Hattingen. . Naturführer Martin Maschka sieht für die kommenden fünf Jahre Handlungsbedarf, um die Artenvielfalt der Flora und Fauna in Hattingen zu sichern.
- Noch gibt es ausreichend Biotope in Hattingen und der Natur geht es gut
- Einige Arten, wie die Kreuzkröte, sind bereits verschwunden
- Naturschutz ist auch für die Zukunft des Menschen wichtig, erklärt Martin Maschka
Martin Maschka gründete die „Naturführer“ und den Verein „ Artenschutz“ Ruhrgebiet. Er kümmert sich um die Beobachtungen in den Naturschutzgebieten und kartiert gefährdete Tiere und Pflanzen im Ruhrgebiet. Maschka dreht seit 2010 Tierfilme und Naturdokumentationen. Ehrenamtlich engagiert er sich für verschiedene Natur- und Artenschutzprojekte und unterstützt besonders stark gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tiere im Ruhrgebiet. Im Interview mit WAZ-Mitarbeiterin Jacqueline Stork spricht Martin Maschka über den Zustand der Hattinger Natur.
Wie geht es der Natur in Hattingen?
Martin Maschka: Gut – jedenfalls noch. In Hattingen gibt es zurzeit noch ausreichend viele Biotope und gute Naturgebiete. Aber: Wenn man diese nicht hegt und pflegt, sieht es für die Natur auf Dauer nicht so rosig aus. In den kommenden fünf Jahren besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf.
Wo besteht Handlungsbedarf?
Im Bereich der Biotope, Forstflächen und im Bereich der Stromtrassen. Ein Teich bleibt von selbst nicht ewig ein Teich. Er verlandet, wird immer kleiner und wächst schließlich zu. Der Mensch neigt dann dazu, ihn schnell als Landfläche zu nutzen. Schon hat die Natur wieder etwas Fläche verloren.
Und das bewirkt was?
Teiche sind ein wichtiges Laichgebiet für Amphibien. Diese sterben aus, wenn es keine Laichgebiete mehr gibt. Wenn Forstflächen abgeholzt werden, entstehen dort häufig Monokulturen. Wieder ein Punkt, wo die Natur verliert. Auf einem Acker werden Sie keine Artenvielfalt finden. Und zu guter Letzt: die Stromtrassen. Bislang wurde der Bereich immer gepflegt und frei geschnitten. An diesen sonnigen Stellen siedelten sich zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten an. Jetzt, wo viele Trassen stillgelegt werden, droht dort eine Verwaldung und somit der Verlust der vorherigen Artenvielfalt.
Welche seltenen Arten gibt es in Hattingen?
In Hattingen leben durchaus noch seltene Arten. So ist bei uns der Schwarzstorch zu Hause, ebenso die Geburtshelferkröte und der Kammmolch. Letzterer steht aber kurz vor dem Verschwinden aus Hattingen. Aber auch der Gras- und Wasserfrosch sowie die Zauneidechse und die Ringelnatter leben in Hattingen.
Welche Tierarten sind bereits aus Hattingen verschwunden?
Die Kreuzkröte ist mittlerweile aus Hattingen verschwunden. Sie hat ihren Laich in kleinen separierten Pfützen abgelegt. Als viele Brachflächen aus Hattingen verschwunden waren, verschwand auch die Kreuzkröte. Und noch ein Tier ist gefährdet: der Feuersalamander. Ein Bakterium wurde aus China eingeschleppt und bedroht jetzt die Art. Sie wird vielleicht aussterben.
Warum ist der Naturschutz so wichtig?
Alle Tier- und Pflanzenarten hängen im Ökosystem mit dem Menschen zusammen. Ein Beispiel: Eine gerade einmal acht Zentimeter lange Erdkröte frisst im Laufe eines Jahre eine Biotonne voll Insekten. Tut sie das nicht mehr, gibt es eine Mückenplage, und die kann dann Krankheiten auf den Menschen übertragen. Menschen machen sich oft keine Gedanken darüber, aber alle Lebewesen sind für uns wichtig, sie sichern unsere Überlebenschance für die Zukunft.
Wie kann jeder Einzelne zum Naturschutz beitragen?
Man kann beispielsweise Vogelkästen aufhängen oder seinen Balkon und Garten vielfältig bepflanzen, damit sich dort die Insektenwelt zu Hause fühlen kann. Außerdem kann man ein Wildbienenhotel bauen. Wer Platz im Garten hat, kann auch einen Teich anlegen. Allerdings sollten dort keine Fische rein, damit sich Amphibien ansiedeln können. Vielleicht bekommt man dann sogar einmal Besuch von einer Schlange. Sonst gibt es zahlreiche Natur- und Artenschutzvereine, die man ehrenamtlich unterstützen kann.
Worum kümmern sich die Naturführer und der Artschutzverein?
Unsere Aufgabe besteht darin, jüngeren und älteren Menschen die Möglichkeit zu geben, Natur- und Artenschutz intensiv kennenzulernen, um sich dafür einzusetzen. Man schützt nur das, was man kennt!