Hattingen. Margarethe Seipolt will bis Mitte des Jahres eröffnen. Ihre zweite Apotheke ist die dann neunte in der Altstadt . Kann das gut gehen?

  • Ins neue Ärztehaus der ehemaligen Druckerei Hundt kommt auch eine Apotheke, die neunte in der Innenstadt
  • Unter den Apotheker-Kollegen sind die Meinungen über die weitere Konkurrenz geteilt
  • Vorsitzender der Bezirksgruppe des Apothekerverbands sieht Innenstadt-Konzentration kritisch

In der ehemaligen Druckerei Hundt an der Augustastraße entsteht bis Mitte des Jahres ein Ärztehaus, mit Praxen verschiedener Fachrichtungen, einer Physiotherapie – und einer Apotheke. Margarethe Seipolt will im Medizinzentrum eine Apotheke eröffnen. Für Hattinger bedeutet dies: Sie finden künftig allein neun der insgesamt 14 Apotheken in der Stadt in der Innenstadt vor. Kann das klappen?

Es gibt keine Bedarfsplanung

Unter den Apothekern in der Innenstadt sind die Meinungen über noch eine weitere Apotheke in der Altstadt zumindest geteilt. Riyad Rifaie etwa, der seit 2010 die Straussen-Apotheke auf der Heggerstraße führt, sagt, er sehe der zusätzlichen Konkurrenz im neuen Ärztezentrum gelassen entgegen. Die Vielzahl der Apotheken gehöre eben zum Wettbewerb, sie sei eine logische Konsequenz aus dem relativ einfachen Weg hin zur Eröffnung einer neuen Apotheke: „Da es für Apotheken, anders als für Arztpraxen, keine Bedarfsplanung gibt, kann man sich als Apotheker leider überall ansiedeln. Der niedrige Zinssatz bei der Finanzierung momentan tut sein übriges.“ Bedarf an einer weiteren Apotheke sieht Riyad Rifaie allerdings bei weitem nicht.

Auch sein Kollege Dr. Han Lian Tan von der Weiltor-Apotheke auf der Großen Weilstraße blickt entspannt in die Zukunft. Sein Motto: Konkurrenz belebt das Geschäft. Unsicher oder gar besorgt sei er wegen der neuen Filiale im Ärztezentrum nicht, sagt Tan. Denn: Auf seine Stammkunden sei Verlass.

Rolf Jägers, Inhaber der Paracelsus-Apotheke (Heggerstraße) und der Carré-Apotheke (Reschop Carré), erklärt derweil, viele Kollegen seien „fassungslos“, dass es bald die neunte Apotheke in der Innenstadt gebe. Zumal das Geschäft nicht einfacher geworden ist, bundesweit im letzten Jahrzehnt rund 3000 Apotheken aufgegeben hätten. Jägers: „Bei jeder neuen Apotheke muss man sich wieder Gedanken machen . . .“ Über die eigene wirtschaftliche Zukunft.

Apothekerin hofft auf Synergien

Genau diese wirtschaftliche Zukunft , sagt Margarethe Seipolt, habe sie im Blick gehabt bei ihrem Entschluss, nach der Apotheke Am Rathausplatz eine zweite im neuen Ärztezentrum zu eröffnen. Weil sie auf Synergien hofft. Aber auch, weil sie weiß, dass viele Patienten ihr Weg aus der Arztpraxis direkt zur nächstgelegen Apotheke führt. Es habe mehrere Bewerber für den Standort Augustastraße gegeben, so Seipolt. „Wenn ich dort keine Apotheke aufmachen würde, hätte es ein anderer gemacht.“

Eine Innenstadt-Konzentration von Apotheken sie dabei kein Hattingen typisches, sondern ein bundesweites Phänomen, sagt Michael Mahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepetal-Ruhr des Apothekerverbands Westfalen-Lippe. Die er für kritisch hält, denn: Erstens gehe es nicht jeder Apotheke in einer Innenstadt finanziell gut. Und zweitens sei die medikamentöse Versorgung der Bürger in ländlichen Gebieten ein zunehmendes Problem – nicht nur wegen langer Fahrwege zum Notdienst.

Trotzdem werde der Trend wohl anhalten, so Mahl. Zur Innenstadt-Konzentration von Apotheken. Und zum Apothekensterben.