Hattingen. . Hüttenwerker sprechen beim ersten Treffen im neuen Jahr über ihre Gefühle von damals. Eine Menschenkette, Film und Buch sind in Vorbereitung.
- Ehemalige Beschäftigte der Hütte blicken zurück auf schwere Zeit vor 30 Jahren
- 100 Akteure werden im Modell in fast lebensgroßer Menschenkette in Hattingen verewigt
- Buch und Film zum Jahrestag des Hütten-Aus’ vor 30 Jahren werden vorbereitet
Klaus Bomhold war 22 Jahre Betriebselektriker auf der Hütte. Der 73-Jährige kommt im Rollstuhl zum Treffen der Hüttenwerker, das viermal im Jahr stattfindet. Er will sich auf dem Laufenden halten, ehemalige Kollegen wiedersehen, feststellen, was sich verändert hat. Dieses Treffen läutet ein besonderes Jahr ein: das der Erinnerung an den Niedergang der Hütte vor 30 Jahren.
Damals gab die Thyssen Stahl AG die Stilllegung der Hochöfen, der 4,2-Meter-Grobblechstraße, des Elektrostahlwerks und der Stranggießanlage sowie die Einstellung des Ausbildungsbetriebs auf der Hütte bekannt, was das drohende Aus für die Hütte und den Verlust von fast 3000 Arbeitsplätzen bedeutete. Eine Menschenkette sorgte damals für öffentliche Aufmerksamkeit.
Modell der Menschenkette
Ein Modell davon soll als Dauerausstellung an die Aktivitäten von damals erinnern. In der Länge und der Zahl der Beteiligten könnnes es die Pappfiguren zwar nicht mit der damaligen Menschenkette aufnehmen. Doch im Modell tun sich Abbilder von rund 100 ehemaligen Beschäftigten zusammen, die vor 30 Jahren in Hattingen gearbeitet haben. Fast in Lebensgröße werden sie, Hand in Hand wie damals, am Zaun stehen und eine Kette bilden. Außerdem kommen sie in einem über zweistündigen Film zu Wort, der auf die damalige Zeit zurückblickt.
Einer in der Menschenkette war Janos But. Der heute 75-Jährige arbeitete „bis zum Schluss“ als Schlosser in Hattingen, ehe er nach Witten ging, wie er beim Treffen der Hüttenwerker erzählt. „Ich sehe nicht einen Arbeitskollegen“, blickt er sich suchend um. Andere diskutieren darüber, wer beim letzten Mal noch da war und wen sie länger nicht mehr gesehen haben.
Unsicherheit vor 30 Jahren
Brigitte Kretschmer erinnert sich noch gut an die Gefühle vor 30 Jahren, „als wir nicht wussten, wie es weitergeht“. Sie weiß noch: „Jeder zitterte, alle hatten Angst.“ Nicht nur sie und ihr Mann Dieter, 72, der später nach Bochum wechselte. Würde man das Haus behalten können, hatte sich die ehemalige Krankenschwester gefragt. Alles sei gutgegangen. Doch die Gefühle von damals sind noch präsent..
Klaus auf dem Siepen war Elektriker. Er lässt sich das Treffen nicht entgehen. Die Gelegenheit, 30 Jahre zurückzublicken, auch nicht. Günter Klodwig, 81, hält ebenfalls Ausschau „nach neuen und alten Gesichtern“.
Diese tauchen im Film genauso auf wie in einem Buch, das die Geschichte auf 240 Seiten zusammenfassen wird. Das Treffen nutzen die Hüttenwerker jetzt aber, ihre Erinnerungen gemeinsam miteinander aufzufrischen.