Hattingen. . Besucher konnten an den Werkstatttagen Experten über die Schulter blicken, Fragen zu der Herstellung und Reparatur von Schmuck und Uhren stellen.
- Besucher besprechen mit Goldschmied über Möglichkeiten, einen Siegelring wieder auf Vordermann zu bringen
- Mit der eigenen Atemluft reguliert Marion Plass die Temperatur der Flamme, mit der sie Gold schmiedet
- Uhrmacherin achtet penibel auf Sauberkeit, um die empfindlichen Uhrwerke zu schonen
Ein halb fertiges Goldarmband aus kunstvollen Gliedern liegt an der Seite des Arbeitsplatzes von Goldschmiedin Marion Plass. Mit der Zange hält sie ein weiteres Glied, das sie mittels einer Flamme formt: Sie zeigte Besuchern der Werkstatttage von Jörg Faatz, Heggerstraße, wie viel Wissen, Zeit – nämlich bis zu einem Tag –, aber auch Gefühl für die Fertigung eines Goldarmbandes notwendig ist.
Hinter ihr zischt das Infrarot-Gerät zum Reinigen von Schmuckstücken, rechts von ihr ist das Rauschen des Lasers zu hören. Ihr Kollege Norbert von Keitz, der eben noch erklärt hat, welche Arbeitsschritte für die Fertigung eines Ringes notwendig sind, lasert jetzt einen Schriftzug auf eine Platte.
Gravieren von Lagensteinen
Besucher Jürgen Scheurer (85) zeigt seinen Goldring, auf dem die Gravur des Familienwappens kaum noch zu sehen ist. „Ich trage ihn jeden Tag, da hat es sich abgenutzt.“ Mit von Keitz überlegt er, wie er den Ring künftig gestalten könnte. Auch ein Lagenstein könne eingesetzt werden, sagt von Keitz, öffnet eine Schublade und zeigt ein Beispiel für einen solchen gravierten Stein: blau leuchtet er, das Wappen ist schwarz. „Bei Steinen muss man mit dem Lasern aufpassen, manche gehen dabei kaputt“, sagt von Keitz.
Wie Marion Plass trägt von Keitz eine schwarze Lederschürze, die Arbeitsplätze sind ausgeschnitten und an ihnen fängt ein Ledertuch Materialreste auf. Auf einen so genannten Feilnagel an der Werkbank legen die Goldschmiede zu feilende oder zu sägende Schmuckstücke. Am Platz von Marion Plass liegt ein gezeichneter Entwurf für einen Anhänger mit Hattingen-Motiven. Doch auch am Computer wird designt. „Da kann man den Kunden dann in 3D zeigen, wie der Ring aussehen wird“, so von Keitz.
Marion Plass pustet Atemluft zu der Flamme, damit diese heißer wird, sie bringt Golddraht zum Glühen, aus dem Ösen werden sollen. Zu wissen, wann die richtige Temperatur erreicht ist, dazu gehört „Gefühl und Erfahrung. Haben wir einen Praktikanten, dann höre ich schon, wenn er falsch lötet“, sagt Marion Plass. Schmuck trägt sie beim Arbeiten übrigens nicht. „Das wäre zu gefährlich.“
An die Uhren darf kein Hautfett kommen
Ihren Ring hat auch Uhrmacherin Anke Olzog in der Uhrenwerkstatt von Faatz abgelegt – damit sie damit nicht Uhren zerkratzt. Eine Lupe hängt um ihren Hals, an vier Fingern trägt sie Gummi-Überzüge, „damit auch kein Hautfett an die Uhren kommt“. Auf einem Regal dreht sich wie ein Karussell ein Gerät, das die Armbewegung simuliert. Es dient der Fehlersuche und Kontrolle von Uhren. Sauberkeit ist bei der Reparatur wichtig, um die empfindlichen Uhrwerke zu schonen. Olzog, eine von vier Uhrmachern und drei Goldschmieden bei Faatz, erklärt: „So ein Hautschüppchen, das ist für ein Uhrwerk so, als würde man uns beim Laufen einen Knüppel zwischen die Beine werfen.“