Hattingen. . Helmut Kanand, Kandidat der Linken, will sechs Prozent der Stimmen holen. Der Fraktionschef im Kreistag kritisiert Kinderarmut und Rentenniveau.

  • Helmut Kanand kandidiert ohne Listenplatz für die Linken
  • Fraktionschef im Kreistag kritisiert Kinderarmut und Rentenniveau
  • Sechs Prozent der Erststimmen sind sein Ziel

Man darf ihn wohl einen Allzweck-Kandidaten nennen. Helmut Kanand legt sich für die Linken bei Wahlkämpfen auf allen Ebenen ins Zeug: für den Bundestag, für den Landtag, für den Kreistag, für das Landratsamt. Politische Verantwortung ist bisher allein im Kreistag hängengeblieben.

Dort ist der 64-jährige Wetteraner zurzeit Fraktionschef seiner Partei. In Land oder Bund will Kanand nicht wirklich mitmischen. „Das entspricht nicht meiner Lebensplanung“, sagt er – und tritt bei der Landtagswahl am 14. Mai ein weiteres Mal ohne Listenplatz an.

Soziale Gerechtigkeit ist sein Thema

Soziale Gerechtigkeit ist sein Thema. „Rentenalter und Kinderarmut steigen, Rentenniveau und kommunale Finanzierungsmöglichkeiten sinken“, zählt Kanand auf. Und dann werde an den möglichen Stellschrauben auch noch völlig falsch gedreht. „Was nutzen mehr Computer in Schulen, wenn die Klassenräume zu klein und marode sind“, fragt der Kandidat. Die Inklusion ist für ihn ein Sparprogramm, der Stärkungspakt für klamme Kommunen ein Kürzungsprogramm. Nur die Reichen könnten sich arme Städte leisten, schimpft Helmut Kanand.

Dabei ist der Mann kein Alt-Linker. Dafür aber schon früh mit sozialen Fragen konfrontiert gewesen. Der Vater war Maurer, die Mutter Flüchtling. Als einziges von fünf Kindern durfte Helmut Kanand Abitur machen und studieren. Wurde Lehrer zu einer Zeit, als keine mehr gebraucht wurden. War Hausmann mit Nebenjobs. Stieg in die Werbebranche ein, dann in den öffentlichen Nahverkehr. Zuletzt trug er als Leiter des Verkehrsmanagements bei der Essener Verkehrs-AG Verantwortung. Und beschloss beim Abschied aus dem Berufsleben, politisch neu aufzubrechen.

Informationen rauschen am Politiker und Wähler vorbei

2007 trat der gebürtige Ostwestfale der Linkspartei bei. „Da hatte Schröders Agenda 2010 fest gegriffen und die Große Koalition Altersarmut für die nächsten Jahrzehnte produziert“, markiert der 64-Jährige seine soziale Sicht. Warum der politische Ertrag für ihn und seine Partei überschaubar bleibt, ist für Kanand ein Rätsel. Das hat er jetzt auch in einem neuen Format des Wahlkampfs wieder erfahren.

„Informationsstände in der Fußgängerzone sind ja schön, aber im Grunde rauschen die Informationen am Politiker wie am Wähler vorbei“, sagt der Wetteraner. Und probiert es mit Wahlpartys vor der Wahl. Lädt politisch interessierte Menschen zu sich ein. Mal sechs, mal acht Personen. Zwei Stunden Diskussion bei einer Flasche Wein hätten beiden Seiten viel gebracht, meint Kanand. Für die Teilnehmer die Erkenntnis, dass Politiker durchaus zuhören können. Und für ihn die Frage, warum viele Bürger linke Argumente gut fänden, die Partei aber nicht wählen.

Wie viele ihn am 14. Mai wählen werden? „Mit sechs Prozent der Erststimmen könnte ich gut leben“, sagt der Kandidat. 2012 waren es im Wahlkreis 2,4 Prozent.