Hattingen. Die Leiterin der EN-Bio-Station, Britta Kunz, schreibt in ihrer Kolumne darüber, dass die fehlende Nahrungsgrundlage Arten aussterben lässt.

  • Verstummen die Vögel um uns herum, fällt das vielen Menschen auf
  • Die Zahl der Arten und auch die der Individuen hat dramatisch abgenommen
  • 75 Prozent der Nutzpflanzen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen

Haben auch Sie vom alarmierenden Rückgang unserer Vogelarten gehört? Die Erkenntnis, dass ehemals so genannte Allerweltsarten, wie Star und Feldlerche, zurückgehen, ist nicht neu und wird seit mehreren Jahren von Wissenschaftlern belegt.

Die Ursachen scheinen vielfältig. Genannt werden unter anderem der fortschreitende Verlust natürlicher Lebensräume, die intensive Landwirtschaft und der großflächige Einsatz von Pestiziden. Neue Bedrohungen kommen hinzu, wie das Usutu-Virus, das vor allem an Amseln beobachtet wurde und zum Tod vieler Tiere führte.

Von der Bestäubung abhängig

Verstummen die Vögel um uns herum, fällt das vielen Menschen auf. Weniger offensichtlich, jedoch nicht weniger dramatisch, ist der Rückgang der heimischen Insekten. Auch der ist nicht neu. Bereits vor drei Jahren wies eine wissenschaftliche Studie darauf hin, dass in NRW Fluginsekten wie Hummeln, Wildbienen und Schwebfliegen seit 1989 um 80 Prozent zurückgegangen sind. Die Zahl der Arten und auch die der Individuen hat dramatisch abgenommen.

Unsere immer blütenärmer werdenden Landschaften tun ihr Übriges dazu. Auch hochwirksame Insektizide, und hier vor allem die so genannten Neonicotinoide, haben Forscher in Verdacht, sich negativ auf Hummeln, Bienen und Co. auszuwirken. Nun mag manch einer froh sein, die Windschutzscheibe seines Autos im Sommer nicht mehr so häufig von Insekten säubern zu müssen und hält die Mehrheit der Sechsbeiner ohnehin für lästige Zeitgenossen. Ich gebe zu: Wenn man kein Vogel ist, muss man Mücken nicht unbedingt mögen. Aber ohne Insekten fehlt unseren Vögeln eine unverzichtbare Nahrungsgrundlage. Mauersegler und Schwalben zum Beispiel, sind das ganze Jahr über von Fluginsekten abhängig. Zwar ernähren sich viele andere Vogelarten bei uns auch von Früchten und Sämereien, aber für die Aufzucht des Nachwuchses sind fast alle auf eiweißreiche Kost, wie Insekten, angewiesen.

Durch das Insektensterben sind auch viele Wildblumenarten gefährdet. Fast 90 Prozent der europäischen Wildblumen sind von der Bestäubung durch Insekten abhängig. Ohne Wildblumen und Vögel wäre die Welt nicht nur artenärmer und weniger bunt, auch wir Menschen sind mit unserer Nahrung direkt von der Bestäubungsleistung abhängig. Und damit meine ich nicht nur die leckeren Zwetschgen und Äpfel auf dem Obstkuchen. Weltweit sind 75 Prozent unserer Nutzpflanzen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.

Blumenwiese im Balkonkasten

Gegen das Insektensterben kann jeder ganz einfach etwas tun. Setzen Sie auf bunte Vielfalt. Pflanzen Sie heimische Blumen und Sträucher mit ungefüllten Blüten, damit die Insekten an Nektar und Pollen gelangen können. Eine Blumenwiese ist auch im Balkonkasten eine Augenweide und im Garten allemal. Auch blühende Kräuter, wie Thymian und Rosmarin, mögen Wildbienen und Hummeln gern. Vermeiden Sie den Einsatz von Pestiziden und verwenden Sie stattdessen natürliche Mittel gegen blattfressende Insekten.

Geben Sie dem Nachwuchs von Wildbiene und Co ein Zuhause in einem so genannten Insektenhotel. Kleine und kostengünstige Ausführungen gibt es zum Beispiel in Baumärkten oder beim Nabu Ennepe-Ruhr. Egal ob Kauf oder Marke Eigenbau, Sie sollten immer darauf achten, dass die Röhren, die den Insekten als Eiablageplätze dienen, frei von Rissen sind, sonst trocknet die Brut aus. Außerdem sollten die Eingänge glatt abgeschliffen sein und keine Holzfasern überstehen, damit sich die Tiere nicht die Flügel zerreißen. Am besten bringen Sie es in südöstlicher Richtung an, damit es sich bereits früh am Morgen erwärmt. Keine Angst: Wildbienen und Hummeln sind nicht aggressiv. Wenn Sie dann noch ein bisschen Wildwuchs und Unordnung in einer Ecke des Gartens zulassen, gewähren Sie Insekten auch über den Winter einen Unterschlupf.