Hattingen. . Die Ausstellung „Arbeitskämpfe“ zeigt Bilder von Michael Kerstgens. Er dokumentierte die Schließungen von Fabriken in England und im Ruhrgebiet.

  • Neue Ausstellung mit Fotografien von Michael Kerstgens startet im Industriemuseum Henrichshütte
  • Er begleitete den Arbeitskampf der 1980er Jahre in England und in der Region um das Ruhrgebiet
  • Gezeigt werden in den 80 Fotografien persönliche Schicksale hinter der Stahl- und Kohlekrise

Für den 56-jährigen Fotografen Michael Kerstgens ist die Schließung der Stahl- und Hüttenwerke in Europa mit seiner persönlichen Biografie verbunden. Seine Schwarz-Weiß-Fotografien aus South Yorkshire sind ab dem heutigen Mittwoch zusammen mit Bildern aus der Region, die der Fotograf 30 Jahre später geschossen hat, im Industriemuseum Henrichshütte zu sehen. Die Ausstellung zeigt Veränderungen, die viele ehemalige Industriestandorte durchlebten.

1960 wird Kerstgens in Wales geboren. Sein Vater arbeitet für ein deutsches Bergbauunternehmen. So wird der heutige Professor für Dokumentar-Fotografie in seinen ersten fünf Lebensjahren durch die Bergbau-Kultur geprägt. Als 1984 in England die „Miners Strikes“ ausbrechen, reist Kerstgens zum Ort des Geschehens und erhält Einblicke ins Innere der Arbeitskampf-Bewegung. „Irgendwann war ich nicht mehr der Fotograf, ich gehörte einfach dazu“, erinnert er sich.

Michael Kerstgens zeigt in seinen Bildern persönliche Geschichten.
Michael Kerstgens zeigt in seinen Bildern persönliche Geschichten. © Volker Speckenwirth

Für ihn war das Englandprojekt der Anfang vieler weiterer dokumentarischer Arbeiten. Ein Teil wird in der Ausstellung, die heute um 19.30 Uhr eröffnet wird, gezeigt. So hat er die letzten Tage des Krupp-Hoesch-Werks in Hagen fotografisch festgehalten. Besonders eingeprägt hat sich für ihn das Bild einer 1000-Tonnen-Stahlpresse, die umgestürzt in der Halle liegt. „Wie ein Elefant auf einer Safari, der erschossen wurde, liegt der Koloss dort“, beschreibt der Fotograf.

Zusätzlich zeigt die Ausstellung Fotos vom Hüttenstreik in Rheinhausen und Bilder vom 19. August 1987 an der Henrichshütte. An diesem Tag legte NRW-Arbeitsminister Hermann Heinemann den Grundstein für die Beschäftigungsgesellschaft. Der Arbeitskampf in Hattingen war ein ganz anderer als der in England. Für Museumsleiter Robert Laube ist Hattingen ein positives Beispiel des Strukturwandels. Es ging nicht mehr allein darum, die Veränderungen aufzuhalten, sondern die Zukunft aktiv zu gestalten.

Vor einigen Jahren hat sich Fotograf Michael Kerstgens noch mal auf die Spuren der Industrie in England begeben. „Da sehen sie kaum noch etwas. Vielleicht mal ein halbes Förderrad, das von Pflanzen überwuchert ist.“

80 Fotografien werden bis zum 8. Oktober, den Besuchern die persönlichen Schicksale hinter der Stahl- und Kohlekrise nahebringen. Zusätzlich gibt es parallel zur Ausstellung ein Filmprogramm. „Streik – Arbeitskampf im Film“ startet am Mittwoch, 31. Mai, um 19 Uhr mit „Brassed off“, einem Film über eine Musikkapelle, deren Mitglieder unter Tage arbeiten und von einer Zechenschließung bedroht sind.