Hattingen. . Verlust liegt bei 614 000 Euro pro Jahr. 7000 Behandlungen sind 2016 durchgeführt worden. Viele Patienten vermeiden so den Besuch beim Hausarzt

  • Verlust liegt im Schnitt bei 614 000 Euro pro Jahr
  • 7000 Behandlungen sind 2016 durchgeführt worden
  • Viele Patienten vermeiden so den Besuch beim Hausarzt

Ein Riesenloch reißt die Notfallambulanz Jahr für Jahr in den Etat von Krankenhäusern. Immer mehr Menschen suchen die Einrichtung auf, auch wenn viele vielleicht einen Tag später zu ihrem Hausarzt gehen könnten. So entsteht alleine im Evangelischen Krankenhaus (EvK) jährlich ein Verlust von 614 000 Euro. Dabei sind nicht einmal die Personen mitgezählt, die stationär aufgenommen werden.

Für Ulrich Froese, Geschäftsführer der Augusta Kliniken, zu denen das EvK an der Bredenscheider Straße gehört, ist die Entwicklung zweischneidig. Das EvK sei für die gesamte Versorgung der Hattinger zuständig. „Ob jemand nicht in die Notfallambulanz gehört, ist schwierig zu beurteilen. Aber der Kostenfaktor ist wirklich enorm.“

Gespart wird bei den Pflegern

In Krankenhäusern ist immer jemand, an den die Bürger sich wenden können. Im Jahr 2016 haben sich im EvK 6984 Personen in der Notfallambulanz behandeln lassen. „Kosten, die über die Kassenärztliche Vereinigung abgerechnet werden, und ein Posten, der hoch defizitär ist“, räumt Froese ein. Bei jeder Behandlung entstehe ein Defizit von 88 Euro, erklärt der Geschäftsführer. Pro Notfallpatient würden 32 Euro erstattet, 120 Euro koste eine Notfallbehandlung aber durchschnittlich.

„Wenn man 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, Arzt- und Pflegepersonal vorhalten muss, dann macht das bei einer einzigen Stelle 8760 Stunden Arbeitszeit aus. Das heißt, man braucht sechs Vollzeitkräfte“, rechnet Froese vor. Die ständig höhere Zahl an Patienten, die die Notfallambulanz in Anspruch nähmen, liege wohl auch an zunehmend älteren Menschen.

Natürlich gebe es immer einen Teil von Patienten, die da nicht hingehörten. „Aber Pflicht ist, dass der Arzt sich nach festgelegten Leitlinien einen Eindruck verschafft. Wir haben eine Versorgungsverpflichtung. Wenn etwas schief läuft, interessiert das nachher keinen Richter“, so der Geschäftsführer.

„Es gibt Krankenhäuser, die machen sich bei ihrer Notfallambulanz bewusst unattraktiv. Zum Beispiel durch extrem lange Wartezeiten oder schlechte Räume. Das kommt aber für uns nicht infrage. Wir sind für die Menschen da.“ Bei dem Kostendruck, den die Krankenhäuser hätten, müsse man eben das Defizit auf anderem Wege ausgleichen. Was im Klartext heißt: „Es wird im pflegerischen Bereich gespart, die Personaldecke ausgedünnt.“

Ulrich Froese gibt zu, dass ihm die Mitarbeiter im pflegerischen Bereich leid tun. Sie opfern sich auf und sind bis an den Rand des Machbaren belastet. „Der Arbeitsdruck des Pflegepersonals ist enorm hoch.“ Seit Jahren prangerten die Kliniken diesen Zustand an – bisher ohne jeden Erfolg.