Hattingen. . Pfingstmontag verfolgten und attackierten drei Heranwachsende Christian Siever, weil er schwul ist. Im Januar soll der Prozess starten.
- Pfingstmontagattackierten drei Heranwachsende Christian Siever, weil er schwul ist
- Bis heute wird der Homosexuelle weiter angepöbelt
- Im Januar soll der Prozess starten
Mehr als ein halbes Jahr ist es her, seit Christian Siever am Pfingstmontag von drei Heranwachsenden bis vor die Haustür verfolgt und dort schwulenfeindlich attackiert worden ist. Noch immer hat er starke Schmerzen. Die Nerven seiner Brustwarzen, an denen ihn einer der Täter heftigst zerrte, sind geschädigt. Christian Siever sagt, er habe damals ein Quetschtrauma erlitten. Dass seine Peiniger „eine gerechte Strafe erhalten“, hofft der 19-Jährige; er hatte sie kurz nach der Tat angezeigt und den Vorfall öffentlich gemacht.
Gespräche mit Glaser und Domian
Christian Siever versichert, dass er immer wieder so handeln würde. „Das war hundertprozentig der richtige Schritt.“ Nur so sei den Feindseligkeiten bis hin zu Angriffen gegen Homosexuelle auf Dauer beizukommen. Die vielen positiven Rückmeldungen, die er für sein Verhalten bekommen hat, haben ihn zusätzlich bestärkt. Nicht nur in Hattingen, wo er unter anderem mit Bürgermeister Dirk Glaser über homophob motivierte Gewalt sprach, auch überregional zog sein Umgang mit dem Übergriff Kreise. Eine Internetplattform für schwule und bisexuelle Jugendliche, das Fernsehen und einige Männermagazine berichteten über ihn. Der Weiße Ring fragte an, ob er vor Jugendlichen sprechen könne, die ähnliches erlebt haben. „Die Organisation plant, in Hamburg ein Zentrum zu eröffnen, das sich mit Gewalt gegen Jugendliche auseinandersetzt: Sogar mit Jürgen Domian hat Christian Siever über den Übergriff geredet – in einer der letzten Telefon-Talkradio-Sendungen des Moderators. „Domian sagte mir, ich solle für mein Anliegen weiter kämpfen.“
2017 geht der Fall vor Gericht
Christian Siever lächelt. Er hat vor Gericht ein Näherungsverbot für die drei Täter ihm gegenüber durchgesetzt, den Verstoß dagegen der Polizei gemeldet. Zumindest einer der drei lasse ihn bis heute allerdings nicht in Ruhe. „Er pöbelt mich weiterhin an, versucht zu provozieren. Ich fühle mich absolut genervt.“ Und dennoch habe das Gericht den jungen Mann bislang nicht in die Schranken verwiesen. Ob er Angst hat vor einem neuerlichen Übergriff? Nein, aber: „Ich bin vorsichtiger geworden“, sagt Christian Siever.
Was nicht heißt, dass er sein Zuhause kaum noch verlässt. Regelmäßig etwa besucht er mit einem Freund Prozesse überall in der Region, „weil Recht mich interessiert“. Jura zu studieren, kann er sich gut vorstellen. Aktuell ist er zwar für Biologie an der Universität Duisburg-Essen eingeschrieben. Aber dieses Fach ist nicht so sein Ding. Christian Siever sagt, als Jurist würde er am liebsten als Richter arbeiten – und Recht sprechen in Jugendgerichts-Prozessen.
Apropos Prozess: „Ich habe kürzlich Post von der Staatsanwaltschaft erhalten. Im neuen Jahr soll es eine öffentliche Verhandlung gegen die drei geben, die mich angegriffen haben.“ Christian Siever sagt, es gehe in dem Prozess wohl um gefährliche Körperverletzung. Vor allem aber gehe es darum, „was in unserer Gesellschaft geht und was nicht“.