Hattingen. . Alarmanlage und gesicherte Fenster. Doch Befürchtungen von Vandalismus und Einbrüchen vor 20 Jahren sind nicht eingetreten. Gewinn durch Umzug.

  • 400 Mitglieder des ASV fühlen sich wohl im Haus, das vor 20 Jahren bezogen wurde
  • Zweckmäßiger Bau mit Jugendraum und Lagerfläche statt Holzvertäfelung und Plüschsesseln
  • Heutige Lage ist nicht mehr so abgeschottet wie jahrzehntelang an Haus Weile

„Angler ziehen murrend zum Hüttenpark“: Vor 40 Jahren verständigten sich die Mitglieder des ASV Henrichshütte mit der Stadt Hattingen darauf, ihr Vereinsheim in einem Nebengebäude von Haus Weile zu verlassen, erfreut aber waren sie damals über den Umzug in den Gewerbe- und Landschaftspark nicht.

Und heute? Es gebe zwar noch den ein oder anderen, der der früheren Unterkunft nachtrauere, aber: Im Großen und Ganzen fühlten sich die gut 400 ASV-Mitglieder am Ruhrdeich 18 „sehr wohl“, sagt Walter Banhold (67), Sprecher des Angelsportvereins.

Gemütlichkeit ist der Zweckmäßigkeit gewichen

Die Gemütlichkeit der früheren „kleinen Wohlfühloase“, von der mancher so schwärmt(e): Gut, die fehle der neuen ASV-Bleibe, gesteht Walter Banhold. Holzvertäfelungen, Plüschsessel: Das Interieur vergangener Jahre findet man im neuen Vereinsdomizil nicht.

Blick in das Vereinsheim des ASV Hattingen. Zu sehen ist ein Karpfen.
Blick in das Vereinsheim des ASV Hattingen. Zu sehen ist ein Karpfen. © Walter Fischer

Ohnehin, sagt Banhold, sei das heutige, viel größere Anglerheim „ein zweckmäßiger Bau“. Es gibt: ein Büro, einen eigenen Jugendraum, eine Lagerfläche für Angelutensilien. „Erstklassige Sanitäreinrichtungen, eine Dusche und einen sehr großen Gemeinschaftsraum“, zählt der 67-Jährige auf. „Viele Besucher sagen: ,Boah, was ist das toll.’ Ich sage: Ja, es ist hier sehr schön.“ Der ASV Henrichshütte habe, sagt Vereinsvorsitzender Gerd Hehs (59), am Ruhrdeich 18 eine neue Heimat gefunden.

Damals gab es Angst vor Vandalismus und Einbrüchen

Anno 1997 allerdings waren die Befürchtungen der Angelsportler und ihres damaligen Vorsitzenden Heinz von Eynern groß, dass genau dies nicht passieren werde. Angst vor Vandalismus und Einbrüchen am neuen Standort hegte der Verein. Durfte dort aus rechtlichen Gründen doch keine Wohnung für einen Heimwart eingerichtet werden.

„Zudem sind wir im Hüttenpark nicht mehr so abgeschottet wie zuvor jahrzehntelang an Haus Weile“, sagt Walter Banhold. Nicht zuletzt deshalb wurde das rund 2700 Quadratmeter große Grundstück am Ruhrdeich 18 komplett umzäunt. Außerdem sind die Fenster des ASV-Gebäudes dort seit Anbeginn mit Gittern gesichert, eine Alarmanlage sorgt für zusätzliche Sicherheit.

Die wichtigsten Knoten für Angler sind auf einem Brett dargestellt – im Vereinsheim des ASV Hattingen am Ruhrdeich.
Die wichtigsten Knoten für Angler sind auf einem Brett dargestellt – im Vereinsheim des ASV Hattingen am Ruhrdeich. © Walter Fischer

Schlimmen Befürchtungen sind nicht eingetreten

„Die schlimmen Befürchtungen von vor 20 Jahren allerdings sind zum Glück nicht wahr geworden“, sagt Walter Banhold. Zwar beschädigten Passanten mitunter den Zaun rund um das Gelände. Auch Müll, der auf dieses geworfen werde, sei ein Problem. Aber eine Strafanzeige wegen größerer Delikte „hat der Verein meines Wissens noch nie stellen müssen“.

Aus heutiger Perspektive betrachtet hat der ASV durch den Umzug unterm Strich gewonnen, findet Walter Banhold. Und meint damit auch „die zwei ganz tollen Nachbarn, die wir haben“: die Kanu-Abteilung der SG Welper und die DLRG.

Regelmäßige Feste mit benachbarten Klubs

Mit beiden Organisationen feiere man regelmäßig Feste, Lebensretter und Kanuten unterstützen die vor 40 Jahren vom ASV initiierte und seitdem alljährlich stattfindende Aktion „Saubere Ruhr“. „Und auch sonst helfen wir uns bei Bedarf gegenseitig“, sagt Walter Banhold.

Miese Stimmung damals beim ASV Henrichshütte. (Repro: Walter Fischer / FUNKE Foto Services)
Miese Stimmung damals beim ASV Henrichshütte. (Repro: Walter Fischer / FUNKE Foto Services)

Diese enge Nachbarschaft dreier Klubs sei „ein echter Vorteil, der uns früher nicht so klar war“. Dadurch, dass sich das heutige ASV-Heim „mitten im Trubel“ befindet, „werden wir zudem oft von Spaziergängern angesprochen, was wir in unserem Verein denn eigentlich so alles machen“, erzählt der 67-Jährige. Aufgaben und Aktionen des ASV Henrichshütte rund um den Naturschutz seien auf diese Weise (noch) bekannter geworden.

Verein möchte das Haus von der Stadt kaufen

1960 vertraute die Henrichshütte dem ASV Henrichshütte das Nutzungsrecht für ein Nebengebäude des im frühen Mittelalter erbauten Adelssitzes Haus Weile an. Aus der ehemaligen Ruine entstand ein bescheidenes Anglerheim, das den Angelsportlern mehr als 37 Jahre als Treffpunkt diente.

1997 wurde der Pachtvertrag für das Anglerheim gekündigt. Der ASV musste es bis zum September des Jahres für den Investor Joachim Grum räumen, der das Anwesen zum Landgasthaus mit Biergarten und Partyservice ausbaute. Das neue ASV-Vereinsheim am Ruhrdeich 18 wurde am 5. September 1998 offiziell eingeweiht.

Die mit der Stadt vereinbarte jährliche Nutzungspauschale liegt laut Walter Banhold bei knapp 2000 Euro jährlich, vertraglich vereinbart worden sei eine Nutzung von 99 Jahren mit Verlängerungsklausel und der Möglichkeit, das Haus nach 20 Jahren von der Stadt zu kaufen. Das sei Wunsch des ASV, sagt Banhold: „Wir befinden uns hierüber mit der Verwaltung in Gesprächen.“