Hattingen. Die Leiterin der Biologischen Station, Britta Kunz, schreibt in „Natürliches EN“ über die Pflanze, die jetzt der Sonne ihre Blüte entgegenstreckt
Im Winter ist die Natur sparsam mit leuchtenden Farben. Ausnahmen fallen daher umso mehr auf. Leuchtend gelb schiebt der Huflattich bereits im Februar seine Blütenköpfchen der Sonne entgegen. Fast sieht er aus wie kleiner Löwenzahn, wären da nicht der mit kleinen rötlichen oder bräunlichen Schuppenblättchen überzogene Stängel und die noch fehlenden grünen Blätter. Aber verwandt sind sie schon – Huflattich und Löwenzahn. Im Reich der Pflanzen gehören beide zur Familie der Korbblüter. Woher dieser Name stammt? Schauen Sie genau hin!
Was uns beim Huflattich – und auch beim Löwenzahn – am Ende des Stängels auf den ersten Blick wie eine einzelne große gelbe Blüte erscheint, ist in Wirklichkeit ein Blütenstand – zusammengesetzt aus mehreren Hundert kleinen Einzelblüten. Wenn Sie ganz genau hinsehen, werden Sie sogar entdecken, dass es zwei Sorten unterschiedlich gestalteter Blüten gibt: ein äußerer Kranz flacher, gelappter „Zungenblüten“ umgibt in der Mitte kleine Blüten, die wie eine Röhre geformt sind und daher auch „Röhrenblüten“ heißen. Von der Form her erinnert dieser Blütenstand aus vielen kleinen Blüten mit etwas Fantasie an ein flaches Körbchen. Die lateinische Bezeichnung der Korbblüter ist „Compositae“ – was „zusammengesetzt“ bedeutet und ebenfalls auf den, aus vielen Blüten zusammengefügten, Blütenstand hinweist. Die so am Ende des Stängels entstehende große Scheinblüte ist natürlich viel auffälliger und weiter sichtbar, als es einzelne kleine Blüten über den Stängel verteilt wären. Insekten, die für die Bestäubung wichtig sind, können so aus einer größeren Entfernung angelockt werden. Weil die einzelnen Blüten aber klein sind, braucht es entsprechend kleine Insekten als Bestäuber oder solche, die über ein feines Mundwerkzeug verfügen, mit dem sie in die schmalen Blüten gelangen können. Sie werden zum Beispiel gern von verschiedenen Schmetterlingen, wie dem Zitronenfalter, aufgesucht, die mit ihrem langen Rüssel vom Nektar des Blütenbodens naschen können.
Verschleppt von Ameisen
Wie die Pusteblume Löwenzahn bilden auch die Blüten des Huflattichs kleine, mit Schirmchenfliegern versehene Früchte aus, die leicht vom Wind davon getragen werden. Auch Ameisen verschleppen die kleinen Früchte in ihren Bau. Sie haften aber auch am Fell von Tieren und den Socken von Wanderern, und werden so auch durch den Menschen und deren vierbeinigen Freunde ausgebreitet.
Der Huflattich ist nicht sehr anspruchsvoll, was seinen Wuchsort angeht. Er ist ein echter Pionier und oft dort zu finden, wo es vielen anderen Pflanzen noch zu karg ist: auf Böschungen, an Grabenrändern und auf offenen, frisch entstandenen Bodenstellen. In manchen Gegenden heißt er auch Lehmblümel oder Sandblümel.
Die grünen Blätter erscheinen beim Huflattich, anders als beim Löwenzahn, erst, wenn die Blüten im April verwelkt sind. Befühlen Sie dann einmal die Blattunterseite – durch viele kleine Härchen fühlt sie sich ganz weich an. Die Blätter sind groß und haben die Gestalt eines Hufs – wovon sich der deutsche Name ableitet. Der wissenschaftliche Name Tussilago farfara weist übrigens auf die Verwendung der Pflanze als schleimlösendes Mittel gegen Husten hin: „tussis“ bedeutet lateinisch „Husten“. Heute sieht man von der Verwendung wild wachsenden Huflattichs jedoch ab, weil er auch die Leber schädigende und krebserregende Stoffe enthält und verwendet nur noch unbedenkliche Züchtungen.