Hattingen. . In Niederwenigern wurde 1977 über eine Kooperation bei der Buchausleihe beraten. Heute erhalten Bürger das Bücherei-Angebot in den Stadtteilen.

  • Vor 40 Jahren wurde ein städtisches Angebot in der katholischen Bücherei diskutiert
  • Stattdessen schuf die Stadt Hattingen aber eigene Bibliotheken in den Stadtteilen
  • Davon gibt es die in Welper und Niederwenigern heute nur noch dank Ehrenamtlicher

„Stadt und Kirche wollen gemeinsam Bücherei betreiben“ – vor 40 Jahren wurden Pläne für eine bis dahin einmalige Zusammenarbeit geschmiedet. Die Idee war, in der katholischen öffentlichen Bücherei auch ein städtisches Angebot zu schaffen. Doch dazu kam es nie. Stattdessen bekam Niederwenigern eine eigene Stadtteil-Bibliothek. Heute gibt es die katholische Bücherei nicht mehr und die einst städtische Bibliothek wird von Ehrenamtlichen am Leben gehalten – genau wie in Welper.

In der Bücherstube in Niederwenigern engagieren sich inzwischen 13 Ehrenamtliche für den Erhalt des Angebots.
In der Bücherstube in Niederwenigern engagieren sich inzwischen 13 Ehrenamtliche für den Erhalt des Angebots. © Archiv, Fischer

1981 wurde die städtische Bücherei in Niederwenigern eröffnet. Im Gebäude der Sparkasse ist sie bis heute. „Das war damals ein Schmuckstück, der Bestand wurde komplett neu gekauft“, sagt Bernd Jeucken, Leiter der Stadtbibliothek im Reschop Carré. Zu der angestrebten Zusammenarbeit mit der Kirche ist es aber nie gekommen, bestätigt auch Bärbel Haske, die sich mehr als 40 Jahre in der katholischen Bücherei engagierte.

Zweigstellen im Klassenzimmer

Stattdessen gab es in den Stadtteilen Dependancen städtischer Bibliotheken. „Acht zum Teil abenteuerliche Zweigstellen gab es. Das waren manchmal Klassenzimmer, kleiner als ein Büro, und eine Mitarbeiterin ist herumgefahren und hat sie stundenweise geöffnet“, berichtet Jeucken. Nach und nach wurden die Zweigstellen geschlossen.

Größere Bibliotheken in den Stadtteilen wie Niederwenigern gab es schon seit 1957 in Welper. Doch auch die Stadtteil-Büchereien standen 2007 auf der Streichliste der Stadt, um Personalkosten zu sparen. Dem Einsatz ehrenamtlicher Helfer ist es zu verdanken, dass es in Niederwenigern und Welper noch die Möglichkeit gibt, Bücher und andere Medien auszuleihen.

Ehrenamtliche erhalten Angebote

Heute engagieren sich in Welper 30 und in Niederwenigern 13 Ehrenamtliche für den Erhalt der Büchereien. Sie gewährleisten regelmäßige Öffnungszeiten, sorgen für Nachschub im Bestand und organisieren die Ausleihe. Die Stadt zahlt die Miete beziehungsweise stellt die Räume zu Verfügung und übernimmt die Energiekosten.

In Welper öffnet die Bürger-Bücherei zwei Mal pro Woche in der Erik-Nölting-Grundschule. Auch diese Bücherei wird von Ehrenamtlichen betrieben.
In Welper öffnet die Bürger-Bücherei zwei Mal pro Woche in der Erik-Nölting-Grundschule. Auch diese Bücherei wird von Ehrenamtlichen betrieben. © Volker Speckenwirth

Die beiden ehrenamtlich betriebenen Büchereien freuen sich über viel Zuspruch und eine treue Leserschaft. „Wir haben weit über 300 Leser. Fast alle, die die Bücherei früher schon hatte“, sagt Inge Matthei-Tiede aus Niederwenigern. Gerade Ältere scheuten den Weg in die Stadt und kämen stattdessen an die Essener Straße – manchmal auch nur für einen Plausch. „Wir sind auch mit ein Stück Sozialstation“, sagt sie.

Treue Leserschaft in Stadtteilen

Und auch in Welper freut sich Magdalene Moews über die Treue der Leser. Vor allem für die Kinder der Grundschule gibt es immer wieder Angebote. Um auch für die Erwachsenen Attraktives präsentieren zu können, gibt es in Welper eine Wunschbox, in der Ideen für Neuanschaffungen gesammelt werden. Außerdem würden die Organisatoren gern ab und zu abends öffnen, um für Berufstätige erreichbar zu sein. „Aber das ist im Moment noch schwierig, weil die Bücherei ja in der Schule ist“, überlegt Moews.

Die katholische Bücherei St. Mauritius wurde im vergangenen Jahr geschlossen. Zu einer Kooperation mit der Stadt war es nie gekommen.
Die katholische Bücherei St. Mauritius wurde im vergangenen Jahr geschlossen. Zu einer Kooperation mit der Stadt war es nie gekommen. © Fischer

Beide Büchereien sind jedenfalls auf Spenden angewiesen, um ihre Bestände erweitern und aktualisieren zu können.

Die katholische öffentliche Bücherei in Niederwenigern hat ihr 160-jähriges Bestehen, das sie in diesem Jahr hätte feiern können, nicht mehr erlebt. Im vergangenen Sommer wurde sie aufgrund von Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen in der Gemeinde geschlossen.

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