Hattingen. Fachkräfte sollen sich künftig um mehrere Kinder in einer Klasse kümmern.SPD und CDU halten das für sinnvoll. GEW warnt vor einer Sparmaßnahme.

  • Fachkräfte sollen sich künftig um mehrere Kinder in einer Klasse kümmern
  • SPD und CDU im Rat der Stadt halten das für pädagogisch sinnvol
  • Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft warnt vor Sparmaßnahme

Weil die Kosten für Integrationshelfer enorm gestiegen sind, ist die Stadtverwaltung derzeit darum bemüht, der Entwicklung über Inklusionshelferpools entgegenzuwirken. „Das bedeutet, dass ein Inklusionshelfer aufgabenbezogen mehr als einem Kind die Teilhabe am Unterricht ermöglicht“, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung für den Jugendhilfeausschuss.

Derzeit unterstützen 56 Inklusionshelfer Schüler in Hattingen. Sie begleiten zumeist Kinder, die von Autismus-Spektrum-Störungen oder von Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen betroffen sind.

Für das laufende Schuljahr erhält die Stadt Landesmittel für die schulische Inklusion – gut 57 400 Euro für Sachausgaben (Belastungsausgleich) und über 26 700 Euro für nicht-lehrendes Personal als Inklusionspauschale, so ist im Sachstandsbericht der Verwaltung zu lesen. Damit hat sich die Pauschale für nicht-lehrendes Personal im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Gesunken ist dagegen die Pauschale für die Sachausgaben – und zwar um etwa 18 500 Euro. „Damit bezahlen wir zum Beispiel bauliche Veränderungen oder Mobiliar, das extra angeschafft werden muss“, erklärt Beigeordnete Beate Schiffer. Bis Anfang Dezember lagen Rechnungen für Sachausgaben seitens der Schulen in Höhe von gut 50 000 Euro vor.

Rechtliche Grundlage fehlt noch

Für insgesamt 56 Inklusionshelfer zahlt die Stadt aktuell 750 000 Euro. Anders als in anderen Städten hat Hattingen keine Probleme, genug Kräfte zu finden. „Die Kapazitäten reichen aus“, sagt Schiffer.

Dass teils zu viele Helfer in den Klassen auch für Unruhe sorgen, weiß Sabine Radtke von der SPD-Fraktion. „Derzeit besteht ein individueller Rechtsanspruch auf einen Integrationshelfer. Noch gibt es keine rechtliche Grundlage dafür, dass sich eine Person um mehrere Kinder kümmert“, erklärt sie. Dabei sei ein Pool durchaus sinnvoll. „Es ist nicht zielführend, wenn in einer Klasse fünf Assistenten neben dem Lehrpersonal sitzen.“ Das sieht auch Ulrike Brauksiepe von der CDU-Fraktion so: „Zu viele Erwachsene in einer Klasse bringen Unruhe. Da bräuchte man eher mehr Nebenräume, um Kinder auch mal herauszunehmen.“

Radtke hält zudem ein rein schulisches Inklusionskonzept für zu kurz gegriffen. „Man muss auch sehen, was nach der Schule passiert. Welche Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten gibt es dann? Wie werden Familien unterstützt?“ Das fehlt ihr noch in Hattingen.

Pool-Lösung gibt keine „rechtssicheren Ausführungen“

Auch Beate Schiffer sagt, dass es für die Pool-Lösung noch keine „rechtssicheren Ausführungen“ gibt. Allerdings würden Mitarbeiter des Fachbereichs Schule bereits Fachtagungen besuchen, um sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren.

Für Berthold Paschert von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW „riecht der Pool nach einer Sparmaßnahme“. Inklusion sei nur dann vernünftig zu leisten, wenn die Formel gilt: 20 Schüler pro Klasse, davon maximal fünf mit Förderbedarf. Zwei Lehrkräfte – ein Sonderpädagoge und ein Lehrer – müssen parallel in der Klasse arbeiten. Doch davon, weiß er, „sind wir noch weit entfernt“. Und dann gelte es ja auch noch, Flüchtlingskinder zu integrieren.