Hattingen. Auf dem Altstadtfest gab es bekannte und (noch) nicht bekannte Künstler. Ein Blick in die ältere und jüngere Geschichte auf und vor den Bühnen.
- In den 1980er-Jahren kamen mehr als 100 000 Besucher – wegen luxuriöser Konkurrenzlosigkeit
- Rund eine halbe Stunde dauerte der Weg vom Alten Rathaus bis zum Johannisturm
- Der Rock verschwand im Jahr 1996 an der Stadtmauer und hat am Bunker eine neue Heimat gefunden
Mittelalterlicher Markt und Kurtzweyl. Götz Alsmann und Stefan Stoppok. Rock an der Mauer und Rock am Bunker. Sebel und The Queen Kings. Vorgestern, gestern und heute – ein Blick auf das Hattinger Altstadtfest und seine Bühnen.
Kirchplatz
Das Herz der Altstadt – und damit auch des Altstadtfestes. In den 1980er- und 90er-Jahren gab es hier den mittelalterlichen Markt Gaudium, der stets ein Grund für die Menschenmassen war, die sich damals durch die Altstadt quetschten. Die Gruppe Kurtzweyl lautmalte die passende Musik dazu, so dass weit mehr als 100 000 Besucher nach Hattingen kamen. Vergleichbare Stadtfeste gab es nicht, eine luxuriöse Konkurrenzlosigkeit.
Doch dann stieg die Nachfrage bei Gaudium aus anderen Städten und damit auch der Preis – vor rund 25 Jahren auf rund 25 000 Mark. Das war der Stadt und dem Kulturbüro zu teuer, der Kirchplatz wurde zum Konzertplatz – mit Götz Alsmann etwa, mit dem Rock-Orchester Ruhrgebeat, auch mit Wolf Codera und seiner Session Possible. Höhepunkte in diesem Jahr sind ohne Zweifel der Solokünstler Sebel (aus der Stoppok-Band) am Freitagabend (nach der Eröffnung und der Bogestra-Band Gleis 38) sowie die Queen-Tribute-Band The Queen Kings am Samstagabend.
Krämersdorf
Schaut man in das Altstadtfest-Programm des Jahres 1985, taucht da fast schon versteckt, in rot auf himmelblauem Papier gedruckt, Stefan Stoppok auf. Gemeinsam mit Julian Dawson gestaltete der Essener – heute ohne Zweifel einer der besten deutschen Singer-Songwriter – das Programm des Folk-Club Witten im Krämersdorf. Nur ein Beweis dafür, welche besonderen Momente es immer wieder auf dem Altstadtfest gegeben hat (und noch geben wird) – man muss sie nur erkennen. Weltmusik hatte hier ihre Heimat, Experimentelles, aber auch Folklore mit dem portugiesischen Verein O’Lar. Das Krämersdorf als Nische, die es ja irgendwie auch ist.
Inzwischen hat vor allem die Musikschule Hattingen hier ihrem Stammplatz, am Samstag zum Beispiel. Ab halb drei gibt es die Ergebnisse der laufenden Projektwoche.
Untermarkt
Mal gab es eine Bühne, mal nur einen Bierstand, mal Straßenkünstler – auf jeden Fall aber immer viele Menschen. Denn in den späten 1980er-Jahren war der Untermarkt so ein bisschen der Gradmesser, wie gut das Altstadtfest besucht war. Denn für den Weg vom Alten Rathaus quer über den Untermarkt zum Johannisturm dauerte es oftmals mehr als eine halbe Stunde, weil man sich nur ganz langsam im Rhythmus der Menge nach vorne schieben konnte. Kein Scherz! Heute gibt es Wohlfühl-Atmosphäre in den Biergärten von Auflauf und Grammophon – und Musik dazu.
In jüngerer Vergangenheit waren hier die heimischen Helden auf der Bühne, Frida-Gold-Gitarrist Julian Cassel etwa, oder Lutz Deterra. In diesem Jahr wird das Essener Trio Kuult am Samstagabend für eine Menge Stimmung sorgen.
Rock an Mauer & Bunker
Was waren das für zwei Jahre. als die Wattenscheider Ska-Band The Frits im Schatten der Stadtmauer am Steinhagen für Stimmung sorgte. Die Jugend feierte ihr ganz eigenes, besonderes Altstadtfest – und den Anwohnern wurde es im Laufe der Jahre zu laut. 1996, im Jahr des 600-jährigen Stadtbestehens, wurde der Rock komplett ausgesperrt und in die Gebläsehalle verbannt – danach fand er auf dem Bunker-Parkplatz am Reschop eine neue Heimat.
Hier geht es der Musiker-Initiative Hattingen (MIHA), die das Programm seit jeher zusammenstellt, und ihrem Publikum sichtlich gut. Der Mix aus heimischen Nachwuchs-Bands und etablierten Tribute-Kombos sorgt für Laune. Diesmal gibt es zum Beispiel von Mad Zeppelin (selbsterklärend, Freitag) und Aber André (Hattinger DSDS-Teilnehmer, Samstag) auf die Ohren.