Hattingen. Rewe stellt Tablet zur Verfügung. Auch andere Firmen werden aktiv. Ausschlag für oder gegen eine Ausbildung dürfe das nicht geben, sagt die IHK.
Gesucht werden: ein angehender Fachinformatiker, eine künftige Kauffrau zum Dialogmarketing, ein Servicefahrer in spe. Der Auszug aus dem Ausbildungsangebot verrät: Den Unternehmen geht allmählich der Nachwuchs aus. Und einige von ihnen gehen schon dazu über, jungen Frauen und Männern mehr zu bieten als eine fundierte Ausbildung und damit eine berufliche Perspektive.
Rewe verspricht Azubis ein Tablet; „damit das Lernen gelingt“, wie es heißt, auch zum privaten Gebrauch. Wer seine Abschlussprüfung besteht, dürfe das Gerät behalten. „Rewe setzt auf ein neues Konzept – ‘Blended Learning’“, so Sprecher Thomas Bonrath. Dahinter stecke die Erkenntnis, dass es sich besser lerne, wenn Unterricht mit dem Einsatz moderner Medien kombiniert werde.
Betroffen sind auch höchst attraktive Berufe
Mit dem Lockruf der Technik ist das Unternehmen ein Vorreiter, auch wenn es vereinzelt schon andere Firmen gibt, die zusätzliche Anreize über den Ausbildungsinhalt und Zusatzqualifikationen hinaus wie Auslandsaufenthalt oder Studium offerieren. „Aber angesichts der Fakten, die durch den demografischen Wandel geschaffen werden, müssen sich Firmen etwas einfallen lassen“, so Oliver Klug, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (AGAD).
Betroffen von knapper werdenden Interessenten sind nicht nur Verlierer des Nachfragemarktes „Ausbildung“ wie die Nahrungsmittelbranche, immer weniger junge Leute möchten Metzger oder Bäcker werden, sondern auch andere, einst höchst attraktive Berufe. Optiker haben es nach Auskunft der Agentur für Arbeit immer schwerer, ihre Ausbildungsplätze zu vergeben. „Händeringend“ würden Kandidaten gesucht.
Womit könnten Azubis gelockt werden? „Ein Fahrrad, wie es früher mal war, wird nicht mehr ausreichen, hat mir der Personal-Chef eines Unternehmens mal gesagt“, so Oliver Klug. Stefan Lenk, Inhaber mehrerer Rewe-Filialen und Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Ruhr-Lippe, ist davon überzeugt, dass mehr noch als Zusatzanreize eine gute fachliche Ausbildung sowie anständige Behandlung und Bezahlung die wichtigsten Argumente im Kampf um die Jugendlichen sind. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet weiß von Firmen, die besondere Anreize geschaffen haben, wenngleich dies kein flächenmäßiger Trend sei. Sie mahnt aber, die Entscheidung für einen Ausbildungsplatz sollte nicht von Geschenken abhängen, so IHK-Sprecher Jörg A. Linden.
Die Knappschaft hat sich entschieden, nicht Anreize zu schaffen, um Azubis zu bekommen, sondern den Abschluss der Ausbildung mit einer Prämie zu belohnen. 400 Euro erhält jeder erfolgreiche Absolvent.