. Ambulanter Hospizdienst und Drittklässler der Grundschule Haßlinghausen erarbeiten Bewusstsein für Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit.

  • „Hospiz macht Schule“ in driten und vierten Grundschul-Klassen
  • Kindern wird vermittelt: Leben und Sterben sind miteinander verbunden
  • Vor dem Hospiz-Projekt mussten auch Vorbehalte ausgeräumt werden

Projektwochen an Schulen sind beliebte Formate, um zu einem Thema für die Dauer von fünf Tagen einmal aus dem strenggefassten Lehrplan auszuscheren. Doch das Projekt „Hospiz macht Schule“, das jetzt an der Grundschule Haßlinghausen verwirklicht wurde, ist ganz anders als Ausflüge in die Natur oder Schauspielerei auf der Bühne.

Ehrenamtliche Kräfte des Ambulanten Hospizdienstes Witten/Hattingen machten die Schüler der dritten und vierten Klassen mit einer Thematik vertraut, mit der die Kinder sonst kaum in Berührung kommen. „Sie sind mit neun oder zehn Jahren unbefangen und aufgeschlossen für Fragen, die das Leben, den Tod und den Umgang mit beidem betreffen“, sagt Anka Braun, ehrenamtliche Hospizmitarbeiterin aus Witten. Sie und fünf weitere Frauen des Hospizdienstes wurden für dieses Projekt eigens von der Bundes-Hospiz-Akademie ausgebildet.

Ein Arzt beantwortet Fragen

Es geht grundsätzlich auch darum, zu vermitteln, dass Leben und Sterben miteinander verbunden sind. „Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem buddhistischen Mönch, der den Umgang in der westlichen Welt mit dem Tod nicht nachvollziehen konnte“, sagt Anka Braun. Da seien Tabus spürbar und bei Eltern kleinerer Kinder generell die Ambition, ihren Nachwuchs vor jedweder Berührung mit dem Tod abzuschirmen. Schulleiter Benedikt Heufken berichtet, dass er umsichtig zu Werke gehen musste, als das Angebot des Hospizdienstes auf seinen Tisch flatterte. „Sowohl im Kollegium wie auch bei einigen Eltern mussten zunächst Vorbehalte ausgeräumt werden“, sagt er.

Es hat sich gelohnt, ist Heufken überzeugt. Und das hängt zum einen daran, wie die Hospiz-Damen die Kinder an die Hand nehmen, aber auch daran, dass über die Woche täglich ein anspruchsvolles Programm bewältigt wird. „Da geht es etwa um Wandlungserfahrungen“, berichtet Anka Braun. Die Schüler bringen ihre Säuglingsfotos mit, vergleichen sie mit ihrem aktuellen Äußeren, stellen fest, dass sich Lebewesen verändern. An einem der nächsten Tage werden Krankheit und Leid thematisiert. „Die Kinder erinnern sich an Masern, Grippe, Windpocken, rufen sich in Erinnerung, wie elend sie sich gefühlt haben.“ Dann kommt ein Arzt zu Besuch in die Schule, die Kinder erfahren, dass Krankheiten nicht immer mit der Genesung enden. Einen spannenden Tag verspricht das Thema Sterben und Tod: In einem Film lernen die Kinder, wie tief eine Grube auf dem Friedhof ausgehoben wird, wie ein Leichenschmaus im Anschluss an die Beerdigung abläuft. Besondere Authentizität habe das Thema in dem Augenblick bekommen, als Flüchtlingskinder von ihren Todes-Erfahrungen während der Flucht berichteten.

Mit Auseinandersetzungen um das Traurigsein und Trösten endet die Projektwoche, die Ergebnisse der Tage werden bei einem Abschlussfest den Eltern präsentiert.