Hattingen. Fast 16 000 Knöllchen haben die Mitarbeiter des Ordnungsamtes 1986 verteilt. Heute sind es 2000 weniger. Die Zahlungsmoral hat sich gebessert.

  • Die Stadt Hattingen verteilte im Jahr 2016 14000 Verwarnungen an Falschparker
  • Vor 30 Jahren wurden durchschnittlich fünf bis 30 D-Mark fällig, heute zehn bis 15 Euro
  • Gegen 2000 Fahrer wurde 2016 ein Bußgeldverfahren eröffnet, weil sie ihr Knöllchen nicht zahlten

Mit einer schlechten Zahlungsmoral machten die Hattinger Parksünder vor 30 Jahren im doppelt negativen Sinn von sich reden. 15 967 Verwarnungen klemmten die Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Jahr 1986 hinter die Scheibenwischer. Und obwohl die Zahl der Autos zugenommen haben dürfte, haben sich die Hattinger Autofahrer inzwischen etwas gebessert.

Noch immer verteilte die Stadt im vergangenen Jahr allerdings 14 000 Knöllchen – in 2017 waren es bisher 3100 Verwarnungen für Falschparker. An den durchschnittlichen Kosten hat sich übrigens kaum etwas geändert. Zahlten die Parksünder vor 30 Jahren bis zu 30 D-Mark, sind es heute durchschnittlich bis 15 Euro. Allerdings fängt das Verwarngeld auch bei zehn Euro an und nicht mehr bei fünf D-Mark. So kommen jährlich etwa 200 000 Euro zusammen.

Ordnungsrechtlicher Charakter

Das Gerücht, die Stadt fülle mit den Verwarngeldern der Bürger ihre leeren Kassen, weist die Verwaltung damals wie heute von sich: „Gehälter und Verwaltungskosten verschlingen die Einnahmen. Da gibt’s nichts zu verdienen“, betonte damals der Ordnungsamtsleiter. Stadtsprecherin Jana Golus führt jetzt aus: „Das ist auch nicht der Sinn. Vielmehr geht es um den ordnungsrechtlichen Charakter.“ Und auch ein Belohnungsprinzip – also Prämien für Politessen – gebe es nicht. „Das ist eine Legende. Das gibt es nicht und hat es noch nie gegeben“, unterstreicht Jana Golus.

Kontrollschwerpunkt Innenstadt

Die Zahl der Kontrolleure, die täglich unterwegs sind, hat sich im Vergleich zu 1987 verdoppelt. Waren damals noch Mitarbeiter auf zweieinhalb Stellen im Auftrag des Ordnungsamtes vor Ort, so sind es heute fünf Vollzeitstellen. Ein Schwerpunkt für die Kontrollen ist die Innenstadt, erklärt die Stadtsprecherin. Vor 30 Jahren erhielten die Stadtbediensteten dabei auch Unterstützung von der Polizei. Deren 450 bis 500 Verwarnungen richteten sich zu großen Teilen an Falschparker, betrafen aber auch Geschwindigkeitsüberschreitungen und falsches Abbiegen. Immerhin waren die meisten Autofahrer reumütig und zahlten sofort.

Das kann man von den von der Stadt erwischten Bürgern nicht behaupten. Nur 40 Prozent der Verwarnungen wurden sofort bezahlt. Nach einer ersten Mahnung zahlte ein weiterer Teil. Inzwischen beschreibt Golus die Zahlungsmoral jedoch als gut. „Lediglich 2000 Bußgeldbescheide wurden 2016 ausgestellt.“ Der größte Teil der erwischten Autofahrer zahlte also gleich oder nach der ersten Erinnerung.

119 Knöllchen angehäuft

Das war nicht immer so: Noch 2010 war beispielsweise im Bericht des Rechnungsprüfungsamtes von dreisten Falschparkern zu lesen – wie von einer Frau, die 119 Knöllchen angehäuft hatte, von denen 58 im Folgejahr noch offen waren; wie von einem Ehepaar mit 76 Bußgeldern; wie von einem Mann, dem nach 66 Bußgeldern nur deshalb die Erzwingungshaft erspart blieb, weil erst geprüft werden musste, welche Forderungen möglicherweise schon verjährt seien. Fast 7600 Euro gingen der Stadt im jenem Haushaltsjahr durch die Lappen.