Hattingen. . Nach zwei Jahren zieht die Beratung der Verbraucherzentrale eine positive Bilanz. Der Bedarf nimmt vor allem bei Migranten und Geflüchteten zu.
- Vor zwei Jahren öffnete die Verbraucherzentrale für den EN-Kreis ihre Türen an der Bergerstraße in Witten
- Für 2016 ziehen die Mitarbeiter eine positive Bilanz: Die Anfragen von Ratsuchenden nehmen zu
- Probleme haben die Ratsuchenden vor allem mit dubiosen Internetgeschäften und teuren Handyverträgen
Knapp zwei Jahre nach ihrer Eröffnung zieht die Verbraucherzentrale in Witten, die auch für Hattingen zuständig ist, eine positive Bilanz. 2016 zählten die Mitarbeiter rund 50 Prozent mehr Anfragen von Ratsuchenden als im Jahr zuvor (3867 zu 2320). Wobei zu beachten ist, dass die Berater erst im April 2015 ihre Arbeit aufgenommen haben.
Für Landrat Olaf Schade sind die Zahlen dennoch ein Erfolg: „Viele waren vorher skeptisch, ob es eine Verbraucherzentrale im Ennepe- Ruhr-Kreis braucht. Man sieht nun, dass die Nachfrage da ist.“ Witten habe sich als geeigneter Standort erwiesen. „Es ist der Ort im Kreis, zu dem man am besten hinkommt“, sagt Schade.
Ob Fake-Shops (dubiose Internetanbieter) oder horrende Handyabrechnungen – etwa jeder vierte Ratsuchende im vergangenen Jahr (23 Prozent) hatte ein Problem mit dem Telefon oder dem Internet. „In einem Fall hatte ein Verbraucher eine Kamera im Wert von mehreren Hundert Euro bestellt und per Vorkasse bezahlt, aber sie kam nie bei ihm an“, sagt Beraterin Nadine Schröer. Selbst die Polizei könne beim ersten Hinsehen oft nicht sagen, ob es sich um einen echten Webshop handelt oder nicht.
Auch die „Klassiker“ des Trickbetrugs haben im vergangenen Jahr nicht abgenommen, wie die Leiterin der Beratungsstelle, Alexandra Kopetzki, sagt. Im Gegenteil: „Haustürgeschäfte und Werbeanrufe sind weit verbreitet.“ Die Betrüger gäben sich oft als Mitarbeiter der Stadtwerke aus. „Sie notieren sich die Zählernummer der Verbraucher und leiten einen Vertragswechsel ein“, so Kopetzki. „2016 haben wir vier Energieversorger abgemahnt.“ Besonders betroffen von dieser Masche seien nach wie vor Senioren.
„Aber die Nachfrage nach Beratung von Migranten und Flüchtlingen wird größer.“ Die Betrüger nutzten die Sprachbarriere schamlos aus und schwatzten den Betroffenen teure Handyverträge mit langer Laufzeit auf.
Mitarbeiter beraten auch rechtlich
Den zweiten beziehungweise dritten Platz der häufigsten Verbraucherprobleme belegten 2016 die Finanzen und Dienstleistungen (19 beziehungsweise 14 Prozent der Anfragen). Zu letzteren zählen etwa Inkassoaufträge und Handwerksarbeiten. „Erst kürzlich hatten wir eine Seniorin hier, die 700 Euro an einen Schlüsseldienst zahlen sollte, der am helllichten Tag ihre Tür geöffnet und das Schloss ausgetauscht hatte.“
In solchen Fällen beraten und vertreten die Mitarbeiter ihre Kunden auch rechtlich. Insgesamt traf dies im vergangenen Jahr auf 861 der Anfragen zu.