hier zum Beispiel.

Hüpfburg, Gespräche und Leckereien zur Feier

Statt einer großen Feier setzt der Vorstand am Samstag, 10. Juni, 10-15 Uhr, Steinhagen 8, auf Gespräche mit Interessierten. Vor dem Café wird für Kinder eine Hüpfburg aufgebaut, es gibt Leckeres.

Im Vorstand des Fördervereins zur Suchtarbeit Sprungbrett e.V. engagieren sich Hans-Dieter Engelhardt, Magdalene Georg, Klaus Greis, Margret Melsa und Heinz Schnelle. Die Aufgabenbereiche haben sie sich untereinander aufgeteilt. Anders wäre die Arbeit nicht zu bewältigen.

Der Förderverein ist kooperatives Mitglied der Arbeiterwohlfahrt EN, zählt 76 Mitglieder. Mitglieder zahlen mindestens 30 Euro pro Jahr. Auch die Prävention liegt dem Vorstand am Herzen, darum werden auch Schüler aufgesucht oder eingeladen. Info: www.sprungbrett-e-v.de