Hattingen. Bestand an sozial geförderten Mietwohnungen sinkt, Bindungen laufen aus. Quote beschlossen. Bedarf an kleinen Wohnungen und barrieren Räumen.
- Sozialausschuss beschließt Quote für öffentlich geförderte Wohnungen
- 25 Prozent sind ein Richtwert, geprüft wird in jedem Einzelfall
- Bedarf bei Haushalten mit wenig Einkommen und Alleinerziehenden
Der Wohnungsmarkt steht jetzt schon unter Druck. Für Menschen mit wenig Geld wird es immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Ist der Bestand öffentlich geförderter Mietwohnungen seit dem Jahr 1998 schon um mehr als 60 Prozent auf derzeit 1360 Wohnungen gesunken, werden bis 2025 weitere 672 Wohnungen wegfallen – davon allein 380 in Hattingen-Mitte. Die Stadt will gegensteuern – durch einen Richtwert von 25 Prozent für öffentlich geförderte Wohnungen. Dies wurde im Fachausschuss beschlossen.
450 Interessenten sind bei den Wohnungsgesellschaften vor Ort auf der Suche; oder sie stehen bei der Stadt auf der Warteliste für eine öffentlich geförderte Wohnung. Betroffen sind Haushalte mit wenig Einkommen, mit Kindern, Alleinerziehende, ältere oder behinderte Menschen, Wohnungslose und andere Personen, die Hilfe brauchen. Vor allem für Haushalte mit ein und zwei Personen und Menschen, die auf behindertengerechten, barrierefreien Wohnraum angewiesen sind, kann die Stadt kein bedarfsgerechtes Angebot vorhalten, wie die Vorlage für den Sozial- und Gesundheitsausschuss deutlich macht.
Diakonie versucht, Wohnungslosigkeit zu verhindern
Die Diakonie, die versucht, Wohnungslosigkeit zu verhindern, bekommt die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt zu spüren. Die Wohnungslosenquote steigt, was im Fachbereich Soziales und Wohnen durch eine steigende Zahl angekündigter Räumungsklagen deutlich wird. Anerkannte Geflüchtete brauchen ebenfalls Wohnraum.
Hier sieht die Stadt, die bereits in den vergangenen Monaten „erhebliche Schwierigkeiten bei der Wohnraumversorgung“ hatte, dringenden Handlungsbedarf.
Deshalb kommt nun der beschlossene Richtwert, der für künftige Bauvorhaben gilt. Wobei die Zahl nicht in Stein gemeißelt ist, denn in jedem Einzelfall wird sie konkret durch Verkaufs- oder Satzungsbeschlüsse in Bauplanungsverfahren getroffen.
Aktionsbündnis Wohnen befürwortet Quoten
„25 Prozent wovon“, wollte Silvia Lohmann (Sachkundige Bürgerin, Die Linke) im Sozial- und Gesundheitsausschuss im Rathaus wissen. Gemeint sind Wohneinheiten pro Maßnahme. Heidi Pamp (SPD) erinnerte an jahrelange Versäumnisse in der Vergangenheit. In Hattingen seien lange Zeit zu wenig Sozialwohnungen gebaut worden, kritisierte sie in der Sitzung.
Das Aktionsbündnis Wohnen hat Quoten für sozialen Wohnungsbau ebenfalls befürwortet. Der Bedarf sollte aber nicht nur durch Neubauprojekte gedeckt werden. Erforderlich sei eine Mischung aus Neubauten, Modernisierung im Bestand, Zukäufen und Anmietungen.
Wobei sich frei finanzierter und preisgünstiger Wohnraum laut Aktionsbündnis Wohnen nicht zwangsläufig ausschließen muss. Auch das Aktionsbündnis findet, dass Barrierefreiheit bei künftigen Entscheidungen zum Thema Wohnraum eine große Rolle spielen muss.